Zuckerrüben – auf Rübenfäulen achten

Bei den wöchentlichen Bonituren der Blattkrankheiten werden jetzt mit Beginn des stärkeren Dickenwachstums auch Fäulen an den Rübenkörpern gefunden. Dabei treten bisher die folgenden drei Fäulen stärker hervor:

  • Bormangel: Ausgelöst durch die ausgeprägte Sommertrockenheit zeigen sich vor allem auf leichten Böden mit hohen pH-Werten ausgeprägte Bor-Mangelsymptome. Neben der typischen Herz-Trockenfäule tritt auch schon eine deutliche Flankenfäule an den Rübenkörpern auf. In Verbindung mit saprophytischen Pilzen kommt es in der Folge zu einer starken Nassfäule, die eine Verarbeitung der Rübe letztlich unmöglich macht. Wenn Bormangel im Bestand sichtbar wird, ist der Schaden nicht mehr zu reparieren. Auf Bor-Mangelstandorten muss eine Bordüngung vorbeugend erfolgen, damit eine Wirkung erzielt wird.

  • Rhizoctonia solani = Späte Rübenfäule: Staunässe sowie Stark­niederschläge und die warme Witterung der letzten Wochen begünstigen den bodenbürtigen Pilz Rhizoctonia solani, den Auslöser der Späten Rübenfäule. Gefährdet sind vor allem Standorte mit hohem Maisanteil in der Fruchtfolge und viel unverrotteter organischer Masse im Boden. Weiterhin sind Bodenverdichtungen mit Staunässe, oft ausgelöst durch schwere Erntemaschinen bei ungünstigen Witterungsbedingungen, förderlich für den Pilz. Typisch für einen Befall ist das nesterweise Welken und Absterben der Blätter mit gleichzeitiger Fäulnis der Rübenkörper.
    Das klassische Schadbild zeigt sich aber nicht immer schon zu Beginn der Fäule (oft bleiben die Blätter lange grün), daher auffällige Pflanze ausgraben und den Rübenkörper kontrollieren. Eine direkte Bekämpfung der Späten Rübenfäule ist nicht möglich. Lediglich über ackerbauliche Maßnahmen (Ausweitung der Fruchtfolge, Verzicht auf Wirtspflanzen wie Mais usw.) sowie über den Anbau toleranter Rüben, die aber leider noch nicht das Ertrags­niveau einer Hochleistungssorte erreichen, kann beim nächsten Anbau reagiert werden.

  • Ditylenchus dipsaci = Rüben­kopf­älchen: Trotz der Trockenheit, die in der Vergangenheit meist einen starken Befall mit Rübenkopf­älchen verhinderte, findet man in den Befallsregionen der Zucker­fabriken Euskirchen und Jülich auf den Anbauflächen vermehrt geschädigte Rüben. Im Anfangsstadium ist an den Rübenköpfen unterhalb des Blattansatzes ein pus­teliges, weißes Luftgewebe zu erkennen. Später geht dieses Gewebe in Fäulnis über, die sich über den gesamten Kopfbereich ausbreitet und tief in den Rübenkörper eindringt. Diese Situation ist teilweise schon erreicht. Vor allem die kühlen und sehr feuchten Bedingungen nach der Aussaat scheinen sich sehr positiv auf die erste Vermehrungswelle des Schädlings ausgewirkt zu haben.

Rüben, die auf bekannten Befallsstandorten oder auf Verdachtsflächen (Flächen, auf denen bereits faule Rüben gefunden wurden, ohne dass man die Ursache feststellen konnte) stehen, daher unbedingt auf Schadsymptome kontrollieren. Dies lässt sich sehr gut mit der Kontrolle auf Blattkrankheiten oder dem Entfernen von Schossern und Wildrüben kombinieren.

Die größte Schwierigkeit dabei ist, den Befall zu finden, da die Rübenpflanze bis zuletzt ihr volles Blattwerk behält. Bisher gibt es gegen Ditylenchus dipsaci weder direkte (chemischer Pflanzenschutz) noch indirekte (Resistenzzüchtung) Bekämpfungsmöglichkeiten. Die Rübenkopfälchen besitzen einen Wirtskreis mit weit über 500 Pflanzenarten, daher gibt es in der Fruchtfolgegestaltung kaum Handlungsspielräume.
Auf der Suche nach mittelfristigen Lösungsmöglichkeiten wurden in Streifenversuchen Rübensorten gefunden, die sich gegenüber dem Kopfälchen toleranter und damit ertragssicherer zeigen. Die Sorte Beretta hatte dabei, unabhängig von der Nematodenvermehrung, die geringsten Befallssymptome sowie das höchste Ertragsniveau. Ihr folgt die Sorte Timur, die gleichzeitig eine hohe Toleranz gegenüber dem Bodenpilz Rizoctonia solani (Auslöser der Späten Rübenfäule) aufweist. Treten beide Schaderreger auf einer Anbaufläche auf, ist der Anbau dieser Sorte zu bevorzugen. In einem Starkbefallsjahr können aber auch diese Sorten ein Faulen der Rübenkörper nicht verhindern.
Werden faule Rüben auf der Fläche festgestellt, egal welche Ursache die Fäulnis hat, sollte die Ernte so früh wie möglich erfolgen, da sich die Fäule im Bestand schnell ausbreitet. Auch die Mietenlagerung ist so kurz wie möglich zu gestalten. Zudem sollte die Zuckerfabrik kontaktiert werden, um das weitere Vorgehen in beiderseitigem Interesse abzustimmen, damit der Schaden so gering wie möglich bleibt.


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