Pflanzenbau aktuell

Kartoffeln: Krautfäule, Alternaria, massive Auflaufprobleme

12. Juni 2018 – Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenbau für diese Woche.

Regional unterschiedlicher Krautfäuleinfektionsdruck: Das Prognosemodell Simblight 1 (www.isip.de) gibt für fast alle Regionen NRWs einen Spritzstart vor. Allerdings ist der Krautfäuleinfektionsdruck (Prognosemodell Simphyt 3) aufgrund der sehr differierenden Niederschlagsmengen regional unterschiedlich hoch. Hierdurch ergeben sich für die einzelnen Regionen unterschiedliche Spritzabstände für die Folgebehandlungen (siehe Abbildung). Während in der Kartoffelanbauregion Heinsberg-Viersen aktuell ein überwiegend hoher Infektionsdruck (Spritzabstand: acht bis neun Tage) vorherrscht, sagt das Prognosemodell für Kleve-Wesel und Borken überwiegend einen mittleren Infektionsdruck (zehn bis elf Tage) vorher. In den Regionen mit Starkniederschlägen wie Aachen, Düren, Euskirchen und im Sauerland ist der Infektionsdruck sehr hoch, dementsprechend muss hier der Spritzabstand verkürzt werden (unter sieben Tage). In den Kartoffelregionen Warendorf/Gütersloh sowie im ostwestfälischen Minden-Lübbecke und Herford-Bielefeld liegt der Infektionsdruck bei niedrig (12 bis 13 Tage) oder sehr niedrig (über 14 Tage). Die vorhergesagten Niederschläge können den Infektionsdruck aber schnell ansteigen lassen.

Zusätzlich zu dem Infektionsdruck in der Region muss der Spritzabstand schlagspezifisch angepasst werden. Das heißt, es müssen weitere Faktoren, wie etwa Krautwachstum, Sortenanfälligkeit, Befallssituation, Niederschlagsmenge seit der letzten Spritzung sowie das eingesetzte Fungizid berücksichtigt werden. Der regionale Spritzabstand muss dann entsprechend verkürzt bzw. verlängert werden (maximal +/- drei Tage).

Erste Alternaria Sprühflecken: Auf einzelnen Schlägen im Kreis Borken traten erste Alternaria Sprühflecken auf. Hierbei handelt es sich um stark gestresste Bestände auf leichten Böden. Auflaufprobleme (Fusarium, Nassfäulen/Schwarzbeinigkeit), Trocken- und Hitzestress in Verbindung mit Nährstoffmangel oder Wasserstress nach Starkniederschlägen sowie Herbizidschäden haben die Bestände anfällig für die Sprühflecken gemacht. Wöchentliche Krautfäulespritzungen mit mancozebhaltigen Fungiziden einplanen. Fünf bis spätestens sechs Wochen nach Auflauf mit Revus Top 0,6 l/ha zweimal im 14-tägigen Abstand behandeln. Anstatt zweimal Revus Top, kann eine Spritzung mit Narita 0,5 l/ha durchgeführt werden.

Erste Sprühflecken von Alternaria alternata. (Bildquelle: Benker)

Massive Auflaufprobleme 2018: In diesem Jahr spielen Auflaufprobleme eine sehr große Rolle. Zahlreiche Bestände wurden neu gepflanzt, das heißt, in die schlecht oder kaum aufgelaufenen Bestände wurden neue Kartoffeln derselben Sorte gelegt. Was nicht unbedingt eine gute Idee ist, auch wenn man es aus wirtschaftlichen Gründen verstehen kann. Die übrig gebliebenen alten und die neu auflaufenden Kartoffeln führen zu sehr ungleichmäßigen Beständen. Außerdem befinden sich noch die Erreger im Boden, die zu den Auflaufproblemen geführt haben. Zum einen waren 2018 zahlreiche Pflanzgutpartien mit der Fusarium Trockenfäule infiziert, zum anderen verursachten die Nassfäuleerreger Dickeya und Pectobacterium große Probleme. Solche Bestände ggf. mit Blattdüngern aufpäppeln.

Wahrscheinlich spielte in diesem Jahr der knollenbürtige Erreger Dickeya die größere Rolle. Leider bewahren die Landwirte keine Rückstellproben ihres Pflanzgutes auf, denn hierdurch hätte geklärt werden können, ob schon das Pflanzgut infiziert war oder ob die Erreger vom Boden kamen.

Kupfermittel gegen Schwarzbeinigkeit: Durch die heißen Temperaturen zeigen sich in diesem Jahr die Pflanzgutmängel (Nassfäulen) besonders deutlich. Auf Problemflächen mit Schwarzbeinigkeit sollten kupferhaltige Mittel, etwa Funguran progress mit 1,5 bis 2,0 kg/ha, zwei- bis dreimal in Folge in die Krautfäulestrategie integriert werden. Allerdings muss auf die Mischbarkeit geachtet werden. Kupfermittel dürfen nicht mit Ammonium- oder nitrathaltigen Düngern (wie AHL, Wuxal Top K, Wuxal Top N oder Yara Vita Kombi plus) sowie mit hoch wasserlöslichen Phosphordüngern gemischt werden. Der Grund: Bei der Zugabe von bestimmten N-Düngern wird eine höhere Konzentration an Kupferionen freigesetzt und es kann zur Phytotox im Blattapparat kommen. Bei hoch wasserlöslichen P-haltigen Präparaten verbindet sich der Phosphor mit dem Kupfer und die Spritzbrühe kann ausflocken! Im Zweifelsfall vor dem Befüllen der Spritze eine Mischprobe im Eimer anrühren.

Die Mischbarkeit mit allen gängigen Krautfäulefungiziden ist nicht beeinträchtigt. Auch können Bittersalz, Microtop, Bor, Mangan, Phosphik sowie Foliarel und Harnstoff problemlos mit Kupfer zusammen ausgebracht werden.

Breitet sich die Schwarzbeinigkeit weiter aus, Befallsnester mit Reglone abtöten. Beregnung vorsichtig einsetzen, damit die befallenen Pflanzen nicht über die Beregnung weitere Pflanzen infizieren oder die infizierten Knollen nicht über das Bodenwasser weitere Knollen anstecken. Bei weiteren Fragen den Regionalberater vor Ort einschalten.