Bereits vor den diesjährigen Winterstürmen wie „Sabine“ war die Ausgangssituation sehr angespannt - als Folge der trocken-warmen Witterung in den zurückliegenden beiden Jahren. Hohe Käferdichten mit zum Teil drei Generationen, kombiniert mit dürrebedingt herabgesetzten Abwehrkräften der Bestände, ließen die Befallszahlen vielerorts auf ein Rekordniveau steigen, teilt die Forstliche Versuchsanstalt Baden-Württemberg mit. Das gilt vor allem für den Buchdrucker an Fichte. Auch im vergangenen Jahr verlängerte sich die Schwärmaktivität selbst in mittleren Lagen witterungsbedingt wieder bis weit in den September hinein.
Borkenkäfer im Winter abgestorben?
Inwiefern sich der zurückliegende milde Winter auf die Entwicklung der Borkenkäfer ausgewirkt hat, ist schwierig einzuschätzen: Einerseits tragen milde Temperaturen zur Weiterentwicklung der Schädlinge bei und führen somit potenziell zu einer Verringerung der Wintersterblichkeit sowie zu einem früheren, gleichzeitigen Ausflug im Frühjahr.
Andererseits erhöht sich in milden Wintern die Sterblichkeitsrate, z.B. durch Verpilzungen oder durch kurzfristige Änderungen im Energie- und Stoffwechsel der Käfer. Eingehende Untersuchungen in anderen Regionen Deutschlands zeigen, dass die Mortalitätsraten kaum über 20% liegen - so zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen.
Ausgehend von außerordentlich hohen absoluten Zahlen selbst bei überdurchschnittlicher Mortalität im vergangenen Winter sitzen erneut kritisch hohe Käferdichten in den Startlöchern, urteilen die Experten der Versuchsanstalt in Freiburg.
Nicht nur die Fichte ist gefährdet
Neben den Fichtenborkenkäfern begünstigen die Witterungsbedingungen auch andere rindenbrütende Käferarten an Weißtanne (z.B. Krummzähniger Tannenborkenkäfer), Kiefer (z.B. Zwölfzähniger Kiefernborkenkäfer) oder Lärche (z.B. Großer Lärchenborkenkäfer) und führten auch bei diesen Baumarten in den vergangenen beiden Jahren zu erheblichen Ausfällen.
5 Millionen Festmeter Schadholz in Südwestdeutschland
In Baden-Württemberg belief sich die 2019 entstandene Insektenholzmenge auf rund 2,7 Mio. Festmeter (fm). Damit hat sie die 1,8 Mio. fm des Vorjahres (jeweils über alle Baum- und Waldbesitzarten) deutlich überschritten. In Rheinland-Pfalz sind insgesamt etwa 1,9 Mio. fm Insektenschadholz (über alle Baumarten und für den Kommunal- und Staatswald) angefallen, womit der Vorjahreswert von 0,52 Mio. fm mit dem Faktor 3,6 überschritten wurde. Den Löwenanteil der betroffenen Baumarten hatte in Südwestdeutschland die Fichte mit 82% in Baden-Württemberg bzw. 99,7% Rheinland-Pfalz. In Baden-Württemberg ist mit 13% auch die Tanne ganz besonders stark betroffen.