Mitten in Münster, zwischen Bekleidungsgeschäften, Drogerien und Kneipen, gibt es Käse, Wurst und Eier direkt vom Landwirt. Der Schriftzug „Auenhof“ und große Schaufenster laden zum Einkaufen ein. Der rund 100 m² große „City-Hofladen“ ist hell und modern gestaltet. Hier verkauft Familie Schulte Bisping aus Telgte bei Münster die eigenen Milch- und Fleischprodukte.
„Die Idee für den Laden in der Stadt hatten wir schon länger. Als die Corona-Krise begann, konnten wir entweder den Kopf in den Sand stecken oder durchstarten – wir haben uns für Letzteres entschieden“, sagt der älteste Sohn Sebastian Schulte Bisping. Schließlich sei mit der Krise auch die Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel gestiegen.
Besondere Philosophie
Hinter dem Auenhof steht der Milchviehbetrieb Schulte Bisping, auf dem schon seit mehr als 30 Jahren Milch verarbeitet wird. Begonnen hat Birgit Schulte Bisping mit der Direktvermarktung, als sie für ihre an Neurodermitis erkrankten Kinder selbst Seifen und Lebensmittel herstellte. Nach einer Ausbildung zur Molkereitechnologin und dem Bau einer eigenen Molkerei startete sie mit der Produktion von Käse, Joghurt sowie Quark.
Mittlerweile steigen auch ihre Kinder in den Betrieb ein. Der 29-jährige Sebastian Schulte Bisping hat sich nach seiner Banklehre und einem BWL-Studium vor rund zwei Jahren für das Familienunternehmen entschieden. Molkereimeister Florian (27) wird bei der Milchverarbeitung von Bruder Felix (25) unterstützt, der gelernte Fleischereimeister und Lebensmitteltechnologe ist. Christian (20) und Maria (18) sind noch in der Ausbildung und Schule.
Tiere und Qualität im Fokus
Zum Betriebskonzept zählt auch, dass Schulte Bispings keine Label nutzen. Stattdessen verwenden sie die eigene Geschichte für das Marketing. Der Slogan „Heimat für handverarbeitete Produkte“ steht hinter dem Betriebsnamen. „Für uns stehen immer die Tiere und die Qualität der Produkte im Vordergrund. Dafür gehen wir auch unkonventionelle Wege“, sagt Sohn Sebastian Schulte Bisping.
Beispielsweise werden die Schweine unter anderem mit Molke gefüttert. So will der Betrieb möglichst viele Reststoffe verwerten und gleichzeitig natürliche Futtermittel nutzen. Darüber hinaus ist am Melkroboter die Zahl der maximal möglichen Melkungen auf 2,3 begrenzt. Das soll die Zusammensetzung sowie Struktur des Milchfettes verbessern und sich positiv auf die Käsequalität auswirken.
Vielfältige Landwirtschaft
Den landwirtschaftlichen Betrieb führt Birgit Schulte Bisping seit dem Tod ihres Mannes vor zehn Jahren zusammen mit Maik Niese, dem besten Freund ihres Mannes und heutigen festangestellten Landwirt. Zum Hof gehören 45 ha Land und 55 Milchkühe. Die Holstein und Fleckviehkühe melkt ein Roboter. Zudem hat die Familie ein Hühnermobil mit 370 Tieren, die GVO-frei gefüttert werden, und rund 100 freilaufende Masthähnchen.
Zusätzlich mästen sie rund 35 zugekaufte Schweine auf Stroh. Dabei setzen sie zum Großteil auf die Rasse Duroc und wollen mittelfristig nur noch diese Rasse halten. Rinder, Schweine und Hähnchen lässt die Familie von verschiedenen Fleischereien in der Region zu Wurstwaren und Fertigprodukten, wie Gulasch im Weckglas, verarbeiten.
Dazu fahren sie die Tiere jeweils selber in kleinen Partien zum Schlachten. „Unser Betrieb ist kleinstrukturiert und es fällt viel Handarbeit an. Aber das gehört zu unserer Philosophie. Wir bleiben lieber kleiner und sind näher an den Tieren. Zum Beispiel ist uns der Weidegang für die Kühe sehr wichtig“, so Birgit Schulte Bisping.
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