Schweineställe mit Einstreu und Auslauf liegen voll im Trend. Sie entsprechen dem Verbraucherwunsch nach mehr Tierwohl und einer ursprünglicheren Haltungsform. Am passenden Betriebsstandort lassen sich diese Wünsche durchaus erfüllen. Sie bedeuten jedoch einen beträchtlichen Mehraufwand und erfordern spezielle Absatzwege für das Fleisch. Wenn Schweineerzeuger und Schlachter allerdings mehr mit- und weniger gegeneinander arbeiten, um dem Verbraucher das gewünschte Produkt zu liefern, können alle Beteiligten profitieren.
Regionale Fleischmarke
Aus dieser Überlegung heraus reifte bei Norbert Baumeister, Georg Spüntrup und Christoph Poker die Idee, speziell erzeugte Schweine über ein regionales Markenfleischprogramm zu vermarkten. Baumeister ist Fleischermeister und -sommelier mit eigener Grillschule sowie guten Kontakten in die Metzgerszene. Viele von ihm beratene Handwerksbetriebe suchen ein schmackhaftes Produkt aus der Region, mit dem sie beim Kunden punkten und sich von der Standardware im Discounter abheben können. Spüntrup ist Gesellschafter der Extra-Vit GmbH, einem Unternehmen für Spezialfutter in der Tierernährung, und Poker arbeitet für die Viehvermarktung Lüdinghausen-Selm eG.
Mit Familie Oelgemöller fand sich zudem ein Betrieb, dessen Schweinehaltung optimal zum angestrebten Ziel passt: Nach einem Stallbrand im Jahr 2018 stellten sich Josef und Ursula Oelgemöller die Frage nach der künftigen Ausrichtung des Betriebes. Die Kinder Lena und Jens wollten die Schweinehaltung zwar gerne im Nebenerwerb fortführen, allerdings nicht in der bisherigen Form. Nach reiflicher Überlegung entschloss sich die Familie aus Recke-Obersteinbeck zum Neubau eines Offenstalles mit abgedecktem und beheizbarem Liegebereich, Einstreu und wechselndem Beschäftigungsmaterial sowie einem Kotgang mit schnellem Harnabfluss im Außenauslauf. Im neuen Stall werden seither die Ferkel aus der eigenen Sauenherde aufgezogen und gemästet, nachdem sie in modernen Bewegungsbuchten geboren und gesäugt wurden.
Spezielle Schweinehaltung
Familie Oelgemöller setzt indessen nicht nur auf besonders viel Tierwohl. Die Schweine erhalten auch ein speziell auf die Vermarktung abgestimmtes, gentechnikfreies Futter. Über die Ernährung lassen sich die Fleischqualität und der Geschmack spürbar positiv beeinflussen, verweist Fütterungsexperte Georg Spüntrup unter anderem auf die Extra-Vit-Erfahrungen beim Zumischen ätherischer Öle. Ziel ist ein möglichst zartes Schweinefleisch mit niedrigen Tropfsaft- und Bratverlusten, aber ausreichend viel Fetteinlagerung, denn Fett ist ein wichtiger Geschmacksträger. Dafür spielt die genetische Veranlagung eine wichtige Rolle. „Deshalb verfolgen wir auch hier eine Strategie abseits der üblichen Schweineherkünfte“, ergänzt Christoph Poker, der sich in der Gruppe um den Tierverkehr und die Logistik kümmert.
Faires Miteinander
Oelgemöllers liefern ihre Schweine beispielsweise an einen handwerklich organisierten Regionalschlachthof. Von dort aus geht das Meisterfleisch an weitere Metzgereien, die dem Programm beigetreten sind und aus den Schlachtkörpern nicht nur Filet, Steaks oder Schinken gewinnen, sondern auch Meisterfleisch-Wurst herstellen.
„Der Markt wächst, das Verbraucherinteresse ist groß“, freuen sich die Beteiligten über die absehbare Mengensteigerung. Die konkreten Vermarktungskonditionen möchten sie zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht öffentlich machen. Die Bezahlung der Schlachtschweine erfolgt nach einem Festpreissystem, verrät Christoph Poker: „Die teilnehmenden Landwirte sollen schließlich nicht unter plötzlichen Marktschwankungen leiden und dann auf ihren höheren Kosten sitzen bleiben. Gleiches gilt für die übrigen Programm-Beteiligten. Wir möchten fair, nachhaltig und regional wirtschaften und sind überzeugt, dass das funktionieren kann.“
Das Konzept setzt zudem auf offensive Kundeninformation, erklärt Norbert Baumeister: Die Endverbraucher wissen, woher ihre Schnitzel, Braten oder Würstchen stammen und wie die Tiere gehalten werden. Sobald die Corona-Lage es zulässt, sind überdies „Fleischerlebnistouren“ mit Hof- und Schlachthausbesichtigungen sowie Verkostungen geplant: Transparenz wird bei uns ganz großgeschrieben, so der Fleischexperte. Das Wichtigste bleibt aber, dass das Produkt überzeugt, formuliert Georg Spüntrup die Herausforderung: „Letztlich muss das Fleisch einfach klasse schmecken, sodass sich die Kunden nach dem Verzehr schon auf die nächste Portion freuen. Dann sind sie auch bereit, den notwendigen, spürbar höheren Einkaufspreis zu zahlen.“
Koch-Event am 5. März - gemeinsam kochen und informieren
Etliche Betriebe, Organisationen und Unternehmen aus Agrarwirtschaft, Lebensmittelhandwerk und Ernährungswirtschaft haben sich zum Verein Ernährung-NRW zusammengeschlossen. Unter dem Zeichen „NRW is(s)t gut!“ und mit Unterstützung des Düsseldorfer Landwirtschaftsministeriums engagieren sie sich für regionale und qualitativ hochwertige Lebensmittel. Die Information über aktuelle Themen der Ernährungswirtschaft spielt hierbei eine wichtige Rolle und soll die Position der heimischen Erzeuger stärken.Am 5. März nun lädt der Verein zum „Abend des digitalen Genusses“ ein. Unter dem Motto „Talk & Cook“ soll über das Thema „Fleisch – Alltagsessen oder Luxus?“ diskutiert und parallel mit den Zuschauern zusammen gekocht werden. Das Schweinefleisch dazu stammt aus dem Meisterfleisch-Programm. Verschiedene Experten diskutieren beim Online-Kochen über Verbrauchertrends und die Kunst der guten Fleischzubereitung. Wer am Fleischgenuss-Event teilnehmen möchte, kann bis zum 17. Februar das erforderliche Zutatenpaket für zwei Personen (Kosten: 59 €) bestellen und erhält einen persönlichen Online-Zugang.
Weiter Informationen und Anmeldung über "www.nrw-isst-gut.de"[Link auf http://www.nrw-isst-gut.de]