Esparsettheu

Superfood bei Kotwasser​

Esparsette – das klingt nach ­einem Star im Turniersport. ­Tatsächlich ist es eine alte Futter­pflanze, die in der Pferdefütterung für Aufsehen sorgt.​

Die Esparsette (Onobrychis viciifolia) ist eine Futterleguminose. Vor rund 90 Jahren in Deutschland auf 30  000 ha angebaut, führt die Ackerfutterpflanze heute eher ein Schattendasein. Die Landwirtschaftskammer NRW (LWK) berichtet, dass derzeit weniger als 10 ha in NRW in Reinsaat angebaut werden. Dabei ist die Hülsenfrucht ein hochwertiges Futter für Pferde.

Die heutigen wenigen Zuchtsorten der Esparsette vertragen maximal drei Schnitte im Jahr. Damit die Ausdauer nicht zurückgeht, sollten die Schnitte jeweils zur Blüte erfolgen.   (Bildquelle: Kivelitz)

Klassisches Raufutter

Neben Heu aus Gras, Klee und ­Luzerne gehörte Esparsettenheu zu den klassischen Raufuttermitteln. „Es wurde sowohl in der Pferdezucht als auch für Arbeitspferde geschätzt, zumal es schmackhaft und reich an Protein- und Mineralstoffen ist“, erläutert Hubert Kivelitz, Referent für Grünland, Futterbau und Zwischenfrüchte, LWK NRW. Untersuchungen weisen 16 % Rohprotein (1. Schnitt), 16,8 % (2. Schnitt) und rund 21 % (3. Schnitt) aus.

Die Werte können auch deutlich höher liegen. Außerdem werden der Esparsette diätetische Eigenschaften zugesprochen. In Frankreich, wo die Futterpflanze eine deutlich größere Anbaubedeutung hat, wird sie „Sainfoin“ genannt; übersetzt mit „gesundes Heu“.

Für alte Pferde und "schlechte Fresser"

Besonders für Senioren und schwerfuttrige Pferde ist die Leguminose eine ideale Ergänzung zum Kraftfutter, da sie schmackhaft ist und wertvolle Aminosäuren, Mineralstoffe und Rohfasern enthält. Als Proteinquelle ist sie ebenso als Ergänzung zu Heu und Silage geeignet – was insbesondere beim Übergang von der Weidesaison zurück in den Stall interessant ist.

„Denn oft leiden Pferde beim Futterwechsel von Gras zu Heu bzw. Heulage unter freiem Kotwasser“, ergänzt Prof. Dr. Ingrid Vervuert, Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik, Uni Leipzig. Die Fachtierärztin machte gerade in Bezug auf freies Kotwasser sehr gute Erfahrungen mit der Kombination von getrocknetem Gras (Graspellets) und Esparsette.

Hohe Tanningehalte

Die Wirkung ist vermutlich auf die hohen Gehalte an Tannin zurückzuführen. Esparsette enthält fast 7 % in der Trockenmasse, Deutsches Weidelgras 0,07 %. Tannine sind Gerbsäuren. Sie wirken antiblähend und entzündungshemmend. Sie haben eine zusammenziehende Wirkung auf Schleimhäute und sorgen dafür, dass pathogene Keime, die oft Durchfälle verursachen, die Schleimhäute schlechter passieren können.

In den Blättern ist das meiste Tannin. Deshalb ist es wichtig, sie bei der Ernte zu erhalten. Das macht die Feldtrocknung von Esparsetten­heu schwierig. „Mit zunehmendem Anwelkgrad wird die Esparsette sehr brüchig und es entstehen hohe Bröckelverluste vor allem der nährstoffreichen Blätter“, erklärt Kivelitz, „daher sollte die Bearbeitung morgens oder abends erfolgen und wenn möglich, das Heu mit 50 bis 60 % TS laden und mit Belüftung unter 40 °C nachtrocknen.“ Das verhindert, dass Schimmelpilzsporen das Heu befallen.

Esparsette mit ihren blassroten bis rosa-violetten Blütentrauben ist ein ideales Ergänzungsfuttermittel für Pferde und eine attraktive Trachtpflanze für die Honigbiene. (Bildquelle: Kivelitz)

Es ist kein Wurmmittel

Esparsette gibt es im Futtermittelhandel als Cobs. Für ein Großpferd (leichter Arbeit), das an freiem Kotwasser leidet, empfiehlt Fachtierärztin Vervuert täglich etwa 500 g Graspellets und 500 g Esparsette, verteilt auf zwei Portionen.

Übrigens: Die Futtermittelindustrie bewirbt Esparsette auch wegen der antiparasitären Wirkung der Gerbstoffe. Hintergrund sind Fütterungsversuche aus der Schweiz bei Schafen und Ziegen, die zeigten, dass Würmer durch Tannine zwar nicht abgetötet, aber so stark beeinträchtigt waren, dass sie weniger Eier legten. Auch setzen sich keine Wurmlarven im Verdauungstrakt der Kleinwiederkäuer fest. „Die tanninhaltige Esparsette kann jedoch ein konsequentes Entwurmen auf medikamentöser Basis nicht ersetzen“, betont Kivelitz. Fachtierärztin Vervuert ergänzt: „Es gibt keine wissenschaftlichen Studien zur Entwurmung von Pferden.“ Sie mahnt zur Vorsicht mit dieser Pauschaläußerung aus der Futtermittelindustrie.

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