Geht die Proteinreduktion in der Mastschweinefütterung über eine sehr stark reduzierte Fütterung nach DLG hinaus, ist eine präzise Futterformulierung notwendig, denn man nähert sich sehr stark dem tatsächlichen Bedarf der Tiere – mit kaum Sicherheitszuschlägen.
Mehr ergänzen
Synthetisches Lysin, Methionin, Threonin und Tryptophan sind in der Schweinefütterung schon Standard – in Einzelfällen auch Valin. Aber steckt in der Endmast noch mehr Potenzial? Um das herauszufinden, ergänzte die Landwirtschaftskammer NRW in einem Versuch zusätzlich Valin, Leucin, Isoleucin und Histidin.
Zwei Versuchsgruppen
Dafür wurden 276 Tiere in zwei Gruppen auf insgesamt zwölf Buchten aufgeteilt. Bis zum Versuchsbeginn erhielten beide Gruppen die gleiche Futtermischung aus Getreide und Ergänzer.
Die Kontrollgruppe wurde ab 70 kg Lebendmasse (LM) auf eine sehr stark N-/P-reduzierte Ration nach DLG-Empfehlungen mit Soja- und Rapsextraktionsschrot gesetzt. In der Versuchsgruppe erhielten die Endmastschweine noch weniger Protein – ohne Raps und mit wenig Soja. Dafür wurden dann freies Valin, Leucin, Isoleucin und Histidin ergänzt.
Stickstoffausscheidung reduziert
Rechnerisch schieden die Schweine der Versuchsgruppe rund 13 % weniger Stickstoff und gut 2 % weniger Phosphor aus, wie Übersicht 1 zeigt. Abluftmessungen konnten das leider nicht bestätigen. Diese haben allerdings nur eine begrenzte Aussagekraft, da sie sich aus baulichen Gründen auf einen Teil der Gruppe beschränkten.
Preis der Aminosäuren zählt
Zuwachs und Futteraufwand der Versuchsgruppe lagen knapp unter der Kontrollgruppe. wie Übersicht 2 zeigt. Statistisch ließen sich die Differenzen nicht absichern.
Für ihre Schlachtkörper erhielt die Versuchsgruppe mit 1,007 Punkten/kg signifikant mehr Indexpunkte. Dadurch erhöhte sich der Schlachterlös um 1,15 € je Tier. Das gleicht die um 2,32 € höheren Futterkosten durch die zusätzlichen freien Aminosäuren nicht ganz aus. Statistisch gesehen bestand jedoch kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Im Mittel lag der Überschuss über die Futterkosten bei 45,53 €.
Fazit
Es ist also möglich, die Rohprotein- und Stickstoffkonzentration im Futter mit zusätzlichen Aminosäuren weiter abzusenken – ohne die Leistung der Tiere signifikant zu verschlechtern.
Bei weiterhin steigenden Preisen für Aminosäuren wäre die Differenz zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe größer, sodass sich die Versuchsration nicht lohnen würde. Langfristig ist aber mit einer besseren Verfügbarkeit und sinkenden Preisen zu rechnen. Dann könnten die Versuchsmischungen auch unter Praxisbedingungen von Vorteil sein. Insbesondere die Vorgaben zur Fütterung in der TA-Luft werden einen weiteren Ansporn geben, die Stickstoffkonzentration im Futter noch stärker abzusenken.
Lesen Sie mehr: