Den Wald verschenken...?

Kleinwaldbesitzer: Erlös deckt Kosten nicht

Bernd Uthoff aus Rödinghausen ist sauer auf die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft, bei der er Zwangsmitglied ist, und die Forstpolitiker in Bund und Land. Ein Hilferuf aus dem Wiehengebirge.

"Mein Vater Wilhelm, Jahrgang 1928, würde sich im Grabe umdrehen, wenn er dies alles mit ansehen müsste“, sagt Bernd Uthoff. Sein Vater habe in den Nachkriegsjahren mit einfachsten Mitteln den Wald aufgeforstet und viel Zeit in die Pflege investiert. „Er hat mich früh gelehrt, dass Forstwirtschaft auf Generationen angelegt ist. Würde er jetzt sehen, wie sein Lebenswerk durch die Trockenheit und den Borkenkäfer zerstört wird und die Zwangsabgaben der öffentlichen Organisationen die Enteignung vorantreiben, würde er verzweifeln.“

Der 55-Jährige ist selbstständiger Metallbauer und kleiner Waldbesitzer in Rödinghausen, Kreis Herford. „Wir kleinen Waldbesitzer haben keine Lobby. Wir schreiben nur Verluste, müssen aber Zwangsbeiträge an die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft (BG) und Landwirtschaftskammer zahlen.“

Waldparzellen im Wiehengebirge

Uthoff hat seinen Acker, 3,25 ha, verpachtet. Seinen Wald, 1,29 ha, bewirtschaftet er selbst bzw. er ist Pflichtmitglied im Forstbetriebsverband Rödinghausen. Uthoffs Waldparzellen und die seiner Nachbarn liegen am Südhang des Wiehengebirges, sie sind so schmal und steil, dass sich die kleinen Waldbesitzer kaum trauen, dort selbst Forstwirtschaft zu betreiben. Seit Jahren kümmert sich der Forstbetriebsverband um den zersplitterten Waldbesitz.

Die Beförsterung und der Holzverkauf sind unter anderem wegen ­eines Kartellverfahrens im Umbruch, klagt Uthoff. Nun jedoch sterben fast flächendeckend die Fichten. Und zunehmend fallen die Buchen trocken. Uthoff: „Unser Forstamt kann das Käferholz nicht mehr verkaufen. Es fällt immer mehr Brennholz an.“

Wie Uthoff rechnet

Der Waldbesitzer hat nachgerechnet. Im trockenen Sommer 2018 sind in seinem Mischwald geschätzt nur 5 fm Holz nachgewachsen. Als Brennholz verkauft oder selbst verheizt, betrug der Markterlös 125 € (5 fm à 25 €). Dem Erlös standen diese Kosten gegenüber:

  • Forstbetriebsverband Rödinghausen = 23,71 €
  • Umlage Landwirtschaftskammer NRW = 17,24 €
  • BG-Beitrag für 2018 = 106,33 €
  • Gesamtkosten für 1,29 ha Wald = 147,20 €

Fazit: 2018 betrug die Unterdeckung 22,28 €. Bei 1,29 ha Wald ein Verlust von 17,27 €/ha.

An den Waldwegen im Wiehengebirge lagern immer mehr Fichten. Die Holz­stapel wachsen fast täglich, weil das Forstamt nichts mehr verkaufen kann.  (Bildquelle: Asbrand)

Gegen den Bescheid der BG vom 19. Juli 2019 hat Uthoff Widerspruch eingelegt. Die Beiträge für seinen Kleinstbetrieb haben sich in vier Jahren, von 2014 bis 2018, um mehr als das 2,5-Fache erhöht. Insbesondere der hohe Grundbeitrag ärgert den Vater von drei Töchtern. „Warum muss ich für 1,29 ha Wald einen Grundbeitrag von 87,50 € zahlen, wenn ein Forstgut mit 3000 ha nur einen Grundbeitrag von 350 € zu leisten hat?“ Die BG hat seinen Widerspruch noch nicht beschieden. Bei Ablehnung denkt Uthoff daran, Klage vor dem Sozialgericht zu erheben.

Daneben ärgert sich der Waldbesitzer über die Zwangsbeiträge zur Landwirtschaftskammer NRW und zum Forstbetriebsverband. Er fragt: „Werden wir Kleinbetriebe nur noch gebraucht, um das ganze System am Laufen zu halten?“

Gedanken und Forderungen

Auch mit Blick auf den Klimawandel und die horrenden Schäden in den Wäldern fordert der Metallbauer, der händeringend einen zuverlässigen Mitarbeiter sucht, eine neue Grundsatzdiskussion in der Gesellschaft. Seine Gedanken:

  • Unser Wald liefert nicht nur Bau- und Brennholz, sondern bindet CO2 und produziert frischen Sauerstoff. Der Wald schützt uns an den Hängen des Wiehengebirges auch vor Bodenerosion.
  • Die Politik gibt Verschmutzungszertifikate aus und Händler machen ihr Geschäft damit, aber eigentlich stehen die Erlöse zum Teil den Waldbauern zu. Muss der Wald erst tot sein, bevor die Menschheit erkennt, dass man Steuern nicht atmen kann?
  • Soldaten in Uniform sollen kostenfrei Bahn fahren. Dagegen werden Waldbauern, die den Sauerstoff umsonst liefern, finanziell noch belastet.
  • Es ist gut, wenn Jugendliche auf die Straße gehen und die Politik wachrütteln. Doch besser wäre es, wenn sie freitags zur Schule gehen, um zu lernen, wie sie mit den Problemen der Zukunft fertig werden. Die Schüler sollten Patenschaften für junge Bäume übernehmen und diese im Sommer wässern.

Abschließend fragt Uthoff: Sollten wir unseren Wald nicht besser dem Staat schenken, wenn wir nur noch Verluste erzielen? Warum werden wir nicht wenigstens von den BG-Beiträgen entlastet, wenn es die Politik ernst meint mit dem Klimaschutz? Der Staat sollte die Erlöse aus den Verschmutzungszertifikaten wenigstens zum Teil an die Waldbauern weiterleiten. Eine solche Vergütung würde die Waldbauern anspornen, ihr Erbe zu erhalten und an die Kinder weiterzugeben.“

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