Getreide — Fungizidbehandlungen, Wachstumsregler, Ackerfuchsschwanz

12. Mai 2020 - Hinweise der Landwirtschaftskammer NRW zum Pflanzenschutz für diese Woche.


Weizen: Nach wie vor besteht nur eine Gefahr durch Gelbrost. In unbehandelten Beständen gibt es zunehmenden Befall, oft auf Einzelblättern, vereinzelt auch erste Gelbrostnester. Am stärksten sind momentan Talent und Benchmark betroffen. Aber auch in anderen Sorten ist ein Befall nicht auszuschließen. Selbst im Asory lässt sich erster Gelbrost finden. Dementsprechend gilt: Bestände kontrollieren. In höher anfälligen Sorten kann Neubefall nach einer Fungizidbehandlung, die länger als 14 Tage zurück liegt, auftreten.
In weit entwickelten Beständen, die zum Ende der Woche das Fahnenblatt voll ausgebildet haben, kann mit Produkten, die eine lange Dauerwirkung bringen, die Abschlussbehandlung gefahren werden, wenn nur ein geringes Risiko für Fusarium gegeben ist. Das sind vorzugsweise Bestände, die nach Raps, Rüben oder Bohnen stehen und in der Fruchtfolge nur geringe Anteile mit Mais vorkommen. In höher Braunrost anfälligen Sorten wie Tobak, Faustus, Boregar u.  a. wären Produkte wie 1 l/ha Elatus Era oder 1,25 l/ha Priaxor + 1,25 l/ha Osiris besonders geeignet. In weniger Braunrost anfälligen Sorten können weitere Carboxamidkombinationen wie z.  B. Revytrex + Comet, Ascra Xpro, Skyway Xpro oder auch Gigant zum Einsatz kommen. Ascra Xpro hat Vorteile bei Mehltau. Falls Mehltau vorkommt, zu den anderen Produkten 0,2 l/ha Talius zumischen.
Dort, wo letztmalig zur Blüte behandelt werden soll, um ein eventuelles Fusariumrisko abzudecken, sollte, sofern in den vergangenen zehn Tagen nicht vorgelegt wurde, eine Behandlung mit Schwerpunkt Gelbrost gefahren werden. Hierfür können preiswerte Lösungen wie z.  B. 0,6 l/ha Orius + 0,6 l/ha Rubrik/Epoxion oder 0,5 l/ha Torero/Azbany/Azoystar + 0,6 l/ha Orius erfolgen. Alternativ sind auch Restbestände von Capalo, Opus Top, Matador, Ceralo, Alto oder auch Amistar Opti + Orius einsetzbar. Breiter wirksame Produkte wie Viverda oder reduzierte Mengen von Carboxamiden sind möglich, haben aber momentan keine Vorteile. Bei zunehmendem Mehltau (ist selten) wäre Input Triple mit 1 l/ha zu favorisieren. Wo das Stroh auf den Schlägen verbleibt, kann preiswerter auch Kantik zum Einsatz kommen.
Wo noch erforderlich, können Landwirte bis EC 39 mit angepasster Aufwandmenge von Medax Top oder Gexxo/Manipulator + Prodax/Moddus einkürzen. Bei anhaltender Trockenheit bleiben die Bestände kurz: Hier eher vorsichtig behandeln.

Triticale: Wo noch kein Fungizid eingesetzt wurde, ist auf Einzelschlägen massiver Gelbrostbefall. Die Vorlage, selbst zum CCC mit Tebuconazol, hat den Gelbrost weitestgehend kontrolliert. Allerdings gilt: Ohne Schutz nicht bis zur Blüte warten. Die oberen drei bis vier Blätter müssen bis zum Ende der Milchreife befallsfrei bleiben.
Triticale nach Mais bzw. in Fruchtfolge mit hohen Maisanteilen sollte letztmalig zur Blüte (um den 25. Mai) mit der Option der Fusariumkontrolle behandelt werden. Wurde vor mehr als zwei Wochen behandelt, dann wird in den meisten Beständen eine kleine Zwischenmaßnahme mit z.  B. 0,5 l/ha Torero oder 0,5 l/ha Epoxion notwendig. Auch Tebuconazol ist möglich, wenn im Vorfeld gar nicht oder nur einmal zum CCC Tebuconazol zum Einsatz kam. Mehrfachanwendungen mit hohen Aufwandmengen sind ertraglich schlechter als Behandlungen mit Wirkstoffwechsel. Wo das Fusariumrisiko gering ist (Vorfrucht kein Mais, gepflügt), kann auch eine vorgezogene Abschlussbehandlung vorzugsweise mit Carboxamid-Kombinationen erfolgen.

Roggen: Braunrost nimmt langsam zu. In dieser Woche werden bei kühler Witterung keine Neuinfektionen stattfinden. Mit zunehmender Erwärmung ist in der nächsten Woche mit Neubefall zu rechnen. Deshalb sollte bald die Abschlussbehandlung erfolgen. Gegen Braunrost im Roggen bringt Elatus Era die längste Dauerwirkung. Vielfach wird jetzt aber schon eine reduzierte Menge von 0,8 l/ha ausreichenden Schutz bieten. Alternativ kann auch 1 l/ha Priaxor + 1 l/ha Osiris oder 1,25 l/ha Skyway Xpro zum Einsatz kommen.
Blattläuse kommen aktuell nicht oder nur in sehr geringem Umfang vor. Behandlungen sind nicht nötig und würden den Populationsaufbau von Nützlingen behindern.

Ackerfuchsschwanz im Getreide – abmulchen – als GPS ernten: Aktuell zeigt sich, wo eine Frühjahrsbehandlung sinnvoll gewesen wäre bzw. wo eine Frühjahrsbehandlung nicht ausreichend funktioniert hat. Dies kann an ungünstigen Anwendungsterminen oder an Resistenz liegen. Oft ist es eine Kombination aus beidem. Von Resistenz kann man ausgehen, wenn Nachbarpflanzen sicher abgestorben sind und die jetzt verbliebenen sich wieder erholt haben (metabolische Resistenz) bzw. überhaupt nicht reagierten (qualitative Resistenz). Die Nachkommen dieser Pflanzen werden in Zukunft Probleme bereiten. Gelangen die Samen in den Boden, bleiben sie dort zwischen vier und acht Jahre keimfähig. Je toniger der Boden desto länger. Vor diesem Hintergrund ist es ratsam: Stark mit Ackerfuchsschwanz bewachsene Teilbereiche vor der Samenreife des Ackerfuchsschwanzes abmulchen. Da es im abgeschnittenen Material zu einer Nachreife kommen kann, diese Maßnahme so bald wie möglich durchführen. Meis ist ein zweiter Mulchgang nach zwei bis drei Wochen nötig.
Aus förderrechtlichen Gründen, die abgemulchte Fläche als Blüh- und Bejagungsschneise im ELAN-Antrag deklarieren. Die Fläche darf maximal 20 % des Gesamtschlages betragen. Das entsprechende Formular online herunterladen, ausfüllen und bei der Kreisstelle einreichen.
www.wochenblatt.com/sammelantrag2020

Wird das Getreide-Fuchsschwanz-­Gemisch als Ganzpflanzensilage (GPS) geerntet, bleibt Zeit bis kurz vor dem Samenfall der Ungräser. Den Weg durch die Biogasanlage bzw. durch den Rindermagen überstehen die Samen normalerweise nicht. In der Praxis fanden sich in der Vergangenheit gegenteilige Beobachtungen. Dies kann der Fall sein, wenn in der Biogasanlage die leichten Samen nicht eingerührt werden können, oben aufschwimmen und den Gärbehälter nach kurzer Verweildauer wieder verlassen.
Im Flächenverzeichnis muss die Kultur angegeben werden, die vom 1. Juni bis 15. Juli hauptsächlich auf der Fläche wächst.