Der NRW-Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat seine „Eckpunkte für einen Masterplan Waldwende NRW“ vorgelegt. Darin umreißt der Umweltverband seine Forderungen und Zielsetzungen für den Wald von morgen.
Besonders an die künftige Bewirtschaftung des Staatswaldes stellen die Naturschützer konkrete Anforderungen. Beispielsweise sollen mindestens 10 % der Waldfläche von einer wirtschaftlichen Nutzung ausgeschlossen werden. In den durch Borkenkäfer zerstörten Wäldern sollen zudem mindestens 15 Bäume/ha erhalten und der Zerfallsphase überlassen werden. Außerdem fordert der BUND den Verzicht auf flächige Aufforstungen, Vorrang für natürliche Vermehrung ausschließlich standortheimischer Baumarten sowie die Wiedervernässung von feuchten und nassen Wäldern.
NRW bald frei von Nadelwald?
Angesichts der Wiederbewaldung hat nach Meinung des BUND die Naturverjüngung vorrang. Bei der künftigen Baumartenwahl sprechen sich die Nautrschützer deutlich für das Laubholz aus: "Von den Dürren betroffen sind vor allem angebaute Bäume und gleichartige Baumbestände. Es handelt sich dabei nach naturwissenschaftlicher Definition nicht um Wälder, sondern um Forste: Baumplantagen, die meist zur Holzproduktion angebaut wurden, zum Beispiel mit der in NRW nicht natürlich vorkommenden Fichte", schreibt der BUND und konkretisiert: "Nordrhein-Westfalen ist kein Nadelholzland."
Käferholz im Wald belassen!
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens hat 100 Mio. € als Soforthilfe unter anderem für die Räumung des „Schadholzes“ sowie die Wiederaufforstung bereitgestellt. Beide Maßnahmen stehen aus Sicht der Naturschützer in eklatantem Widerspruch zu den Anforderungen an den Waldschutz: das Totholz wird für die zukünftige Waldentwicklung benötigt, flächige Wiederaufforstungen widersprechen den Biodiversitätsziele. Konkret fordert der BUND eine Förderung des Landes für das Belassen von Käferholz im Bestand als wirksame Klimaschutz-, Bodenschutz und Naturschutzmaßnahme sowie zur Marktentlastung.
Forstwirtschaft ist Teil der Lösung - statt des Problems
"Unsere Forstwirtschaft ist nicht - wie manche Naturschützer gerne kolportieren - ein Teil des Problems, sondern ein Teil der Lösung", teilte Dr. Philipp Freiherr Heereman, Präsident des Waldbauernverbandes, daraufhin mit.
Die Schäden in den nordrhein-westfälischen Wäldern sind durch die Dürresommer 2018 und 2019 bereits jetzt höher als nach dem Orkan "Kyrill" vor 12 Jahren. "Der Klimawandel wird unsere Wälder nachhaltig ändern. Alle Funktionen des Waldes stehen auf dem Prüfstand", gab Heereman zu bedenken. Aus Sicht des Waldbauernverbandes ist die Versorgung mit heimischem Fichtenholz nicht mehr gesichert. Außerdem sei die Sicherheit der Waldbesucher durch abgestorbene Bäume gefährdet.
"Hilfspakete sind unzureichend!"
Die Hilfspakete, die Bund und Land bisher auf den Weg gebracht haben, sind für den Waldbauernverband bei weitem unzureichend. Dabei gehe es nicht nur um eine Branche, es gehe um den Wald und seine vielfältigen Leistungen für die Gesellschaft. "Kein anderer Rohstoff kann mit der Ökobilanz von heimischem Holz mithalten", verdeutlichte Heereman.