Kartoffeln – hoher Krautfäuledruck

Nach ergiebigen Niederschlägen bei moderat warmen Temperaturen ist der Krautfäuleinfektionsdruck regional stark angestiegen. Starker Neuzuwachs oder Niederschläge mit mehr als 30 mm erfordern umgehend neuen Fungizidschutz. Flächen mit sporulierendem Befall oder Hagelschäden benötigen sofort mehrmalige Stoppspritzungen.

In Beständen mit beginnender Abreife: Bei den letzten zwei bis drei Abschlussbehandlungen sporizide Wirkstoffe (zum Beispiel Carneol, Nando, Shirlan, Terminus oder Ranman Top) einsetzen. Die letzte Behandlung kann mit der Sikkation erfolgen.

Der Alternariabefall nimmt erfahrungsgemäß Ende Juli/Anfang August deutlich zu, deswegen mit den Spezialmitteln Sig­num oder Revus Top im 14-tägigen Abstand in späten Sorten oder noch grünen Beständen weiter behandeln.

In anfälligen Sorten treten die Erreger Botrytis und Sclerotinia vermehrt auf. Die in einigen Krautfäule- und Alternaria-Mitteln enthaltenen Wirkstoffe, wie zum Beispiel Fluazinam, Pyraclostrobin/Boscalid und Chlorthalonil, weisen eine befallsmindernde Nebenwirkung gegen Botrytis auf.

Niederländische Untersuchungen zeigen, dass die Applikation von fluazinamhaltigen Krautfäulefungiziden zum Zeitpunkt der Blüte, zweimal im Abstand von etwa einer Woche, den Befall mit Scle­rotinia deutlich reduzierte. Die beste Nebenwirkung mit einem Wirkungsgrad von fast 60 % erzielte das Kombinationsprodukt Banjo Forte. Einige Kartoffelbestände zeigen eine verfrühte Abreife. Diese kann zum Beispiel verursacht werden durch Verticillium (Wirtelpilz-Welkekrankheit) oder Colletotrichum. Beide Erreger werden durch heiße Temperaturen gefördert.

Verticillium kann schwerwiegende Symptome erzeugen. Zuerst vergilben die unteren Blätter, teilweise nur einseitig, sterben ab und hängen an dem noch grünen Stängel vertrocknet herab. Dann erfassen die Symptome den gesamten Trieb.

Stark befallene Pflanzen sterben innerhalb kürzester Zeit ab. Beim Aufschneiden der Stängel werden verbräunte Gefäßbündel sichtbar, im weiteren Verlauf können die Gefäßbündelringe der Knollen verbräunen. Direkte Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es nicht, aber weite Fruchtfolgen, gesundes Pflanzgut und die Bereinigung der Vermehrungsbestände von kranken Pflanzen mindern das Infektionsrisiko.

Verticillium-Symptome können leicht mit Colletotrichum verwechselt werden. Bei der Colletotrichum-Welkekrankheit vergilben zwar zunächst auch die Blätter, dann die Triebe und später die ganze Pflanze. Im Gegensatz zu Verticillium stirbt das gesamte Wurzelwerk ab und vermorscht.

Durch das frühzeitige Vermorschen des Wurzelsystems lassen sich befallene Stängel leicht aus dem Boden ziehen. Typisch sind die mit bloßem Auge erkennbaren, schwarzen Fruchtkörper auf den abgestorbenen Stängeln. Auf den Knollen treten, je nach Kartoffelsorte, braungraue bis silbrige Flecken mit unregelmäßigem Rand auf, später bilden sich die schwarzen Fruchtkörper aus.

Verwechslung mit Silberschorf ist möglich. Befallene Knollen weisen häufig Rauschaligkeit auf. Die Hauptinfektionsquelle für Colletotrichum ist der Boden. Was ist zu tun?

  • Für gute Bodenstruktur sorgen,eine mindestens fünfjährige Fruchtfolge einhalten,
  • gesundes Pflanzgut verwenden,
  • Ortiva-Furchenbehandlung durchführen (gute Wirkung),
  • sorgfältige Unkrautbekämpfung in der Fruchtfolge, einige Unkräuter gelten als Wirtspflanzen,
  • mit Beregnungsmanagement für einen stressfreien Bestand sorgen, Abstand zwischen Krautregulierung und Ernte gering halten,
  • Schalenfestigkeit beachten,
  • geringen Erdanteil im Lager sicherstellen, eingelagerte Kartoffeln schnell und gleichmäßig abkühlen.

Eine Behandlung gegen Durch- und Zwiewuchs oder zur Keimhemmung mit Maleinsäurehydrazid lohnt sich nur noch in späten Sorten. Für eine optimale Wirkung müssen die Blätter mindestens drei Wochen lang grün bleiben.

Späte Sorten oder noch grüne Bestände auf Blattläuse und Kartoffelkäfer kontrollieren und bei Erreichen der Schadschwellen (Blattläuse: maximal 500 Blattläuse auf 100 Fiederblättern, Kartoffelkäfer: 15 Larven pro Pflanze) behandeln. Bienenschutz beachten.