Wildbienen

Bienen ziehen in den Wald um

Eigentlich ist die Zeidlerei - die Imkerei im Wald - nahezu verschwunden. Zum Schutz der Wildbiene haben die Niedersächsischen Landesforsten das alte Handwerk jetzt neu belebt.

Mit einem Seil klettert Rudolf Rantzau in eine Eiche im Osterwald im Forstamt Saupark bei Springe (Hannover). Dort entlässt der Imker den Bienenschwarm in sein neues Eigenheim – eine nach dem Vorbild der alten Zeidler angefertigte Klotzbeute. Etwa 30 000 Bienen strömen in die Beute, angezogen vom dunklen Eingang der vermeintlichen Baumhöhle. Nicht eine einzige sticht. „Sie sind auf Wohnungssuche. Es gibt nichts zu verteidigen, da Honig und Brut noch nicht vorhanden sind “ sagt Rantzau.

Bienen überleben auch ohne Imker

Rantzau ist Vorstandsmitglied des Vereins Waldbiene e. V. und erklärt: „Millionen von Jahren hat die Honigbiene in den Wäldern dieser Erde ihr Zuhause gehabt. Inzwischen herrscht aber die Meinung vor, dass Honigbienen ohne imkerliche Betreuung in den Wäldern Mitteleuropas nicht mehr überleben können. Neueste Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass die wilde Honigbiene auch in Deutschland noch existiert."

Es sei von großer Bedeutung herauszufinden, wie sich ein Bienenvolk ohne imkerliche Unterstützung gegen Parasiten und Viren zur Wehr setzt und so überleben kann. „Diese wildlebenden Honigbienen der Wälder stellen vermutlich einen wertvollen Genpool dar, der auch für den Erhalt der in menschlicher Obhut lebenden Honigbiene zukünftig bedeutend werden kann,“ sagt Imkerin Karen Lau.

Die Klotzbeute ist einer Baumhöhle nachempfunden. Angezogen vom dunklen Eingang beziehen die Bienen die künstliche Höhle. (Bildquelle: Niedersächsische Landesforsten)

Zeidlerei - Imkern im Wald

Aus diesem Grund bietet das Forstamt Saupark dem gemeinnützigen Verein Waldbiene e.V. die Möglichkeit eine Klotzbeute im Hutewald aufzuhängen. Sie gehen auf das Handwerk des „Zeidlers“ zurück, einem mittelalterlichen Berufsstand und der Vorläufer des Imkers, wie er heute arbeitet.

Bienen im Hutewald
Der Hutewald im Osterwald wird seit dem Sommer 2015 nach dem Vorbild der früher weit verbreiteten Waldweide mit Nutztieren beweidet. Durch die Beweidung entstehen dort besondere Lebensräume, die heute nicht nur in Niedersachsen Seltenheitswert haben. „Lichte, besonnte und warme Eichenwälder entwickeln eine spezielle artenreiche Bodenvegetation, die typisch für unsere Region war – eine offene Waldlandschaft mit großkronigen, strukturreichen Eichen und vielfältigem, artenreichem Leben. Der Hutewald bietet Futtergrundlage für Nektar liebende Insekten und damit auch für die Honigbienen“ sagt Christian Boele-Keimer, Leiter des Forstamtes Saupark. Außerdem nutze sie verlassene Baumhöhlen zum Bespiel die des Schwarzspechtes, lebte in Symbiose mit vielen Waldorganismen und förderte die biologische Vielfalt und Waldgesundheit.