Nach dem Klimacheck folgt nun der Klimazuschlag. Die Neuerung beim Milchgeld stellte die Spitze der Molkereigenossenschaft Arla Foods am Freitag vergangener Woche der europäischen Fachpresse vor. Von August 2023 an soll es einen sogenannten Nachhaltigkeitszuschlag für Landwirte geben. Dieser kennzeichnet einen weiteren Schritt bei der Umsetzung der ambitionierten Klimaschutzagenda des Milchunternehmens vom Hof bis ins Kühlregal: Demnach sollen bis 2030 Treibhausgase in den Bereichen Produktion, eigene Logistik und Energienutzung um 63 % reduziert werden. Auf den Arla-Höfen, bei externen Logistikdienstleistungen und Verpackungen werden Verringerungen von 30 % angestrebt. Bis 2050 möchte das skandinavische Unternehmen das Ziel „Netto-Null-CO2eq-Emissionen“ erreichen.
Punktebasiertes System
Zwei Jahre nachdem das Milchwerk einen umfassenden Klimacheck auf 8000 milcherzeugenden Mitgliedsbetrieben in sieben europäischen Ländern eingeführt hat, geht es für Arla-Landwirte nun ins Eingemachte. Ab Mitte kommenden Jahres wird das Milchgeld der Lieferanten von ihren Aktivitäten im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit abhängen. Dafür führt die Genossenschaft ein punktebasiertes Modell für den Zuschlag ein. Umweltverbesserungen werden mit bis zu 3 Cent/kg Milch belohnt. Weiterhin erhalten die Milcherzeuger 1 Cent/kg Milch für die Ermittlung ihrer Klimacheck-Daten.
100 Punkte für den Betrieb?
Bei dem Modell sammeln Milcherzeuger Punkte in verschiedenen Bereichen. Derzeit stehen 19 verschiedene Faktoren zur Auswahl. Zu den Kategorien zählen beispielsweise Futtereffizienz, Einsatz von Düngermitteln, Flächennutzung, Güllemanagement, Verwendung nachhaltiger Futtermittel (entwaldungsfreies Soja) sowie Nutzung von grünem Strom. Vorerst stehen 80 Punkte zur Verfügung – weitere 20 Punkte sollen in den kommenden Jahren in das Modell integriert werden, sodass künftig insgesamt 100 Punkte erzielbar sind. Pro Punkt zahlt Arla 0,03 Cent/kg Milch.
500 Mio. € jährlich
Arla-Geschäftsführer Peder Tuborgh sieht den neuen Zuschlag als historischen Schritt in der Molkereiwelt: „Mit diesem Weg werden wir stärker auf dem Markt auftreten und unseren Kunden und Verbrauchern die klare Botschaft vermitteln, dass der notwendige Wandel für unsere Landwirte seinen Preis hat.“ Gemeint sei damit, dass ein angemessener Anteil des Geldes, das Konsumenten für Arla-Produkte bezahlen, den Landwirten zugutekommen muss. Er bezeichnete das Preismodell als ein wirksames Instrument, um in puncto Null-Emissionen zügig voran zu kommen: „Arla hat jetzt schon einige der klimaeffizientesten Landwirte der Welt, aber wir haben erkannt, dass die Anstrengungen beschleunigt werden müssen. Nur so stehen wir bei der nachhaltigen Milchwirtschaft an der Spitze.“
2,17 Cent/kg pro kg schnell machbar
Laut Tuborgh soll der Zuschlag in erster Linie zur Finanzierung der genannten Maßnahmen dienen, doch auch als Motivation bei der Umsetzung eine Rolle spielen. Bis zu 500 Mio. € stellt Arla jährlich für das Vorhaben bereit. Voraussichtlich werden im ersten Jahr rund 270 Mio.€ über den monatlichen Milchpreis ausgeschüttet – je nachdem, was die Landwirte im Bereich der 19 festgelegten Faktoren leisten. Nach Einschätzung des Arla-Chefs werden Arla-Betriebe anfänglich einen durchschnittlichen Bonus von 2,17 Cent/kg erreichen. Das entspricht dem Erlagen von derzeit im Mittel rund 40 Punkten. Allerdings wäre hier der Eurocent für die Beteiligung am Klimacheck bereits enthalten. Sprich: Es ist noch einiges an Luft nach oben.