Kartoffeln – Krautregulieren, Krautfäuledruck, Maleinsäurehydrazid

24. Juli 2018 – Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenbau für diese Woche.

Kartoffeln – bei Krautregulierung Witterung beachten: Sind die Bestände noch „sehr grün“ oder herrscht zum Zeitpunkt der Krautregulierung eine trockenheiße Witterung so wie aktuell vor, besteht ein hohes Risiko für Gefäßbündelverbräunungen und Nabelendnekrosen. Deswegen sollte die Krautregulierung, besonders mit Reglone, nicht bei hohen Temperaturen auf welkende Bestände mit Wasserdefizit ausgebracht werden. Angeraten ist es, die Behandlung in die frühen Morgenstunden zu verlegen, damit die Taufeuchtigkeit zum Ausgleich des Wasserhaushaltes der Pflanzen genutzt werden kann. Durch Spritzfolgen (Vor- und Nachlage) oder ein Splitting kann die Gefahr von Gefäßbündelverbräunungen und Nabelendnekrosen deutlich reduziert werden.

Zudem baut die Pflanze bei hohen Temperaturen eine stabile Wachsschicht auf, die ein Eindringen der Sikkative erschwert. Unter diesen Bedingungen die sikkativspezifische Wassermenge nicht unterschreiten. Wiederaustrieb kann nur nachhaltig verhindert werden, wenn die Stängelbasis ausreichend benetzt wurde.

Die endgültige Entscheidung über die Zukunft von Reglone ist noch nicht gefallen, für 2018 steht es zur Krautregulierung aber noch zur Verfügung. Für Nordrhein-Westfalen haben sich Spritzfolgen von Reglone 0,3 l/ha bis 1,0 l/ha zur „Öffnung“ des Bestandes, gefolgt von Reglone 1,0 l/ha bis 1,5 l/ha, Shark 1,0 l/ha oder Quickdown 0,8 l/ha + Toil 2,0 l/ha bewährt. Reglone ist zwar deutlich schneller, aber Shark und Quickdown verhindern einen möglichen Wiederaustrieb wirksamer. Bewährt hat sich die Nachlage der Tankmischung aus Reglone 1 l/ha und Shark 1 l/ha. Wobei die Aufwandmenge von Reglone bei der Tankmischung nicht höher als 1,0 l/ha sein sollte, damit die Pflanzen nicht zu schnell absterben und Shark noch auf die Stängel wirken kann. Falls notwendig, zulassungskonform weitere Nachlagen durchführen, was bei der aktuell trockenheißen Witterung aber voraussichtlich nicht nötig sein wird.

Zum Öffnen des Blätterdaches kann auch Quickdown 0,8 l/ha + Toil 2,0 l/ha eingesetzt werden, aufgrund der aktuell sonnigen Witterung auch mit halbierter Aufwandmenge.

Durch ein vorheriges Krautschlagen kann die Aufwandmenge der Sikkative in der Nachlage deutlich reduziert werden. Für einen optimalen Sharkeinsatz muss der Bestand noch eine Reststängellänge von mindestens 20 cm aufweisen. Zwischen dem Krautschlagen und der Nachlage Sikkativ sollten 1 bis 2 Tage liegen. Als Nachlage kann auch das neu zugelassene Mittel Beloukha mit 16 l/ha in 200 bis maximal 260 l/ha Wasser eingesetzt werden.

Das Krautschlagen hat sich in Nordrhein-Westfalen noch nicht etabliert, da es einige Nachteile hat, z.B. Beschädigung der Dämme, mehr grüne Knollen, weniger Schlagkraft und höhere Kosten. Die Vorteile sind aber z.B. die Reduzierung der Knollengröße, die Begrenzung des Unterwassergewichts und Stärkegehalts sowie eine schnelle Schalenfestigkeit.

Hitzebedingt reagieren einzelne Sorten aktuell mit vorzeitigem Zusammenbruch. Grün bis grüngelbe Bestände verwelken innerhalb wenige Tage, ohne vorher gelb geworden zu sein. In den Sortenversuchen sind besonders die Sorten Gunda (wie immer in Trockenjahren), Allians und Belana auffällig. In der Praxis werden ähnliche Beobachtungen gemacht.

Sind die Bestände schon weit in der Abreife, das heißt mindestens 30 % des Blattapparates ist abgestorben, kann eine einmalige Behandlung mit Reglone 1,5 l/ha bis 2,5 l/ha, Quickdown 0,8 l/ha (+ Additiv Toil 2 l/ha), Shark 1,0 l/ha oder der Tankmischung aus 1,0 l/ha Reglone + 1,0 l/ha Shark ausreichend sein. Seit 2014 werden in Kammerversuchen und in der Praxis mit dieser Tankmischung gute Ergebnisse erzielt.

Kartoffeln – sehr niedriger Krautfäuleinfektionsdruck: An der Krautfäulefront ist weiterhin alles ruhig. Keine Niederschläge in Sicht, deswegen besteht aktuell auch keine Krautfäulegefahr. Spritzabstände von 14 Tagen sind auf unberegneten Beständen möglich. Um grüne Bestände weiter grün zu halten und um Alternaria zu begrenzen, mancozebhaltige Fungizide und/oder Signum einsetzen. Da aufgrund der Trockenheit unberegnete Bestände kaum Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen können, ist die Gabe von Blattdünger in noch grünen Beständen sinnvoll.

Beim Durch- oder wie in diesem Fall Zwiewuchs, verlagert sich die Stärke vom Nabel-ende zum Kronenende und führt zur Glasigkeit. Hier muss frühzeitig mit Maleinsäurehydrazid gegengesteuert werden. (Bildquelle: Dr. Benker)

Kartoffeln – Maleinsäurehydrazid: Wie einsetzen? Aufgrund der trockenheißen Witterungsbedingungen müssen einige Dinge beim Einsatz von Maleinsäurehydrazid (CROWN, ITCAN, Fazor, Himalaya) beachtet werden. Die Anwendung sollte bis maximal 25 °C erfolgen. Bei dem aktuell trockenheißen Wetter sind die Spritzungen in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden zu verlegen. Es sollte keine Beregnung innerhalb der nächsten 24 Stunden nach der Behandlung erfolgen bzw. die Regenprognosen sind zu berücksichtigen, wobei voraussichtlich bis Ende Juni keine Niederschläge fallen werden.

Es empfiehlt sich Maleinsäurehydrazid möglichst solo ausbringen, denn Tankmischung mit Fungiziden, Additiven oder Blattdüngern haben sich häufig als problematisch erwiesen. Die Kombination mit Curzate M WG und Shirlan ist aber möglich. In Kammerversuchen wurde durch diese Tankmischung die Wirkstoffeinlagerung sogar verbessert.

Der Wirkstoff muss von den Blättern aufgenommen, in der Pflanze systemisch verteilt und über den Saftstrom aktiv in die Knollen transportiert werden. Wenn der Saftstrom aber behindert wird, z. B. wenn aufgrund von hohen Temperaturen die Bestände „stehen“, also kein Stofftransport in die Knolle stattfindet, oder die Bestände schon sehr weit in der Abreife sind oder stark liegen, kann Maleinsäurehydrazid keine volle Wirksamkeit entfalten. Damit Maleinsäurehydrazid optimal wirken kann, müssen die Kartoffelpflanzen noch mindestens drei Wochen lang grünes Laub aufweisen, bei Hitze kann sich der Zeitraum aber verlängern.

Wenn die Bestände zusammenbrechen und kaum noch grünes Laub aufweisen, macht eine Applikation keinen Sinn mehr. Zwar dürfen einige der unteren Kartoffelblätter sich schon gelb verfärben, aber der Großteil des Kartoffelkrautes muss noch grün sein. Eine Wartezeit von 21 Tage ist zu beachten.