Wenn Anfang bis Mitte April die ersten warmen Tage Frühlingsstimmung verbreiten, wartet auf die Mitarbeiter der Niedersächsischen Landesforsten eine große Herausforderung - der Beginn des diesjährigen Borkenkäferflugs. Ab Temperaturen von 16 Grad aufwärts starten die Fichten-Borkenkäfer aus ihren Überwinterungsquartieren um neue Vermehrungsbäume aufzusuchen.
Niedersachsens Experten rechnen mit noch mehr Käfern
Die Forstexperten rechnen wegen des milden Winters mit nochmals mehr Käfern, die aus dem Winterquartier starten, als im Vorjahr. In den meisten Forstämtern im Nordwesten und im Mittelwesergebiet liegt der Fichtenanteil bei lediglich 10 %, doch auch hier sind die Fichten durch die vergangenen Jahre geschwächt und vorgeschädigt. Die Förster kontrollieren regelmäßig alle Fichten auf frischen Käferbefall. Befallene Bäume werden so bald wie möglich entfernt, bevor die sich darin vermehrenden Borkenkäfer ausfliegen können und weitere Fichten befallen.
Hilfreich gegen die weitere Vermehrung der Käfer und für die Abwehrkräfte der Fichten wäre auch feuchte und kühle Witterung im Frühjahr und Sommer. Denn die Entwicklung einer Käfergeneration dauert je nach Wetterlage etwa 7 bis 12 Wochen. In der Regel entstehen pro Jahr eine bis zwei Generationen. Sehr warme Temperaturen wie in den beiden zurückliegenden Jahren beschleunigen die Entwicklung, so dass auch 3 bis 4 Generationen in einem Jahr vorkommen können und den Druck auf die Wälder entsprechend erhöhen.
Die Lage in den Forstämtern:
Das weitläufige Forstamt Ankum liegt mit seinen Waldflächen in den Landkreisen Osnabrück, Emsland und Grafschaft Bentheim. Der Fichtenanteil von 14,5 % konzentriert sich jedoch auf das Wiehengebirge, den Teutoburger Wald und das Osnabrücker Land. Im Forstamt Ankum war der Schadholzanteil durch Stürme und Borkenkäferbefall in den vergangenen beiden Jahren wesentlich höher als im übrigen Nordwest-Niedersachsen. „Obwohl glücklicherweise und Dank der Anstrengungen unserer Kolleginnen und Kollegen mehr als 85 % unserer Fichten die letzten beiden Katastrophenjahre überlebt haben, sind die Waldbestände doch sehr durchlöchert und anfällig. Uns erwartet ein spannendes Jahr, auch weil die Experten warnen, dass jetzt mehr Käfer im Wald leben als Anfang 2019. Daher sind wir jetzt dabei an den warmen Südrändern der Schadensflächen bis zu 400 sogenannte Trinet-Fangsysteme zu installieren“, schildert Forstamtsleiter Reinhard Ferchland die angespannte Situation.
Das Forstamt Ahlhorn mit seinen Waldflächen von Syke bis nach Friesoythe hat einen Fichten-Anteil von 10 %. „Die Schadensflächen sind bei uns sehr verteilt, die meisten Käferbäume des letzten Jahres sind abgeräumt und nun beginnt wieder die Zeit der intensiven Überwachung auf neuen Käferbefall“, erläutert Stefan Grußdorf, stellvertretender Forstamtsleiter die Situation. Bis zu 100 Fangsysteme sollen bis spätestens Mitte April aufgestellt sein. Die Schäden verteilen sich über das ganze Forstamt.
In den Wäldern des Forstamtes Nienburg, die sich über die Landkreise Diepholz und Nienburg erstrecken ist die Situation unterschiedlich. Während in den sogenannten Erdmannschen Mischwäldern im Raum Sulingen/Bruchhausen-Vilsen der Borkenkäfer nur ein geringes Problem darstellt, steigt die Gefahr im restlichen Landeswald und in den Forstgenossenschaften, die teilweise größere Fichtenanteile haben. „Wir haben im Landeswald nur 7 % Fichte mit weitläufig verteilten Schadensflächen“, sagt Forstamtsleiter Henning Schmidtke. „Aber alle Fichtenwälder werden, wenn der Käferflug einsetzt, vorrangig und regelmäßig auf Neubefall kontrolliert.“ Im Forstamt werden voraussichtlich weniger als 100 Fangsysteme eingesetzt.