Für große BImSch-Anlagen mit Zwangslüftung wird die Abluftreinigung spätestens 2026 als „Stand der Technik“ nachrüstpflichtig. Einziges Schlupfloch, das aber nicht von der 40 % Minderung bei Ammoniak entbindet: Die Nachrüstung ist wirtschaftlich oder technisch nicht verhältnismäßig.
Die Zahlen, die Lars Broer bei der Düsser Emissionstagung vorstellte, weckten bei den Zuhörern erhebliche Zweifel an der Verhältnismäßigkeit. Der Emissionsspezialist der LUFA Nordwest checkt mit seinen Kollegen einmal jährlich die Anlagen in Niedersachsen. Über die Elektronischen Betriebstagebücher erhält er laufend Praxisdaten über Verbräuche, Kosten und Zuverlässigkeit.
Wahre Wassermassen nötig
Um Ammoniak und Geruch herauszufiltern, sind mehrstufige Wäscher notwendig. Ammoniak wird mithilfe von Säure oder Lauge gebunden, Geruch durch Bakterien im Biofilter. Das Ganze funktioniert nur mit genügend Feuchtigkeit: Ein 2000er-Maststall verbraucht je nach Technik zwischen 1120 und 2500 m³ Frischwasser pro Jahr.
Gesundheitsschädliche Gase
Der pH-Wert ist entscheidend für die Funktion. Ist er zu hoch, sinkt der Abscheidegrad, sodass zu viel Ammoniak freigesetzt wird. Niedrige pH-Werte sind gesundheitsgefährdend durch nitrose Gase.
PH-Werte außerhalb des Sollbereichs stehen an erster Stelle der Mängelliste bei den jährlich vorgeschriebenen Check-ups. Als Hauptursache sieht Broers den hohen Säurebedarf. Ist der Wäscher im Dachraum platziert, muss der Landwirt pro Jahr 186 Kanister à 20 l hochtragen, da ein 2000er-Bestand 3000 kg Schwefelsäure plus 728 kg Nitrifikationshemmer verbraucht.
Öfter Reinigen im Sommer
Zweiter Knackpunkt ist die unzureichende Abschlämmung. Stallluft enthält 1 mg Staub/m³. Das summiert sich bei Sommerluftrate und 2000 Mastplätzen auf 120 kg Staub monatlich, der durch die Abluftreinigung transportiert werden muss. Da Staub im Wasser auf die zehnfache Größe anschwillt, muss die Anlage regelmäßig gereinigt werden.
Hohe Kosten durch teuren Strom
Dritter Knackpunkt sind die Kosten. Vor vier Jahren rechneten Experten der Landwirtschaftskammer mit Investitionskosten von 60 bis 105 € pro Mastplatz. Diese Zahl ist längst überholt. Auch bei den laufenden Kosten ist mit deutlichen Steigerungen zu rechnen – vor allem beim Strom. Der Verbrauch von gut 30 000 kWh/Jahr für 2000 Mastplätze reißt ein Loch ins Budget. Hinzu kommen Kosten für Frischwasser, Säure, Lauge, Nitrifikationshemmer, Lagerung und Entsorgung des Abschlämmwassers.
Das summierte sich in der Vergangenheit je nach Technik auf mindestens 12 € bis hin zu 26 € pro Mastplatz beim 2000er-Stall. Kleinere Bestände haben höhere Kosten pro Platz. Aktuelle Zahlen gibt es nicht. Doch steht zu erwarten, dass der Ukraine-Krieg Investitionen und Verbrauchsmaterialien weiter verteuert.
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