Dem Habicht keine Chance

Raubtiere jagen ihre Beute auf unterschiedliche Art und Weise. Wie Hennenhalter größeren Tierverlusten im Auslauf vorbeugen können, das war Thema eines Seminars auf dem Eichhof in Bad Hersfeld.

Ein Fokus der vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen organisierten Tagung lag auf den unterschiedlichen Jagdmethoden der Raubvögel. Falkner Michael Schanze aus Haunetal hatte zur Veranschaulichung eine Uhudame, ein Rotmilanweibchen und einen Jungbussard mitgebracht.

In der Hühnerhaltung bereiten hauptsächlich Habicht, Bussard und Uhu Probleme. Wird ein Milan an einer getöteten Legehenne „erwischt“, so handelt es sich hierbei entweder um ein krankes ­Opfertier oder um eine dem Habicht abgejagte Beute, erläuterte Schanze. Ein Rotmilan kann Aas aus 5 km Entfernung riechen.

Habicht reißt die Henne auf

Auch der Wanderfalke ist in der Lage ein Huhn zu ergreifen, doch ausschließlich fliegende Vögel. Der Uhu ist mit 800 kg Griffkraft seiner Fänge dem Habicht um 500 kg überlegen, doch ist dieser durch seine Blitzangriffe in den Hühnerhaltungen sehr erfolgreich. Der Habicht ist ein „Grifftöter“, das bedeutet, seine Opfer werden von seinen Krallen durchbohrt und getötet. Bei einem verhältnismäßig großen Hühnerkörper gelinge dies nicht immer. Die Hühner, meist in Schockstarre, werden dann bei lebendigem Leib zunächst gerupft und anschließend seitlich aufgerissen und verspeist. Ausgerupfte, komplette Federn sind ein gutes Indiz für eine Raubvogelbeute. Ein Marder hingegen beiße größere Federn einfach ab.

Ein Habichtpärchen belegt etwa ein Revier von 3500 ha, die Angriffe auf Hühnerhaltungen häufen sich in der Zeit der Brut im April und von Juni bis September in der Zeit der Jungtieraufzucht. Nach dem Flüggewerden verbleiben die jungen Habichte maximal sechs Wochen im Revier der Altvögel. Der junge Rothabicht schlägt auf dem Weg in die Selbstständigkeit gern in Hühnerhaltungen zu, Legehennen sind eine leichtere Beute als ein wachsames Rebhuhn.

Strukturierte Ausläufe sieht Michael Schanze als vorteilhaft für die Beutegreifer an: Der Habicht nutzt die Deckung für seine Angriffe und weiß genau, wo sich sein Opfer aufhält. Der Bussard geht Schanze zufolge auch zu Fuß in einer Pappelplantage auf die Jagd. Ein starkes Bussardweibchen könne durchaus lernen gesunde Legehennen zu schlagen.

Falkner Michael Schanze erklärte die unterschiedlichen Jagdmethoden der Greifvögel. (Bildquelle: van der Linde)

Schanze gab auch Antworten darauf, wie Habichtangriffen vorgebeugt werden kann. Die Entnahme eines Schadhabichtes durch einen Fangkorb bedarf einer Genehmigung durch die Jagdbehörde. Diese wird nur selten erteilt. Über ein solches Tier müssen hieb- und stichfeste Nachweise für die Schäden in Form von Aufzeichnungen und Kamera-Nachweisen erbracht werden, meist über einen Zeitraum von vier Wochen oder mehr. Für das Aufstellen der Falle wird ein Sachkundenachweis benötigt. Der gefangene Habicht wird umgesiedelt.

Rotmilan vertreibt Habicht

Eine Erfolg versprechendere Strategie könnte es sein, den Gegnern des Habichtes attraktive Angebote zu machen. Der Rotmilan beispielsweise attackiert und vertreibt den Habicht aus seinem Revier, um seine Brut zu schützen. Dasselbe gilt für ein Krähenpärchen mit Nachzucht. Krähen werden wiederum vom Rotmilan vertrieben, wenn sie seinem Horst zu nahe kommen. Durch Lärm lassen sich Greifvögel eher nicht beeindrucken, sagte Schanze. Die Ansiedlung vom Habichtvertreiber Rotmilan kann man mit sogenannten „Mäuseburgen“ fördern. Diese können aus einer einfachen Palette mit etwas Streu dazwischen und einem Strohballen darauf bestehen. Weil Mäuse Salmonellen übertragen können, sollten diese Bauten in ausreichender Entfernung vom Stall stehen. Mäuseburgen fördern auch die Ansiedlung von Bussard, Waldohr- und Schleiereule. Dies werde vom Habicht als ungemütlich empfunden. Das Aufstellen von Ansitzmöglichkeiten für den Mäusebussard und Rotmilan sei auch hilfreich, die Sitzstange muss dann 6 cm Durchmesser haben.

Draht muss unter Strom sein

Schanze räumte auch mit der vielfach verbreiteten Meinung auf, dass der Habicht keine bereits toten Tiere frisst. Das ist ein Irrtum. Auch kann der Habicht ausgezeichnet sehen, eine Legehenne wird als potenzielles Beutetier aus 400 m Entfernung aus seinem Ansitz erspäht. Etwa ein Drittel des eigenen Körpergewichtes benötigt der Habicht als Grundnahrung, das sind 300 bis 400 g Fleisch pro Tag. Möglich wäre es, so Schanze, dem Habicht eine Futterstelle einzurichten mit der Hoffnung, dass er diese akzeptiert. Angeboten werden können beispielsweise tote Küken oder Fleisch. Schweinefleisch frisst der Habicht jedoch nicht.

In der Jagd ist der ­Habicht eher auf schnelle Erfolge aus, daher wird er seinen Rhythmus im Zweifelsfall auf den der Hühner einstellen. Hat er nach zwei bis drei Stunden noch keinen Erfolg, sucht er sich eine neue Nahrungsquelle. In den frühen Morgenstunden sind die meisten Verluste zu verzeichnen.

Auf Beutegreifer mit vier Beinen ging Dr. Christiane Keppler ein. Gegen das Eindringen von Rotfuchs, Marder, Marderhund, Waschbär und Dachs hilft ein Elektrozaun. Der Wolf habe die Legehenne noch nicht als Nahrungsreservoir für sich erkannt.

Ein Fuchs, der einmal mit einem Zaun ohne Strom in Berührung gekommen sei, wird es immer wieder probieren, machte Keppler deutlich. Ein Beutegreifer hingegen, der gleich beim ersten Versuch eine unangenehme Erfahrung gemacht habe, würde sich dieses eher merken.

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