Pflanzenbau aktuell

Kartoffeln – bei der Unkrautbekämpfung beachten

Über erforderliche Arbeiten auf Acker- und Grünland infor­miert die Landwirtschaftskammer NRW

Eine Behandlung mit Cato kann Kartoffeln ohne ausreichende Wachsschicht massiv schädigen. Neben Blattaufhellungen kann es zu Verwachsungen an den Knollen kommen. (Bildquelle: Klockenbusch)

Bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit bietet der Herbizideinsatz vor dem Auflaufen der Kartoffeln neben einer guten Verträglichkeit auch die beste Wirkungssicherheit. Eine frühe Vorauflaufanwendung setzt allerdings voraus, dass die zu erwartende Unkrautflora bekannt ist. Kommen z. B. Problemunkräuter wie Nachtschatten oder Winden­knöterich vor, müssen schon im Vorfeld richtige Entscheidungen getroffen werden, um gezielt und effektiv dagegen vorzugehen.

Auf Standorten mit normaler Mischverunkrautung mit Gänsefuß, Melde, Klette oder Vogelmiere hat sich die Tankmischung aus 3,5 l/ha Boxer + 0,5 kg/ha Mistral (oder Sencor liquid mit angepasster Aufwandmenge) bewährt. Auf nicht dränierten Flächen kann das neue Kombipräparat Arcade (Metribuzin + Prosulfocarb) mit 3,5–4,0 l/ha eine Alternative sein. Diese Mittel sind recht flexibel einzusetzen, da das Anwendungsfenster vom Vorauflauf bis zum Durchstoßen der Kartoffel reicht.

So lässt sich eine Anwendung nach Niederschlägen ausrichten. Um Verflüchtigung und Abdrift zu vermeiden, sind für den Einsatz von Boxer oder Arcade (Wirkstoff Prosulfocarb) die Auflagen NT145, NT146 und NT170 zu beachten. Zur Begrenzung der Abdrift werden Düsen der Abdriftminderungsklasse 90 % auf der gesamten Fläche und eine Fahrgeschwindigkeit von nicht mehr als 7,5 km/h vorgeschrieben. Der Mindestaufwand von 300 l Wasser pro ha verringert den Feintropfenanteil. Die Vorschrift, das Mittel nur bei einer Windgeschwindigkeit von höchstens 3 m/s auszubringen, soll sowohl die Abdrift des Spritznebels als auch Verfrachtung durch Bo­den­erosion vermeiden. In Gemüseanbauregionen ist Bandur (Aclonifen) eine Alternative.

Da Metribuzin (Mistral/Sencor liquid) in einigen Sorten deutliche Mindererträge verursachen kann, unbedingt die Übersicht mit der Auflistung empfindlicher Sorten in Folge 13/2018, Seite 33, beachten. Verträgt die Sorte kein Metribuzin, kann der Wirkstoff Aclonifen eine Alternative darstellen. Gute Erfahrungen bestehen im Vor­auflauf mit der Kombination aus 2,5 l/ha Bandur + 2,5 l/ha Boxer oder eine Mischung aus 2,5 l/ha Proman + 2,5 l/ha Boxer. Schwarzer Nachtschatten ist mit beiden Mischungen nicht zu kontrollieren. Die genannten Mischungen sind auf Standorten mit triazinresistenten Unkräutern wie Gänsefuß oder Melde geeignet.

Da Nachtschatten in mehreren Wellen aufläuft, hat eine Spritzfolge Vorteile. Verträgt die Kartoffelsorte Metribuzin, kann im Vorauflauf eine erste Maßnahme im Keimblattstadium des Nachtschattens z. B. mit einer Tankmischung aus 3,5 l/ha Boxer + 0,5 kg/ha Mistral erfolgen. Vor Auflaufen der Kartoffeln kann ein Zumischen von 0,3 l/ha Quickdown + 0,75 l/ha Toil den „Abbrenneffekt“ verstärken. Mit Arcade besteht nun erstmals die Möglichkeit, Prosulfocarb zulassungskonform im Nachauflauf einzusetzen. So ist eine zweite Maßnahme mit 1,5 l/ha Arcade möglich.

Wird im Nachauflauf z. B. mit Cato behandelt, müssen Stresssituationen unbedingt vermieden werden. Nach längeren Regenphasen hat die Kultur kaum eine Wachsschicht, sodass Herbizidmischungen Verbrennungen und Aufhellungen am Blattapparat verursachen. Es sollten erst zwei bis drei Tage helles Wetter die Wachsschicht wieder stabilisieren.

Bei einer Cato-Anwendung in taunassen Beständen, bei Nachtfrostgefahr oder bei starken Tag-Nacht-Temperaturschwankungen ist ebenfalls mit Wachstumsschäden zu rechnen. Bei Trockenheit fehlt üblichen Standardmaßnahmen oftmals die Dauerwirkung. Tankmischungen aus 2,4 kg/ha Novitron + 2,0 l/ha Boxer erreichen selbst in längeren Trockenphasen noch gute Wirkungsgrade. Auf Standorten mit hohen Humusgehalten stoßen allerdings auch diese Mittel an ihre Grenzen.

Da bei Trockenheit von vornherein Nachbehandlungen eingeplant werden müssen, sollte die erste Maßnahme nur mit den reduzierten Aufwandmengen von 1,5 l/ha Boxer + 0,4 kg/ha Mistral erfolgen. Von entscheidender Bedeutung ist, dass die Unkräuter mit der ersten Maßnahme komplett beseitigt werden. Für die zweite Spritzung, die in der Regel im Nachauflauf erfolgt, hat sich die Kombination aus 35 g/ha Cato + 0,2 kg/ha Mistral bewährt.