„Detmolder Gespräch“
Bienen als „Probennehmer“
Honigbienen bringen bei der Nahrungssuche mit den Pollen oft auch Begleitsubstanzen heim. Das lässt sich nutzen, um Umweltbelastungen zu erfassen.
Laboranalysen von Honig und Pollen liefern interessante Rückschlüsse auf die Umwelt, in welcher die Bienen ihre Nahrung gesammelt haben. Deshalb lassen sich die fleißigen Insekten hervorragend als „biologische Probenzieher“ einsetzen, weiß Prof. Dr. Werner von der Ohe.
Amerikanische Faulbrut
Viel zu tun haben Imker und Veterinäre derzeit beispielsweise mit der Amerikanischen Faulbrut (AFB). So wurde die anzeige-pflichtige Tierseuche in diesem Jahr bei fast einem Viertel der rund 270 im CVUA untersuchten (Verdachts-)Proben nachgewiesen, erklärte Dr. Birgit Stührenberg. Aktuell hat es zudem einen amtlichbestätigten Ausbruch im Kreis Warendorf gegeben.
Bei der Faulbrut handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, bei welcher die Brut der Bienenvölker größtenteils abstirbt. In der Folge fehlt der Bienennachwuchs. Die Völker werden immer kleiner und sind schließlich zu schwach, um den Winter zu überstehen. Für Menschen ist die Bienenkrankheit ungefährlich und auch der Honig kann ohne jede Einschränkung gegessen werden.
Um die Seuche zu bekämpfen, muss der Erreger sicher abgetötet werden. Dazu wird ein Sperrbezirk eingerichtet, in welchem sämtliche Bienenvölker auf AFB zu untersuchen sind, erklärte Dr. Nathalie Brüssow vom Kreisveterinäramt in Soest. Die von der Faulbrut betroffenen Völker werden getötet und in einer Müllverbrennungsanlage sicher entsorgt.
Alternativ kann der Imker nach Maßgabe der Veterinärbehörde das sogenannte Kunstschwarmverfahren zur Umsiedlung der Bienen in einen AFB-freienStock anwenden. Diese Sanierungs-möglichkeit ist aufwendig und arbeitsintensiv. Es gibt aber die Möglichkeit dafür ein „Bienengesundheitsmobil“ der Tierseuchenkasse NRW zu nutzen. Dieser Pkw-Anhänger enthält alle notwendigen Gerätschaften und erleichtert die Arbeit.
Stadt-Land-Vergleich
Interessante Ergebnisse zu den Unter schieden von „Stadt-“ und „Landbienen“ lieferte eine Studie des Celler Bieneninstitutes. Prof. von der Ohe hat dazu eine Gruppe von Bienenvölkern in einer Agrarlandschaft mit typischer Vegetation aus Getreide, Raps, Zuckerrüben und Mais positioniert. Die Vergleichsgruppe wurde im Stadt gebiet von Hannover aufgestellt, um ein möglichst kultur-pflanzenfreies Nahrungsangebot zu schaffen.
Bei beiden Gruppen wurden anschließend Bienen, Honig und Pollen („Bienenbrot“) untersucht. Es zeigte sich, dass in Pollen und Honig der Landbienen im Vergleich zu den Stadtbienen häufiger Spuren von Pflanzenschutzmittelrückständen gefunden wurden – allerdings weit unterhalb der in Deutschland zulässigen, strengen Grenzwerte.
Die Stadtbienen dagegen sammelten bei ihrer Nahrungssuche mehr Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) als Begleitsubstanz mit ein. Das sind Stoffe, die bei (unvollständigen) Verbrennungsprozessen entstehen, beispielsweise in Autoabgasen und Ruß vorkommen und ein Risiko für Mensch und Umwelt darstellen. Bei den Schwermetall-Rückständen war das Bild uneinheitlich. Blei oder Aluminium wurden bei den Stadtbienen häufiger gefunden. Mangan wurde bei den Landbienen öfter nachgewiesen. Das dürfte daran liegen, dass Mangan in einigen Mineraldüngern enthalten ist.
Insgesamt beschreibt der Stadt-Land-Vergleich interessante Umweltunterschiede. Die gefundenen, sehr niedrigen Konzentratio-nen seien jedoch weder für die Honigbienen, noch für den Menschen ein Problem, gab Prof. von der Ohe Entwarnung. Die Studie zeige aber sehr schön, wie gut sich Bienenvölker als biologische Probennehmer eignen.