Mais – Trockenstress

6. August 2019 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche.

Wie im Vorjahr leidet der Mais landesweit mehr oder weniger unter Trockenstress. Im Vergleich zu 2018 war es aber, abgesehen von den beiden Hitzeperioden im Juni und Ende Juli, nicht so warm. Bezüglich der Niederschläge ist tendenziell ein Südost-Nordwest-Gefälle gegeben. An einzelnen Wetterstationen, wie zum Beispiel Emsdetten (Kreis Steinfurt), fielen von Anfang April bis Ende Juli weniger als 120 mm Regen. Im gleichen Zeitraum konnten in Bad Lippspringe (Kreis Paderborn) fast 250 mm gemessen werden. Oftmals sind aber schon auf kleinsten Raum deutliche Unterschiede in den Regensummen zu verzeichnen. Die stärksten Trockenschäden sind auf den leichten Böden im nördlichen Münsterland und am Niederrhein zu finden. Hier blieb der Mais zum Teil schon im Fahnenschieben hängen. Die Bestände rollten schon Anfang Juli zum Teil Tag und Nacht. Im Extrem reichte das Wasser nicht einmal für eine minimale Verdunstungskühlung, sodass einzelne Bestände bzw. Teilbereiche der Schläge auch schon im Blattapparat verbrannt und mehr oder weniger abgestorben sind. Besonders den Zweitfruchtmais hat es in vielen Regionen „erwischt“. Erste Probleme gab es hier oft schon im Auflaufen, da es schlichtweg an Keimwasser fehlte. Auf leichten Standorten blieben diese Bestände im weiteren Verlauf oft schon im Streckungswachstum hängen – Totalausfälle sind vorhanden.

Dort, wo das Wasser für das Fahnenschieben und die Blüte reichte, kamen die Pflanzen etwa zehn bis zwölf Tage später als im Vorjahr, schwerpunktmäßig ab Mitte Juli, zur Blüte. Der anhaltende Trockenstress und die hohen Temperaturen in der letzten Julidekade können allerdings grundsätzlich schlechtere Befruchtungsergebnisse zur Folge haben. Auch wenn augenscheinlich Pollen in den Beständen geflogen sind und Nabenfäden geschoben wurden, ist noch nicht überall zu erkennen, dass die Kornanlagen befruchtet wurden. Zum Teil sind noch intakte Nabenfäden zu finden, was ein Indiz dafür ist, dass keine Befruchtung erfolgte. Vielfach reichte das Wasser wohl für die Pollenschüttung – das deutlich verzögerte Schieben der Nabenfäden kann aber die Befruchtung behindert haben. Das „Verpassen“ der Befruchtung wird dabei durch hohe Temperaturen begünstigt, da die Fertilität bzw. die „Haltbarkeit“ der Pollen durch Hitzeeinwirkung deutlich leiden kann.

Hier fehlte es an Wasser für eine minimale Verdunstungskühlung. Vertrocknete Blätter, kein Kolbenansatz. Ertrags- oder Qualitätszuwächse sind nicht mehr zu erwarten. (Bildquelle: Erhardt)

Gestresste Bestände sollten jetzt hinsichtlich des Kolbenansatzes kontrolliert werden. Bleiben ergiebige Niederschläge weiter aus, ist damit zu rechnen, dass auch befruchtete Kornanlagen noch ausfallen werden, sodass Nachkontrollen ratsam sind. Auch bislang augenscheinlich „gute“ Bestände reduzieren mittlerweile deutlich, sowohl im Blattapparat als auch in den Kornanlagen. Während die Blätter in diesen Beständen jetzt von unten nach oben absterben, um letzte Wasserreserven zu mobilisieren, werden die Kornanlagen von der Kolbenspitze aus reduziert. Wo eine Körnernutzung geplant ist, sollte im Falle des Falles eine alternative Nutzung als Silomais geprüft werden. Offensichtlich kolbenloser Mais mit bereits sehr hohen Anteilen trockener Blätter müsste vorzeitig gehäckselt werden, um die Verdichtbarkeit des Erntegutes zu gewährleisten. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, da die Bestände sich meistens sehr heterogen präsentieren. Es ist unbedingt zu berücksichtigen, dass in Teilbereichen mit vitalen Pflanzen, auch bei reduziertem Kolbenansatz, noch erhebliche Ertrags- und Qualitätszuwächse zu erwarten sind. Bei den Reifeansprachen sollten daher immer die guten Bereiche im Fokus stehen, damit das Ertrags- und Qualitätspotenzial des Maises zumindest anteilig genutzt werden kann.