Ertragseinbußen
Schäden durch Gänse steigen
Gänse können im Grünland deutliche Ertragseinbußen verursachen und das Futter verschmutzen. Eine Studie aus Niedersachsen liefert jetzt Zahlen zum tatsächlichen Schaden.
In Niedersachsen haben die Ertragsverluste auf Grünland durch überwinternde arktische Gänse seit Mitte der 1990er-Jahre deutlich zugenommen. Das ist das Ergebnis einer Mitte vergangener Woche veröffentlichten Langzeitstudie. Fachleute der Landwirtschaftskammer in Oldenburg und Wissenschaftler unter der Leitung des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums hatten die Studie durchgeführt. Den Autoren zufolge kann sie die Grundlage für ein gerechtes und nachvollziehbares System von Ausgleichszahlungen an betroffene Landwirte bilden.
Kaum Schäden durch Blässgänse
Um die Fraßschäden im Grünland – in Form von Biomasseverlusten – beziffern zu können, hatte die Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen bereits Mitte der 1990er Jahre begonnen, Verluste beim ersten und zweiten Grasschnitt zu quantifizieren. Dafür wurden vor der ersten Rast auf Grünflächen im Rheiderland Schutzkörbe aufgestellt, die für weidende Gänse unzugänglich waren. Nach den jeweiligen Rastperioden im Frühjahr verglich die LWK die Biomasse und Grasqualität mit den für Gänse zugänglichen Flächen.
Die größten nachweisbaren Grünlandschäden verursachten die in großer Zahl im Küstenraum überwinternden Nonnengänse. Dagegen seien die Ertragsschäden durch Blässgänse vernachlässigbar. Diese Vögel verließen bereits Mitte bis Ende März ihre Rastgebiete, sodass die Vegetation genug Zeit habe sich zu erholen.
Derweil habe die Gänseäsung keine Wirkung auf den Ertrag und die Qualität der folgenden Grasschnitte. Außerdem sei keine Verschmutzung der Grassilage mit Gänsekot nachgewiesen worden.
Ausgleich für Schäden gefordert
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer begrüßte die Studienergebnisse und hob die besondere Verantwortung für die nordischen „Gastvögel“ hervor, die in dem Bundesland überwinterten. „Gleichwohl benötigen Landwirtinnen und Landwirte für nachweislich entstandene Schäden einen gerechten Ausgleich“, so der Ressortchef.
Dafür zahle Niedersachsen, kofinanziert durch die EU, jährlich mehr als 8 Mio. € an landwirtschaftliche Betriebe. Für die arktischen Gänse seien in Niedersachsen rund 125.000 ha als EU-Vogelschutzgebiete ausgewiesen.
Hintergrund:
In den EU-Vogelschutzgebieten mit signifikanten Vorkommen arktischer Gänse besteht die internationale Verpflichtung, ruhige und störungsarme Äsungsflächen für diese Artengruppe herzustellen. Die Langzeitstudie ist dabei eine wichtige Grundlage zur Bemessung der Ausgleichzahlungen an Landwirtinnen und Landwirte, die in diesen Gebieten an den vom Niedersächsischen Umweltministerium angebotenen Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) für nordische Gastvögel teilnehmen. Seit dem Jahr 2000 sind die Fördersätze immer wieder angepasst worden. Derzeit fallen landesweit rund 28.000 Hektar Acker- und Grünlandflächen unter diese speziellen AUKM. Dafür wendet das Land Niedersachsen, kofinanziert von der EU, jährlich ca. 8 Millionen Euro auf.
Die Studie wurde in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Journal of Applied Ecology“ veröffentlicht und ist im Internet abrufbar.
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