Kartoffeln - Krautfäule, niedrige Temperaturen, Starkregen, Kartoffelkäfer, Durchwuchskartoffeln

28. Mai 2019 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche

Früher Stängelbefall (Bildquelle: Dr. Benker)

Regional hohes Risiko für frühen Stängelbefall: Wo Starkniederschlagsereignisse die Kartoffeldämme stark durchfeuchtet oder zur Staunässe geführt haben, ist Vorsicht geboten. Denn wenn Flächen über mehrere Tage nicht befahrbar sind, ist etwa 10 bis 14 Tage später mit früher Stängelphytophthora zu rechnen. Dann muss sofort mit systemischen Fungiziden (z.  B. Ridomil Gold MZ, Fantic M, Infinito, Proxanil oder Zorvec Enicade NZeb) behandelt werden, auch wenn die Kartoffeln erst 10 cm groß sind.

Durch die Niederschläge haben die Blätter keine stabile Wachsschicht, sodass bei Zuflug von Krautfäulesporen der Erreger schneller in das Blatt eindringen kann.

„Kältegelb“ in der Sorte Solist (Bildquelle: Dr. Benker)

Kartoffeln reagieren mit Kältegelb: Die regional sehr kalten Temperaturen haben in einigen Beständen zu Frostschäden geführt. Dann muss eine sofortige Schutzbehandlung gegen Krautfäule erfolgen. Auch kann bei starken Schäden die Gabe von Blattdüngern (Dünge-VO beachten) zur Regeneration des Blattapparates angeraten sein. Dies ist aber nicht erforderlich beim sogenannten „Kältegelb“ in der Sorte Solist. Dort, wo Niederschläge gefallen sind und Nährstoffe jetzt ausreichend zur Verfügung stehen, verwächst sich dieser Kälteschaden, sobald die Temperaturen wieder ansteigen. Dieses Symptom wird leicht mit einem Herbizidschaden verwechselt.

Aufgrund der aktuellen Starkniederschläge hat sich der Einsatz des Querdammhäuflers auf dieser Fläche bewährt. (Bildquelle: Dr. Benker)

Querdammhäufler sinnvollerweise einsetzen: Starkregen oder Beregnungswasser sammelt sich zwischen den Kartoffeldämmen und kann schon bei weniger als 2 % Hangneigung abfließen. Bodenerosion und Runoff sind die Folge. Durch Querdämme wird verhindert, dass Regenwasser abfließt und Bodenteilchen verlagert werden. Das Wasser wird festgehalten und gespeichert. Die Kartoffeln werden gleichmäßig bewässert und Beregnungswasser wird eingespart.

Flächen auf Kartoffelkäfer und Blattläuse kontrollieren: Jeder Landwirt der in einem Arbeitskreis der Landwirtschaftskammer NRW organisiert ist, kann kostenfrei die Entscheidungshilfen und Prognosemodelle auf der Online-Plattform www.isip.de nutzen. Zum Beispiel SIMLEP1-Start zum Erstauftreten des Kartoffelkäfers. Wenn 95 % erschienene Käfer prognostiziert werden, erfolgt der Aufruf zur Feldkontrolle auf Eigelege. Das Erscheinen der Kartoffelkäfer wird basierend auf der Bodentemperatur in 20 cm Tiefe berechnet, die ab dem 1. März jedes Jahres aufsummiert wird (Basis 8 °C).

Da dieser Wert nicht für alle Wetterstationen verfügbar ist, kann die Prognose nur für entsprechend ausgestattete Wetterstationen berechnet werden. Das heißt, aktuell am 23. Mai 2019 rufen die Wetterstationen Münster/Osnabrück, Borken, Geldern-Walbeck, Düsseldorf, Geilenkirchen und Köln/Bonn zur Feldkontrolle Eigelege auf.

Das berechnete Datum oder aktuelle Funde können als Eingabe „Erstfund Eigelege“ für das Folgemodell SIMLEP3 genutzt werden. Es berechnet die Populationsdynamik vom Erstauftreten von Eigelegen bis zum Auftreten von Altlarven, wodurch die Bestimmung des optimalen Bekämpfungstermins möglich ist. Entscheidend für die Entwicklung des Kartoffelkäfers ist die Lufttemperatur.

Aktuell wurden im Kreis Kleve/Wesel erste Kartoffelkäfereigelege und auch schon vereinzelte Blattläuse gefunden. Bekämpfungsschwellen Konsumkartoffeln: 15 Kartoffelkäferlarven pro Pflanze, 500 Blattläuse auf 100 Fiederblättern.

Kartoffeln – Noch einmal der Aufruf zur Ausfallkartoffelbekämpfung: Das Problem Ausfallkartoffeln hat sich eklatant ausgedehnt, auch weil es von vielen Landwirten bislang nicht ausreichend ernst genommen wurde. Weiterhin auf einen strengen Winter zu hoffen, ist nicht die Lösung. Zumal sich die kleinen Knollen im Boden teilweise unterhalb der Frosteindringtiefe befinden.

Auf dieser Fläche treten seit Jahren Ausfallkartoffeln auf. Ein so hohes Aufkommen, vor allem über einen längeren Zeitraum, darf nicht toleriert werden, da sie als dauerhafte Infektionsquelle für zahlreiche Schaderreger fungieren und damit den phytosanitären Effekt der Fruchtfolge aufheben. Eine Ausfallkartoffel pro m² entspricht phytosanitär einem Anbaujahr Kartoffeln.

Aktuell bilden die Ausfallkartoffeln schon erste Knollen aus. Spätestens jetzt muss eine Behandlung erfolgen. (Bildquelle: Dr. Benker)