Bienen

Eifrige Pollensammler

Die meisten Bienenarten haben die Gemeinsamkeit, dass sie Pollen für ihren Nachwuchs sammeln. Dabei haben sich im Lauf der Evolution verschiedene Methoden entwickelt, um den Blütenstaub ins Nest zu transportieren.

Viele Insekten besuchen Blüten und ernähren sich von deren Blütenstaub. Aber nur Bienen sammeln gezielt Pollen und tragen ihn ins Nest ein, um mit dieser Eiweißquelle ihre Nachkommen zu versorgen. Ein Indiz dafür, dass man eine Biene vor sich hat, ist also das Sammeln von Pollen. Oft haben sie dazu spezielle anatomische Anpassungen entwickelt. Wer nach den verschiedenen Transportmechanismen für Pollen sucht, muss sich die weiblichen Bienen genauer anschauen. Denn die Versorgung des Nachwuchses ist bei Bienen reine Frauensache.

"Kropftransporter"

Die einfachste Form, Pollen zu transportieren, besteht darin, ihn zu fressen. Der Blütenstaub gelangt dabei in einen Kropf und wird im Nest wieder hervorgewürgt. Diese Bienen sind meist klein und fallen im Flug nicht durch leuchtende Pollenfarben auf. Die Gruppe wird „Kropfsammlerinnen“ genannt, obwohl es eigentlich „Kropftransporteurinnen“ heißen müsste. Zu ihnen gehören die Gattungen Masken-, Keulhorn- und Holzbienen.

Bienen besitzen Borsten bzw. Haare auf ihrer Körperoberfläche. Ein Weg, wie sich die Körperform von Lebewesen im Laufe der Evolution an eine bestimmte Funktion anpasst, besteht darin, dass sich eine vorhandene Struktur vermehrt oder vergrößert. Bei einer Gruppe von Bienen ist im Zuge der Anpassung an das Pollensammeln eine dichte Fläche von Borstenleisten auf der Bauchseite entstanden – ähnlich einer Kleiderbürste. Der Blütenstaub verfängt sich in solchen Bürsten besonders gut und kann so ins Nest transportiert werden. Dort streicht die Biene den Pollen mit ihren Hinterbeinen aus den Borsten und bildet einen Futterballen, an den sie später ein Ei legt. Zur Gruppe dieser sogenannten Bauchsammlerinnen gehören zum Beispiel die Gattungen der Mauerbienen, Woll- und Harzbienen, Scherenbienen und Blattschneiderbienen.

„Beinsammlerinnen“

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Behaarung am hinteren Beinpaar zu verstärken. Diese Form der Anpassung hat die Gruppe der „Beinsammlerinnen“ entwickelt. Hier gibt es viele Varianten: So haben Sandbienen zusätzlich zu einer starken Behaarung noch eine spezielle Haarlocke entwickelt. Bei den Hosenbienen sind die Borsten so stark verlängert, dass sie an die Schlaghosen der 1970er-Jahre erinnern. Zu den Beinsammlerinnen gehören neben den Sandbienen zum Beispiel Schmalbienen und Seidenbienen.

Die spezielle Behaarung an ihren Hinterbeinen ermöglicht es Honigbienen, den Blütenstaub in diesen „Pollenhöschen“ zu sammeln und zu transportieren. (Bildquelle: Jürgen Kottmann/stock.adobe.com)

Bei Hummeln und Honigbienen ist die höchste Form der Anpassung zu finden. Im Laufe der Evolution haben sie spezielle anatomische Strukturen an den Hinterbeinen entwickelt: Bürste, Kamm und Körbchen. Mithilfe dieser Werkzeuge können die Bienen den Pollen zu einer besonders kompakten Kugel formen und damit pro Flug große Mengen Pollen eintragen. Diese Gruppe wird als „Körbchensammlerinnen“ bezeichnet.

Nektar als Kraftstoff

Alle Bienen trinken an den Blüten Nektar. Der zuckerreiche Blütensaft ist das „Flugbenzin“ vieler Insekten. Hummeln und Honigbienen sammeln den Nektar in großem Umfang, um für ihr Volk Vorräte anzulegen. Dazu haben sie den Kropf zu einer Honigblase weiterentwickelt. Die Vorräte dienen zur Überbrückung von Regentagen oder – im Fall der Honigbienen – zur Überwinterung.

Viele Wildbienenarten vermischen den Nektar mit Pollen zu einem Futterpaket. Schenkelbienen haben für ihre Nachkommen eine ganz spezielle Ernährung entwickelt: Statt Nektar tragen sie Öl aus den Blüten des Gilbweiderichs ein. Sie sind „oligolektisch“, haben sich also beim Sammeln von Pollen und Öl auf die Pflanzen einer Gattung – in diesem Fall den Gilbweiderich – spezialisiert. Nektar sammeln die Schenkelbienen hingegen an den Blüten anderer Gattungen.

Kuckucksbiene
Nicht alle Bienen sammeln Pollen für ihren Nachwuchs. Wie im Vogelreich der Kuckuck gibt es auch bei den Bienen einige Arten, die nicht für ihren Nachwuchs sorgen, sondern diesen versorgen lassen. Etwa ein Viertel aller Bienenarten sind Brutparasiten. Diese sogenannten Kuckucksbienen legen ihre Eier in fremde Nester. Bei ihnen fehlen die typischen anatomischen Strukturen zum Pollensammeln an den Beinen oder dem Bauch. Kuckuckshummeln können in ihrer Färbung sogar der Art ­ähneln, in deren Nest sie ­eindringen.