Getreide – Maßnahmen in Gerste, Weizen, Roggen und Triticale

23. April 2019 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche

Getreide – Bisher wenig Schädlinge: Getreidehähnchen (Käfer und orangene Eier) sind momentan in vielen Getreidebeständen vorhanden. Der durch den Käfer erzeugte schmale Fensterfraß ist zu vernachlässigen. Auch einzelne Läuse – keine Kolonien – sind vorhanden. Maßnahmen sind momentan nicht erforderlich und ggf. sogar kontraproduktiv, da sich auch viele Nützlinge wie Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen und Laufkäfer im Feld befinden. Weizen zeigt momentan Reaktionen auf die Witterungskonstellation (u. a. schnelle Temperaturumschwünge, Nachtfrost). Es handelt sich um „Pocken“ (siehe Bild) oder auch Blattaufhellungen (insbesondere gelbe Blattspitzen). Diese Reaktionen sollten nicht mit Krankheiten verwechselt werden und wachsen sich wieder aus.

Hundspetersilie:Bei dieser Größe sollte schnell gestriegelt werden. (Bildquelle: Klingenhagen)

Getreide – Bekämpfung von Disteln und Co: Disteln sind vorzugsweise in Triticale und Weizen zu EC 32 bis 37 zu bekämpfen. Entscheidend für die Wirkung ist feuchtwarme Witterung und eine weiche Wachsschicht. So sollte vorzugsweise nach Regen bzw. auf taufeuchte Pflanzen behandelt werden. U46 M-Fluid wirkt nachhaltig nur auf Disteln ab 25 cm Wuchshöhe, sodass hiermit erst ab EC 37 gute Wirkungen zu erzielen sind. Für frühere Behandlungen ist z. B. Pointer SX mit voller Aufwandmenge von 37,5 g/ha besser geeignet. Mit zusätzlich breiterer Wirkung auch gegen Kamille, Klette, Hundspetersilie und mit Teilwirkung gegen Hundskerbel sind Mischungen aus 0,5 l/ha Tomigan 200 + 35 g/ha Dirigent SX zu bevorzugen.

Erdrauch isst in diesem Jahre häufiger anzutreffen. (Bildquelle: Klingenhagen)

Über ein ähnliches Wirkungsspektrum verfügt auch Omnera LQM (schwächer gegen Kornblume, stärker gegen Erdrauch). Ein Einsatz von Ariane C mit 1,25 l/ha ist zu empfehlen, wenn neben Disteln, ein sehr starker Besatz mit Kamille bzw. Kornblume gegeben ist. Geht es nicht um Disteln, können Klette, Erdrauch, Hundspetersilie, Gänsefuß und Windenknöterich mit 0,5 l/ha Pixxaro EC erfasst werden. Es ist in Wintergerste und Weizen einsetzbar.

Erdrauch ist in diesem Jahr häufiger anzutreffen.  Foto: Klingenhagen

Gerste - Fungizidbehandlung steht an: Erste wüchsige Bestände in milden Lagen des Rheinlands und Westfalen haben das letzte Blatt geschoben (EC 39) und in ersten weiten frühen Sorten (z. B. SU Ellen) spitzen die Grannen (EC 49). Noch nicht so weite Bestände haben das vorletzte Blatt geschoben (EC 34), werden sich aber auch zügig weiterentwickeln. Um EC 39 bis zum Grannenspitzen sollte die fungizide Abschlussmaßnahme ggf. in Kombination mit dem letzten Wachstumsregler platziert werden. Aufgrund der frühen und weiten Vegetation sollten bei der Abschlussmaßnahme momentan stabile Aufwandmengen gewählt werden.

Bei der Wahl des Fungizides sollte zudem das Resistenzmanagement im Fokus stehen, denn die Resistenzsitutation in Gerste ist so angespannt wie in keiner anderen Getreidekultur. Als Grundbaustein der Ramulariabekämpfung ist der Wirkstoff Chlorthalonil über 1,25 l/ha Amistar Opti/Zakeo Opti einzusetzen. Bei den Azolen sollte auf ein Wirkstoffwechsel geachtet werden und Prothioconazol nur einmal in der Strategie zum Einsatz kommen.

Konkret bedeutet dass,

1 wurde mit einem Prothioconazol-Produkt (z. B. Input Classic, Fandango) vorbehandelt, können nun– 1,25 l/ha Amistar Opti + 1,5 l/ha Bontima oder

– 1,25 l/ha Amistar Opti + 1,25 l/ha Ceriax oder

– 1,25 l/ha Amistar Opti + 1,25 l/ha Adexar eingesetzt werden;

2 wurde mit Cyprodinil, Propioconazol (u. a. Gladio + Unix, Kayak, Diamant) behandelt, können nun

– 1,25 l/ha Amistar Opti + 1,0 l/ha Aviator Xpro oder

– 1,25 l/ha Amistar Opti + 0,75l/ha Elatus Era eingesetzt werden;

3 ohne Fungizidvorlage können alle Kombinationen, bei Ausgangsbefall mit Netzflecken, vorzüglich Kombinationen mit Prothioconazol, zum Einsatz kommen.

Gerste – Standfestigkeit absichern: Die Zumischung von Camposan/Cerone hat in vielen Versuchen die Standfestigkeit erst nachhaltig abgesichert und zudem das Ährenknicken deutlich reduziert. Ohne Weiteres sollte trotz momentan trockener Witterung nicht pauschal auf den Zusatz verzichtet werden. Lediglich auf den ganz leichten Böden, mit bereits sichtbaren Trockenstresssymptomen, sollte auf den Einsatz verzichtet werden. Bei aktuellen Temperaturen mit über 20 °C, sollte die Aufwandmenge vom Camposan mit 0,2 bis auf den besseren Böden 0,4 l/ha nicht zu hoch gewählt werden. Bei moderateren Temperaturen von um 15 °C und ggf. nach Niederschlägen können die Aufwandmengen dann auf 0,4 bis 0,6 l/ha angehoben werden.

Weizen – kaum Krankheiten: Weizen befindet sich verbreitet in EC 32. Weite Saaten in milden Lagen beginnen das vorletzte Blatt zu schieben. Spätsaaten erreichen nun auch EC 31. Bezüglich Krankheitssituation und Wachstumsreglereinsatz gelten die Hinweise der vergangenen Woche weiter. Gelb­rost ist die aktuell bestimmende Krankheit, tritt aber weiterhin nicht flächendeckend auf. Vornehmlich ist er in den Sorten Benchmark, Reform zu finden und dann z. B. mit 0,75 l/ha Orius zu behandeln. Vereinzelt tritt nun etwas Stängelmehltau auf. In dieser Situation empfiehlt sich die Zumischung von 0,2 l/ha Talius.

Septoria wird erst an Bedeutung gewinnen, wenn sich eine Niederschlagsphase mit mehr als 36 Stunden Blattnässe ankündigt. Momentan ist dieses kaum zu erwarten, da Sonne und Wind die Bestände auch nach Niederschlägen flott abtrocknen. Nur dort, wo sich demnächst sicher eine Niederschlagsphase ankündigt und direkt davor behandelt wird, kann bei sichtbaren Ausgangbefall mit Septoria Amistar Opti zugemischt werden.

In gesunden Beständen, wo momentan auch kein Wachstumsreglereinsatz ansteht, kann mit Fungiziden weiter gewartet werden. Wird hier ab EC 33/34 oder später behandelt, kommt man mit zwei Maßnahmen aus.

Weizen – Zweiter Wachstumsreglereinsatz: Gute Bestände lageranfälliger Sorten auf guten Böden sollten nun auch den zweiten Wachstumsregler über CCC oder CCC + Trinexapac erhalten. Als CCC-Produkte sind Stefes CCC 720/Shortcut bis EC 32 zugelassen und Manipulator/Gexxo sogar bis EC 41. Dort wo der erste Wachstumsregler gut gewirkt hat und der Weizen auf den leichten Böden bereits Trockenstress hat, sollte der Wachstumsregler zunächst geschoben werden. Für den Einsatz nach EC 32/33 hat sich Medax Top bewährt.

Roggen – nur selten Braunrost: Erste Bestände beginnen mit dem Grannenspitzen. Späte Bestände werden in den kommenden Tagen das letzte Blatt schieben. Bis zum Grannenspitzen kann bei momentan warmer Witterung Cerone mit 0,15 bis 0,4 l/ha eingesetzt werden. Vielfach hat die erste Behandlung gut gekürzt, sodass auf den leichteren Standorten und nur geringen Niederschlägen besser auf eine Nachlage verzichtet wird.

Braunrost tritt aktuell weiter nur selten auf. In den typischen Braunrostregionen sollte nun über 1,0 l/ha Diamant oder 0,75 l/ha Torero + 0,75 l/ha Pronto Plus der Roggen bis in die Blüte gesund gehalten werden.

In den späteren und kühleren Regionen kann in etwa acht Tagen mit dem Wachstumsregler eine Einfachbehandlung ausreichenden Schutz bieten. Hierfür ist dann vorzugsweise Elatus Era mit 1,0 l/ha geeignet.

Triticale – Wachstumsregler und Krankheiten: Viele Bestände schieben momentan das zweitletzte Blatt, weite Bestände sind schon in EC 37. Ab EC 37 kann Cerone zur letzten Stabilisierung üppiger Bestände eingesetzt werden. Bei warmer und anhaltender trockener Witterung kann von 0,2 bis 0,35 l/ha eine sehr gute Wirkung erwartet werden. Auf leichten Standorten wird man in normalen Beständen ohne viel Regen besser auf den Einsatz verzichten bzw. die Behandlung bis EC 49 hinausschieben. Wenn bis dahin mehr Regen gefallen ist, kann auf solchen Standorten immer noch nachgelegt werden.

Gelbrost tritt verbreitet auf einzelnen Pflanzen auf. Daneben kann Mehltau vorkommen. In den meisten Beständen kann mit entsprechend hoher Aufwandmenge der Anschluss an die Abschlussbehandlung gelingen. Geeignet sind momentan Produkte wie Diamant oder Capalo ab 75 % Aufwandmenge oder preiswerter in Kombination mit Orius wie etwa 1,0 l/ha Diamant + 0,75 l/ha Orius. Ausschließlich sehr hohe Aufwandmengen von Orius sind physiologisch weniger geeignet.