Seit Ende Juni läuft nun die Getreideernte in Ostwestfalen-Lippe. „Mit dem, was wir bisher gedroschen haben, sind wir insgesamt zufrieden“, erklärte der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier, am Rande eines Pressetermins auf dem Ringsthof der Familie König in Enger, Kreis Herford. Dort informierte der WLV-Bezirksverband über die aktuelle Situation, die Herausforderungen des Klimawandels und über die Bemühungen der Landwirte im Bereich Biodiversität bzw. Artenvielfalt.
Die diesjährige Ernte zeige mit ihren stark variierenden Erträgen jedoch sehr deutlich die Bedeutung des Faktors Regen. Die Verteilung der Niederschläge entscheide immer mehr über Wohl und Wehe auf dem Feld und über die Futterversorgung des Viehs, ergänzte Bezirksverbandsvorsitzender Antonius Tillmann. So sind die Landwirte vielerorts positiv von der Wintergerste überrascht. „Aufgrund der Trockenheit im Mai und Juni hätten wir nicht mit solchen Erträgen gerechnet“, freute sich Beringmeier.
Bei Weizen und Triticale sind hingegen – vor allem auf schwächeren Böden – zum Teil erhebliche Trockenschäden zu beobachten. Und für Kartoffeln, Mais und Rüben sowie fürs Grünland war der Regen in dieser Woche ebenfalls dringend notwendig. Beim Mais sind die Trockenschäden vor allem auf den sandigen Böden allerdings nicht mehr reversibel, befürchten die Landwirte. Vor diesem Hintergrund sei es gut, dass viele Tierhalter im vergangenen Jahr einige Grobfutterreserven anlegen konnten.
Herausforderung Klimawandel
Doch welche Möglichkeiten gibt es für die Landwirte, um auf die sich veränderten Klimaverhältnisse mit häufigeren Starkregenereignissen und Trockenphasen zu reagieren? „Die Anpassungsmöglichkeiten in der Natur sind begrenzt. Wir versuchen jedoch, über eine wasserschonende Bodenbearbeitung, über eine angepasste Fruchtfolgegestaltung, Sortenwahl und Aussaatstärke auf das Dürre-Risiko zu reagieren“, erklärten Beringmeier und Tillmann.
Zudem sei die Pflanzenzüchtung gefragt, mehr hitze- und trockenheitstolerante Sorten zu entwickeln, ergänzte der WLV-Umweltausschussvorsitzende und Herford-Bielefelder Kreisverbandsvorsitzende Hermann Dedert. Dazu sollten nach seinem Dafürhalten auch moderne Verfahren wie die als „Genschere“ bezeichnete (CRISPR/Cas-Methode) genutzt werden.
LEPUS-NRW zum Schutz von Rebhuhn & Co.
Neben der Ernährungssicherheit wollen die Landwirte indessen den Umweltschutz nicht vernachlässigen: Ein Beispiel dafür ist das Projekt „LEPUS-NRW – Lebensräume erhalten, planen und schützen“, an welchem der Ringsthof teilnimmt. Senior Friedrich-Wilhelm König und sein Sohn Georg haben zusammen mit Sven Nadolny von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft überlegt, wie sie vor allem den in der Population bedrohten Rebhühnern und Kiebitzen sowie anderen Offenlandarten wie Hasen und Feldlerchen gezielt helfen können.
Dazu eignen sich unter anderem gezielt in der Feldflur verteilte Rückzugsräume in Form von Blühflächen und Extensivgetreideschläge mit Ernteverzicht sowie lückigen Ackerbrachen. Von diesen Elementen hat Familie König auf ihrem Ackerbaubetrieb insgesamt rund 5 ha angelegt und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Erhalt der Artenvielfalt. „Uns geht es darum, Ökonomie und Ökologie sinnvoll zu kombinieren,“ erklärte Friedrich-Wilhelm König.