„Ein Shetty ist kein Shirehorse“

Pferde richtig füttern

Die Fütterung von Pferden war ein Thema bei der diesjährigen Vortragsserie „Rund ums Pferd“ an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest.

Nirgendwo werden Pferde so alt wie in Deutschland. Das spricht eigentlich für eine gute Versorgung der Vierbeiner. Doch vielleicht zu gut? „Zumindest sind viele Pferde arg barock“, umschrieb Constanze Röhm, dass viele Pferde zu fett sind. Die unabhängige Fütterungsberaterin referierte kürzlich an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest im Rahmen der Vortragsreihe „Rund ums Pferd“ zum Thema Fütterung.

Unterschiedliche Pferde, unterschiedliches Futter

Die Vierbeiner unterscheide nicht nur die Größe. „Wir haben auch ganz unterschiedliche Typen von Pferden“, betonte Röhm. Die genetische Varianz werde jedoch oft ­ignoriert. Aktuell spielten Rasse, Größe, Gewicht, Leistung und Reproduktion die entscheidende Rolle. „Doch wir müssen weiterdenken“, forderte sie und verdeutlichte dies an einem einfachen Beispiel: der Breite des Pferdekopfes. Denn die Verdauung beginnt bereits beim Zerkleinern/Zermahlen der Futterbestandteile im Maul. In einem schmalen, edlen Kopf seien auch die Backenzähne schmaler als in einem breiten Kopf. Unabhängig von der Größe des Kopfes würden Pferde aber gleich viel kauen. „Das heißt, bei einem großen, breiten Kopf ist die Kautätigkeit deutlich effektiver“, so Röhm.

Genetisch vorgegeben sei die sogenannte Rumpfigkeit eines Pferdes und, damit direkt verbunden, die Größe und Effektivität des Verdauungstraktes. Pferde mit einem großen Verdauungstrakt sind leichtfuttrig, da hier die Futterinhaltsstoffe besser erschlossen werden. Ist für sie Heu frei verfügbar, kann dies zu Problemen führen.

„Pferde dürfen keinen Hunger haben“

Röhm warnte aber davor, durch zu engmaschige Heunetze/-gitter („slow feeder“) die Rau­futteraufnahme zu stark in die Länge zu ziehen. Eine gewisse Dickdarmfüllung müsse erreicht werden. „Pferde wollen nur 14 bis 16 Stunden fressen“, so Röhm. Fehlt ihnen die Zeit, um zu schlafen und für Sozialverhalten, geht das schief“, warnte die Referentin. Die Pferde geraten unter Stress. Schnellparameter bei der Gruppenhaltung seien beispielsweise Lautäußerungen und Bewegung der Pferde im Bereich der Heuraufe sowie Verletzungen.„Pferde dürfen keinen Hunger haben“, betonte Röhm.

Bei leichtfuttrigen Pferden gelte es daher, das Raufutter geschickt zusammenzustellen, beispielsweise durch ein zusätzliches Angebot von Stroh oder auch Holz, zum Beispiel Hasel, Birke oder Hainbuche. Eine Ration lässt sich aber nur passend zusammenstellen, wenn bekannt ist, was im Futter steckt. Die Heuanalyse sei ein Muss. Ansonsten werde die Fütterung zum Blindflug, so Röhm.

Bemuskelung und Behaarung berücksichtigen

Die Referentin lenkte das Augenmerk aber auch noch auf andere Faktoren, die bei der Fütterung zu berücksichtigen seinen, wie die Bemuskelung und die Behaarung von Pferden. Viele Muskeln, beispielsweise beim Quarter Horse, behinderten die Thermoregulationsfähigkeit des Pferdes. Folglich hätte dieses einen höheren Bedarf. Dies gelte auch für Pferde mit starker Behaarung. So habe beispielsweise ein Tinker etwa 6 kg Deckhaar und mehr als 10 kg Langhaar. Damit verbunden sei ein Mehrbedarf an Eiweiß, Vitaminen und Spurenelementen.Befragt nach dem Einsatz von Getreide empfahl Röhm, maximal 2 g Stärke/kg Körpermasse und Tag, verteilt auf mehrere Mahlzeiten, zu füttern. „Gute Pferdeernährung ist weder teuer noch aufwendig“, so ihr Fazit. Es sei aber die Pflicht des Reiters, sich mit der Pferdeernährung auseinanderzusetzen.

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