Der Titel ist leicht provokant: „Richtig Rechnen in der Landwirtschaft“ nennt die Katholische Landvolkbewegung Deutschland (KLB) eine Pilotstudie. 20 ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe verschiedener Größe und Ausrichtung aus Deutschland nahmen teil.
1,2 Mio. € Subventionen
Ergebnis: Sie erwirtschaften Nachhaltigkeitsleistungen von mehr als 3 Mio. € pro Jahr für das Gemeinwohl. Das macht die Beiträge der Bauern für die Gesellschaft sichtbar und schafft eine Grundlage für Anerkennung und Würdigung des Berufsstandes, sagt KLB-Geschäftsführerin Bettina Locklair.
Etwa 1,8 Mio. € entfallen auf Leistungen im ökologischen Bereich. 276 000 € gehen auf soziales Engagement zurück, 877.000 € auf regionalökonomisch wirksame Tätigkeiten. Dem stünden aber nur „1.257.939 € an Subventionen gegenüber“, sagt Chrisabella Rappold, Geschäftsleiterin der Regionalwert Leistungen, die die Berechnung entwickelten.
Zielwerte definieren
Die 300 Kennzahlen zur Bewertung und die entsprechenden Zielwerte vereinen die Ansprüche von:
- Richtlinien von Anbauverbänden, gesetzliche Vorgaben und aktuelle politische Entscheidungen,
- Wissen aus empirischen Studien,
- Praxiswissen von Landwirten, erfragt in Workshops,
- Gesellschaftlicher Konsenswertung.
Die Entwickler monetarisierten die Werte auf drei Wegen:
- Umsatzbezogen: Je höher der Nachhaltigkeitsgrad, den ein Betrieb erreicht, desto höher der Wert, der anteilig am entsprechenden Umsatz ausgewiesen wird. Beispiel: Die Erweiterung der Stallfläche für Milchvieh und Mutterkühe wird bis zu einem bestimmten Grad angerechnet. Je mehr Fläche, desto höher der Prozentsatz, der auf den Umsatz dieses Betriebszweigs angerechnet wird.
- Flächenbezogen: Hierbei gibt es einen fixen Betrag je Fläche. Beispiel: Einem Betrieb mit 50 ha bewirtschafteter Fläche stünden pro Hektar Leguminosen 75 € zu, wenn er 30 % der Betriebsfläche (15 ha) anlegt und auch erhält. Seine erbrachte Nachhaltigkeitsleistung beliefe sich auf 15 ha x 75 €/ha = 1125 €.
- Pauschalbeträge: Manche Kennzahlen sind losgelöst von der Zielerreichung. Hier gibt es für jede erbrachte Einheit pauschal einen bestimmten Betrag. Beispiel: Ziel ist es, dass je Festangestellter 0,3 Veranstaltungen (VA) durchgeführt werden, die die Landwirtschaft für Verbraucher erlebbar machen. Jede Veranstaltung wird mit einem Wert von 300 € angesetzt. Ein Betrieb mit zehn Festangestellten, der drei Veranstaltungen durchführt, erbringt somit Leistungen im Wert von 3 VA x 300 €/VA = 900 €.
GAP braucht Nachhaltigkeit
Bei der Weiterentwicklung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik müsse Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert erhalten, fordert die KLB. Diese Forderung nach Wertschätzung und entsprechender monetärer Anerkennung will die KLB in die Diskussion einbringen und mit den nun vorhandenen Zahlen belegen.
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