Wiederbewaldung: Schulze wird zur „Försterin“

Bundesumweltministerin Svenja Schulze will bei der Waldrettung und Wiederbewaldung mitwirken. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner kontert.

Der unter Dürre und Schädlingen leidende Wald wird zunehmend zum Politikum: Vergangene Woche meldete sich auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze zu Wort. Sie ist mit den Waldrettungsplänen von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner nicht einverstanden.

SPD-Politikerin Schulze teilte im Interview mit der Funke Mediengruppe mit: Die von Klöckner geforderte Wiederbewaldung Deutschlands sei ja richtig. Doch wie die dafür benötigten erheblichen öffentlichen Mittel am sinnvollsten eingesetzt werden, könnten die Fachleute des Umweltministeriums am besten darlegen.

Wer hat den Hut auf?

„Bei der Wiederbewaldung kommt es darauf an, nicht die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen“, sagte Schulze. Die Antwort aus dem CDU-geführten Bundeslandwirtschaftsministerium folgte prompt: „Wir freuen uns, dass das Bundesumweltministerium unsere fachliche Expertise und im Grunde unser Vorgehen teilt. Monokulturen im Wald gehören der Vergangenheit an“, ließ Klöckner mitteilen. Das Bundeswaldministerium arbeite mit einer eigenen Abteilung seit Jahren an der nachhaltigen Weiterentwicklung der Wälder. Bereits die Bundeswaldinventur von 2012 belege, dass die Wälder insgesamt vorratsreicher, älter, naturnäher und gemischter geworden seien. Die aktuellen massiven Waldschäden zeigten, dass keine Zeit verloren werden dürfe mit der Aufforstung. „Standortangepasste, klimaresiliente Misch­wälder sind unser aller Ziel. Dabei wird es auch darum gehen, welche heimischen und welche nichtheimischen Baumarten sich als robust gegen klimatische Extreme erweisen“, schrieb das Bundeslandwirtschaftsministerium.

Schulze reicht das nicht

Vor dem Hintergrund der riesigen Käfer- und Dürreschäden hatte Landwirtschaftsministerin Klöckner für die Wiederbewaldung das milliardenschwere „Mehrere-Millionen-Bäume-Programm“ ins Leben gerufen.

Der Bundesumweltministerin reicht das nicht, zudem hält sie das „bloße Nachpflanzen“ für falsch. Darum entwickelte ihr Haus „Leitlinien für die Wiederbewaldung in Deutschland“. Anfällige Fichtenwälder durch wiederum anfällige Fichtenwälder, andere Nadelbaum­arten oder nicht heimische Baum­arten zu ersetzen, löst das Problem nicht, heißt es darin. Das vorrangige Ziel: Strukturreiche Mischwälder, vor allem aus einheimischen Laubbäumen. Um das zu erreichen, soll entsprechend der Leitlinien beispielsweise ab sofort der Grundsatz „Wald vor Wild“ konsequent umgesetzt werden. Bedeutet: Die Jagd wird zugunsten des Waldumbaus ausgeübt und nimmt gegenüber der forstwirtschaftlichen Nutzung einen niedrigeren Stellenwert ein.

Milliarden-Hilfe gefordert

Bei der Rettung des Waldes scheint es angesichts der Forderung nach Hilfsmitteln keine Grenzen zu geben. Zumindest die Grünen haben jetzt ebenfalls Milliarden-Investitionen zur Rettung des Waldes gefordert. „Wir wollen einen Waldzukunftsfonds von 1 Mrd. € für die nächsten Jahre als erste Finanzspritze für den kranken Wald auflegen“, heißt es im „Klimawaldprogramm“ der Partei.

Das Ziel klingt bekannt: ein Umbau von Plantagen- und Monokulturen zu naturnahen, klimabeständigeren Mischwäldern mit hohem Laubbaumanteil.

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