Bei der aktuellen Erhebung wurde bei 42 % der Bäume eine deutliche Kronenverlichtung festgestellt (39 % in 2018), schwache Schäden blieben mit 39 % konstant. "Die Zahlen sind alarmierend. Unser Wald ist krank, er braucht unsere Hilfe im Klimawandel - er braucht Zukunft", sagte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser am Montag bei der Vorstellung des Berichts in Düsseldorf.
Lediglich bei der Buche keine weitere Verschlechterung
Der aktuelle Waldzustandsbericht belegt, was vielerorts bereits sichtbar war: Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer haben dem Wald massiv zugesetzt. Bei den Hauptbaumarten hat sich lediglich der Zustand der Buche im Vergleich zum Vorjahr nicht weiter verschlechtert.
"Die klimatischen und biologischen Beeinträchtigungen führten zu starken Schäden an vorgeschwächten Waldbäumen. Mehrfachbelastungen haben sich gegenseitig verstärkt", erläuterte Dr. Bertram Leder, Leiter des Zentrums Wald und Holzwirtschaft bei Wald und Holz NRW.
Die Borkenkäferschäden haben ihren Höhepunkt voraussichtlich noch nicht erreicht, gab Leder zu bedenken.
Ein Bilck in die Ergebnisse
- Fichte (Waldanteil ca. 30 %): Bereits 2018 wurde der Fichte der schlechteste Kronenzustand seit Beginn der Untersuchungen attestiert. 2019 sind die deutlichen Kronenschäden um weitere 5 Prozentpunkte auf jetzt 42 % gestiegen. Gesund sind nur noch 22 % der Bäume. Nach einer aktuellen Erhebung fielen in den Jahren 2018 und 2019 allein in der Fichte mehr als 18,7 Mio. m³ Schadholz an (Stand: November 2019).
- Buche (Waldanteil ca. 19 %): Bei der Buche hat sich der Zustand der Baumkronen im Vergleich zum Vorjahr zwar verbessert. Jedoch zeigen weiterhin 82 % der Bäume eine Kronenverlichtung. Auch die Buchen hatten mit Dürre und Hitze zu kämpfen, was durch eingerollte Blätter als Verdunstungsschutz sichtbar war. Schwerpunkte der Buchenschäden lagen in Ostwestfalen und im Münsterland. Der Schadholzanfall liegt aktuell bei rund 600 000 m³ (Stand: November 2019).
- Eiche (Waldanteil ca. 17 %): Die Eichenschäden erreichen 2019 den schlechtesten Wert aller bisherigen Erhebungen. Nur
12 % der Bäume zeigen keine Kronenverlichtung. Insektenfraß, Dürre, Stürme sowie Pilzbefall führten zu einer Dauerbelastung, die den Bäumen kaum eine Chance zur Erholung lässt.
- Kiefer (Waldanteil ca. 8 %): Auch bei der Kiefer ist eine weitere Verschlechterung festzustellen. Bäume ohne Kronenverlichtung kommen nur noch mit einem Anteil von 11 % vor. 30 % weisen eine deutliche Kronenverlichtung auf. Neben den witterungsbedingten Beeinträchtigungen litt die Kiefer unter Pilzbefall, regional auch Käferbefall.
Waldzustandserhebung 2019: Hintergrund und Ergebnisse
Der Zustand der Baumkronen gibt Rückschluss auf die Vitalität der Waldbäume. Nach dem bundesweit einheitlichen Verfahren der Waldzustandserhebung wird vor allem der Verlust von Blättern und Nadeln beurteilt. Hierzulande ermittelt Wald und Holz NRW jährlich den Waldzustand.
Weitere Informationen zum Waldzustand in NRW und ein Interview mit Dr. Bertram Leder, Leiter des Zentrums Wald und Holzwirtschaft, lesen Sie in der Folge 49/2019 des Wochenblatts für Landwirtschaft und Landleben. Zudem werfen wir ein Blick nach Hessen und schauen, wie es um die Waldgesundheit dort steht.