Kartoffeln - Krautfäulestängelbefall, Ausfallkartoffeln, Blattläuse

9. Juni 2020 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche.

Erster früher Krautfäulestängelbefall auf Versuchsstandort: Trotz der lang anhaltenden Trockenheit und der sehr warmen Temperaturen wurde auf zwei Standorten früher Krautfäulestängelbefall gefunden. Zum einen auf einem Praxisschlag im Kreis Neuss, Frühkartoffeln, dreimal beregnet. Zum anderen am Versuchsstandort im Kreis Heinsberg-Viersen im Versuch mit künstlich infizierten Pflanzknollen. Trotz der fehlenden Niederschläge und ohne Beregnung hat die Infektion funktioniert. Das ist unerwartet und sehr bedenklich.

Flächen kontrollieren, besonders die unter Beregnung stehenden. Ein früher Stängelbefall ist schwerer zu erkennen als ein Blattbefall, da er häufig im unteren Bereich der Pflanze auftritt. Weil im August 2019 auf zahlreichen Schlägen Krautfäule auftrat, besteht ein Risiko, dass auch Pflanzgutpartien sich infiziert haben.
Besteht die Gefahr eines frühen Stängelbefalls muss die Startspritzung mit einem systemischen Mittel (z. B. Fantic M, Infinito, Proxanil + Winby, Ridomil Gold MZ, Rival Duo + Carneol, Zorvec Enicade Nzeb + Manzate) durchgeführt werden. Ist schon Befall vorhanden, bevorzugt ein lokalsystemisches, cymoxanilhaltiges Mittel (z. B. Carial Flex, Curzate M WG, Moximate 725 WG, Nautile, Reboot, Tanos, Video, Zetanil M) in Kombination mit einem Sporizid (z. B. Carneol, Frowncide, Nando 500 SC, Ohayo, Ranman Top, Shirlan, Terminus, Winby) einsetzen. Behandlung wiederholen.

Früher Krautfäulestängelbefall am Versuchsstandort in Schwalmtal ohne Beregnung (Bildquelle: Dr. Benker)

Früher Stängelbefall auf beregneter Praxisfläche im Kreis Neuss (Bildquelle: Herfarth)

Ausfallkartoffeln in Folgekulturen bekämpfen: 2020 ist nun das achte Problemjahr mit Ausfallkartoffeln in Folge, in diesem Jahr besonders stark.

Eine Ausfallkartoffel pro m² entspricht phytosanitär einem Anbaujahr Kartoffeln.
Das Risiko für fruchtfolgebedingte Krankheiten steigt stark an.
Im Vordergrund muss die Vermeidung von Ausfallkartoffeln stehen, allerdings hat sich innerhalb der letzten Jahre ein so großes Gefährdungspotenzial aufgebaut, wodurch die Bekämpfung in den Folgekulturen in den Vordergrund gerückt ist.
In Getreide und Raps sind Ausfallkartoffeln aktuell zwar nicht sichtbar, aber vorhanden. Können hier aufgrund der dichten Bestände aber nicht mehr bekämpft werden.
In Zuckerrüben und Gemüsekulturen ist eine Bekämpfung sehr schwierig und arbeitsintensiv, sollte aber durchgeführt werden (Hacken oder im Dochtstreichverfahren).
Immer häufiger werden Ausfallkartoffeln in Kulturkartoffeln gefunden. Dies ist sehr problematisch, zum einen wegen der an ihnen auftretenden Krankheiten und Schädlinge, zum anderen wegen der Sortenvermischung. Die Bekämpfung hier ist nur durch den Einsatz von Glyphosat (Roundup Rekord 1x, maximal 5 kg/ha) im Dochtstreichverfahren 33%ig zur Einzelpflanzenbehandlung möglich.
Deswegen muss der Fokus aktuell auf die betroffenen Maisflächen gelegt werden, da hier die Ausfallkartoffeln relativ gut bekämpfbar sind. Wobei eine einmalige Behandlung nicht ausreichend ist. In den Kammerversuchen wurde die beste Blatt- und Knollenwirkung mit der Vorlage Calaris 1,25 l/ha und der Nachlage aus Callisto 1 l/ha + Effigo 0,35 l/ha erzielt (erlaubt sind max. 150 g/ha Mesotrione pro Saison). Eine fast genauso gute Wirkung zeigte die neu geprüfte Tankmischung Simba 100 SC 0,75 l/ha + Onyx 0,75 l/ha zweimalig appliziert.

Der Super-Gau: Ausfallkartoffeln in Kulturkartoffeln (Bildquelle: Dr. Benker)

Im Mais lassen sich Ausfallkartoffeln relativ gut bekämpfen.

Ausfallkartoffeln in Zwiebeln lassen sich nur durch Hacken oder im Dochtstreichverfahren bekämpfen.

Die Ausfallkartoffeln haben schon Knollen gebildet.

Kartoffeln – Blattläuse und Bienenschutz: In Kartoffelbeständen treten vermehrt Blattläuse auf. In Pflanzkartoffeln sofort behandeln, in Konsumkartoffeln können Marienkäfer und ihre Larven einen Anfangsbefall gut reduzieren. Erst bei Überschreiten der Schadschwelle von max. 500 Blattläusen auf 100 Fiederblättern muss eine chemische Bekämpfung erfolgen, um eine Honigtaubildung zu vermeiden. Bevorzugt B4-Produkte einsetzen.

Normalerweise werden Kartoffelbestände nicht von Bienen beflogen, es sei denn Honigtau hat sich gebildet oder blühende Unkräuter sind vorhanden. Dann ist der Einsatz von bienengefährlichen Produkten verboten.
Folgende Auflagen beachten:

  • NB6612: Das Mittel darf an blühenden Pflanzen und an Pflanzen, die von Bienen beflogen werden, nicht in Mischung mit Fungiziden aus der Gruppe der Ergosterol-Biosynthese-Hemmer angewendet werden. Mischungen des Mittels mit Ergosterol-Biosynthese-Hemmern müssen so angewendet werden, dass blühende Pflanzen nicht mitgetroffen werden. Gilt für: Mospilan SG, Danjiri.
  • NB6613: Das Mittel darf an blühenden Pflanzen und an Pflanzen, die von Bienen beflogen werden, nicht in Mischung mit Fungiziden aus der Gruppe der Ergosterol-Biosynthese-Hemmer angewendet werden, es sei denn, die Anwendung dieser Mischung an blühenden Pflanzen und an Pflanzen, die von Bienen beflogen werden, ist ausweislich der Gebrauchsanleitung des Fungizids erlaubt. Die Bienenschutzverordnung in der geltenden Fassung ist zu beachten. Gilt für Biscaya.
  • NB6623: Das Mittel darf in Mischung mit Fungiziden aus der Gruppe der Ergosterol-Biosynthese-Hemmer an blühenden Pflanzen und an Pflanzen, die von Bienen beflogen werden, nur abends nach dem täglichen Bienenflug bis 23 Uhr angewendet werden, es sei denn, die Anwendung dieser Mischung an blühenden Pflanzen und an Pflanzen, die von Bienen beflogen werden, ist ausweislich der Gebrauchsanleitung des Fungizids auch während des Bienenfluges ausdrücklich erlaubt. Gilt für: Hunter, Jaguar, Kaiso Sorbie, Karate Zeon, Karis 10 SC, Korado 100 CS, Kusti, Lambda WG, Lamdex Forte, Life Scientific Lambda-Cyhalothrin.

Zu den Ergosterol-Biosynthese-Hemmern (FRAC-Gruppe: G1) gehören die Alternariafungizide mit dem Wirkstoff Difenconazol, d. h. Revus Top, Narita und Dagonis (wird aktuell nicht vermarktet).

  • VV553: Keine Anwendung in Kombination mit Netzmitteln. Gilt für: Mospilan SG, Danjiri.

Hintergrund: Nach der Anwendung von Mospilan SG in Kombination mit Netzmitteln sind in mehreren Bundesländern Überschreitungen des Rückstandshöchstgehalts von Acetamiprid in Honig aufgetreten.
Tankmischungen mit mehreren Insektiziden werden als bienengefährlich (B1) eingestuft, auch wenn die Mischungspartner B4-Produkte sind.

Marienkäferlarve (Bildquelle: Dr. Benker)