Zuckerrüben – Wildrüben, Blattflecken, Cercospora, Gammaeule, Rübenmotte

2. Juli 2019 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche

Kulturschosser können sich so stark vermehren, dass die Fläche für den Rübenanbau ungeeignet ist. Sie müssen entfernt werden.   (Bildquelle: Dr. Dissemond)

Kulturschosser beseitigen: Wildrüben aus nicht bereinigten Kulturschossern können nach dem Reihenschluss in kleinen Nestern auftreten. Im Rübenanbau stellen sie ein kaum zu beherrschendes Problem dar. Sie führen wegen der starken Vermehrung innerhalb weniger Jahre zu einer massiven Verunkrautung der Flächen, die dann kaum noch für den Zuckerrübenanbau geeignet sind. Die warme Witterung fördert die schnelle Entwickelung der Schosser. Diese Pflanzen müssen unbedingt vor der Samenreife aus dem Bestand entfernt werden. Die Arbeit muss unter Umständen nochmals wiederholt werden.

Bakterielle Blattflecken (links) sind unregelmäßig, dunkelgrau und haben einen breiten, rotbraunen Rand. Cercospora-Blattflecken sind 2 bis 3 mm groß, rund und rot. (Bildquelle: Dr. Dissemond)

Kontrolle auf Blattflecken: Früh in der Saison bilden sich oft bakterielle Blattflecken, auf verletzten Blättern, die durch Pseudomonas verursacht werden. Die Symptome werden häufig mit Cercospora-Blattflecken verwechselt. Eine Kontrolle der Rübenflächen auf Befall mit pilzlichen Blattflecken ist angeraten. Bekämpfungsmaßnahmen sind erforderlich, wenn 5 % der Blätter (= 5 von 100 bonitierten Blättern aus dem mittleren Blattkranz) Befall zeigen. Die bakteriellen Blattflecken sind unregelmäßig, dunkelgrau und mit breitem rotbraunem Rand. Auf den Flecken sind keine schwarzen Punkte oder ein Pilzbelag, wie bei Cercospora, zu finden. Da sich der Befall normalerweise kaum ausbreitet und unter trockeneren Bedingungen zurückgeht, sind Ertragsverluste nicht zu erwarten. Eine Bekämpfung ist nicht möglich und auch nicht erforderlich. Cercospora-Blattflecken dagegen treten bei Reihenschluss zuerst an älteren Blättern auf. Die Flecken sind 2 bis 3 mm groß, rund und rot. Diese werden später im Zentrum hellgrau und sind mit einem charakteristischen roten Rand umgeben.Jeweils am Mittwoch finden Sie die aktuellen Erhebungsdaten aus den nordrhein-westfälischen Anbaugebieten unter www.isip.de sowie auf den Internetseiten der Anbauverbände und Zuckerindustrie. Zur Beurteilung der Bekämpfungsnotwendigkeit eignet sich besonders das online verfügbare Programm LIZ-Fungizid (www.liz-online.de). Mit wenigen Eingaben zu Befallshäufigkeit, Witterung, Beobachtungs- und Erntetermin sowie zur Ertragserwartung ist schnell eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchgeführt. Wer es genauer wissen will, kann ergänzende Angaben zu Befallsstärke, Sorte, Befallsrisiko auf dem Schlag und vorgesehenem Fungizid machen.

Links: Falter der Gammaeule, rechts: Larve de rGammaeule (Bildquelle: Stanke, Dr. Dissemond)

Gammaeule fliegt: Die Bestände regelmäßig auf beginnenden Raupenfraß kontrollieren. Ein Insektizideinsatz sollte erst nach Überschreiten der Bekämpfungsschwelle von einer Raupe je Pflanze erfolgen. Insgesamt tritt ein bekämpfungswürdiger Befall in der Regel nur im mehrjährigen Abstand auf. Zur Bekämpfung bieten sich zum Beispiel Karate Zeon oder Kaiso Sorbie an. Wichtig: Nur bei den frühen Raupenstadien ist der Bekämpfungserfolg sehr gut.
Zudem sind immer noch viele Nützlinge gegen die Blattläuse unterwegs: Marienkäfer, Schwebfliegen, Florfliegen, Schlupfwespen sowie Weichkäfer.

Rübenmotte tritt regional auf: Hohe Temperaturen und Trockenheit haben den Flug der Rübenmotte begünstigt, vor allem im südlichen Rheinland. Stärkeres Auftreten ist zu befürchten, da im letzten Jahr der Befall regional massiv war und die Puppen im Boden überwintern. Werden sie nicht durch tiefes Pflügen reduziert, kann im Folgejahr bei passender Witterung wieder starker Befall auftreten.
Aus süddeutschen Erfahrungen geht hervor, dass die Bekämpfung zum Flughöhepunkt (ähnlich wie beim Maiszünsler) mit z. B. Karate Zeon oder Trafo WG erfolgen sollte, also frühzeitig gegen die Motte, die Eiablage und frisch schlüpfende Larven. Da die eigentlich schädigenden Larven später in den Blättern oder im Kopf der Rüben sitzen, sind späte Insektizidbehandlungen, selbst mit hohen Wasseraufwandmengen und mit Zusätzen von Netzmitteln, die den Wirkstoff tiefer in den Rübenkopf eindringen lassen, nur bedingt wirksam (Wirkungsgrade um 50 %). Das Schadbild ähnelt dem Bormangel (Herz und Trockenfäule). Fraßgänge der Raupe können bis tief in den Rübenkopf hineinreichen. Da sie stark mit Kot durchsetzt sind, tritt Fäulnis auf, die einen Blattneuaustrieb verhindert und später zu einer Kopffäule führen kann. Die Rüben können in Verbindung mit Trockenheit und Hitze bis zum Totalausfall geschädigt werden.