Frisches Fichtenholz lässt sich nur eine gewisse Zeit wertverlustfrei lagern, bevor Pilze oder andere Organismen es befallen und zersetzen. Wegen der riesigen Holzmengen, die seit gut zwei Jahren auf den Markt schwemmen, sind aber längere Lagerdauern erforderlich. Hierzu wird das frische Holz konserviert – typischerweise in Nasslagern. Ob auch sogenannte Folienlager längere Zeit den Wert des Holzes erhalten können, testet Wald und Holz NRW in einem Forschungsprojekt. Kürzlich wurde das erste Folienlager geöffnet und einzelne Stämme vor Ort aufgeschnitten. Das Ergebnis: Das Holz hat seine gute Qualität behalten.
Keine neue Methode
Stammholz längere Zeit unter Folie zu lagern, ist keine neue Erfindung. Beispielsweise nach dem Sturm Kyrill wurden bundesweit unterschiedliche Folienlager angelegt und die Lagerung wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse waren damals durchwachsen – teilweise wurde das Holz unter der Folie sehr gut konserviert, manchmal fanden sich aber nur faule und morsche Stämme unter der Folie wieder.
Ob die Methode auch mit Borkenkäferholz funktioniert, will Dr. Bertram Leder, Leiter des Zentrums Wald und Holzwirtschaft von Wald und Holz NRW, mit seinem Team jetzt herausfinden.
Im Mai 2019 haben Forstwirte im Arnsberger Wald dafür zehn Folien-Testlager mit je rund 300 fm Fichtenholz angelegt. Vor wenigen Tagen wurde das erste Lager geöffnet und einige Stämme wurden mit einem mobilen Sägewerk aufgeschnitten, um die Holzgüte festzustellen. „Top-Qualität – wie frisch gefällt“, urteilte Leder.
Qualität gesichert
Bei der Öffnung des Folienlagers war auch Christoph Paul vor Ort, Einkaufsleiter des Briloner Sägewerks Egger. Sein Urteil klingt ähnlich positiv: „Keine Verfärbung, passende Feuchtigkeit. Ein erfreuliches Ergebnis. Für mich ist das eindeutig B-Qualität.“ Diese Qualität hätten die Stämme in der Regel auch, wären sie gerade frisch gefällt worden.
Holz für mehrere Jahre zu konservieren, ist für den Sägewerker ein zentrales Thema. Paul sagte: „Wir haben nur wenige Möglichkeiten, auf das plötzliche Überangebot an Käferholz zu reagieren. Wir können vom Zwei-Schicht-Betrieb auf den Drei-Schicht-Betrieb hochfahren. Mehr Variation geht nicht.“
Besonders gespannt sind Leder und seine Mitarbeiter sowie die Sägewerker auf die Ergebnisse der nächsten neun Folienlager. Diese werden jetzt im Abstand von jeweils sechs Monaten geöffnet. Leder ist zuversichtlich, dass sich die gute Qualität des frisch eingelagerten Borkenkäferholzes auch bei längerer Lagerung halten lässt.
Leder erklärte: „Unter luftdichten Folien soll das Holz jahrelang frisch bleiben. Innerhalb weniger Tage ist sämtlicher Sauerstoff unter den Folien verbraucht. Die Borkenkäfer sterben, alle Verrottungsprozesse werden gestoppt und die für die Weiterverarbeitung wichtige Holzfeuchtigkeit bleibt erhalten.“
Lagerung auch lohnend?
Bei Kosten von rund 15 €/fm lohnt sich die Folienkonservierung nur bei sehr guten Holzqualitäten. „Für die großen Mengen Industrieholz, die zurzeit anfallen, rechnet sich der Aufwand nicht“, gab Leder zu.
Wegen ihrer variablen Größe können Folienlager eine sinnvolle und wirtschaftliche Lösung auch für einzelne Waldbesitzer sein, Holz zu konservieren. Bleibt die Folie dicht und die Holzqualität hoch, kann sich die Investition lohnen, denn nach der Borkenkäferkrise rechnen Experten wieder mit steigenden Holzpreisen. Risikolos sind die Folienlager aber nicht: Wird die Folie auf Dauer löchrig, droht der Werteverlust.
Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW, betont, dass Folienlager nur ein kleiner Baustein von vielen Maßnahmen sind, um die Folgen des fortschreitenden Klimawandels zu bewältigen. Allein im laufenden Jahr erwarten die Experten von Wald und Holz NRW 20 Mio. fm Holz, das als Folge der Dürrejahre und der explosionsartigen Borkenkäfervermehrung ungeplant anfällt.
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