Dülmener Wildpferde

Wolfschutz für Wildpferde

Die Dülmener Wildpferde erhalten einen knapp 2 m hohen Schutzzaun gegen Wölfe. Die Arbeiten für das 10 km lange Bauwerk haben bereits begonnen.

Nahe Dülmen im Kreis Coesfeld entsteht derzeit ein gigantisches Bauwerk. Gemeint ist in diesem Fall ausnahmsweise nicht der Neubau der Bundesstraße 67n, sondern ein 10 km langer und knapp 2 m hoher Zaun, der rund um die Wildpferdebahn im Merfelder Bruch errichtet wird. Er soll die Herde, rund 400 Dülmener Wildpferde, vor Wölfen schützen. Details zum Bau und zur Notwendigkeit des Zauns erfuhren Interessierte kürzlich bei einer Informationsveranstaltung, zu der die Herzog von Croy‘sche Verwaltung eingeladen hatte. Denn die rund 360 ha große Wildpferdebahn gehört zum Besitz des Herzogs von Croy.

Kein Wunschprojekt

Bereits in den Jahren 2019 und 2020 verdeutlichten erste Damwildrisse, dass sich zumindest ein Wolf in dem Areal aufhält. „Seitdem wurde der Wolf mehrfach auf Wildkameras gesichtet“, berichtete Joachim Menke, Generalbevollmächtigter der von Croy’schen Verwaltung. Frühzeitig sei daraufhin mit dem Land, der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises sowie mit der Stadt Dülmen Kontakt aufgenommen worden. Doch die Diskussion sei ohne konkrete Ergebnisse geblieben.

„Uns war aber klar, dass wir etwas unternehmen mussten“, betont Menke. Sollten die Wildpferde aufgrund eines Wolfsangriffs den bisher vorhandenen, vierlitzigen Drahtzaun durchbrechen, bestünde „Gefahr für Leib und Leben“, so Menke. Denn sowohl die Autobahnen A 43 bzw. A 31 als auch die Landstraße L 600 sind nicht weit entfernt. „Der Zaun ist kein Wunschprojekt“, stellte der Generalbevollmächtigte klar. Vielmehr handele es sich um die Wahl „des kleineren Übels unter der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Willensbildung zur Populationsentwicklung des Wolfs in der Region“. Das Wolfsgebiet Schermbeck ist nur wenige Kilometer entfernt. Und auch der in der Hohen Mark bei Reken, Kreis Borken, und damit südwestlich der Wildpferdebahn mehrfach bestätigte Wolf gilt mittlerweile als territorial. Die Ausweisung eines weiteres Wolfsgebietes nahe der Wildpferde dürfte folglich nicht mehr lange auf sich warten lassen. „Man muss kein Prophet sein, um die Populationsentwicklung zu erahnen“, so Menke. Rudelbildung sei nur eine Frage der Zeit.

Bis zu 750.000 €

Als Voraussetzung für den Wolf­schutzzaun musste zunächst der Naturschutzbeirat des Kreises Coesfeld das Bauverbot in den Naturschutzgebieten „Wildpferdebahn im Merfelder Bruch“ und „Heubachwiesen“ aufheben. Das war im Dezember 2021 erfolgt (siehe Folge 51/2021). Wie Menke berichtete, war daraufhin die Baugenehmigung erteilt worden. Aus Naturschutzgründen beschränkt sich jedoch die Bauzeit. Der Baustart erfolgte am 15. August. In zwei bis drei Monaten soll das gigantische Vorhaben abgeschlossen sein.

Zu den Details des Zauns informierte Felix Bredtmann, der für die von Croy‘schen Liegenschaften sowie die Durchführung des Zaunprojektes verantwortlich ist. Bei dem geplanten Zaun handelt es sich um ein spezialverzinktes Knotengittergeflecht, das von ca. 3 m langen Robinienpfählen (Abstand: 5–7 m) gestützt wird. Der Zaun wird oberirdisch 1,80 m aus der Erde ragen. Oberhalb des Knotengeflechtes sollen dann noch ein bis zwei Stromdrähte ein Überklettern des Zauns durch Wölfe verhindern. Um ein Untergraben zu verhindern, reicht der Zaun zudem 40 cm tief in die Erde. Auf der Innenseite sollen Stromdrähte in 0,6 m bzw. 1,10 m Höhe über dem Erdboden die Pferde auf Distanz zum Zaun halten. Wie Brettmann ergänzte, werden auch die Toranlagen einen Untergrabschutz und einen stromführenden Draht im oberen Bereich erhalten.

Allein die Baukosten für den Zaun bezifferte Menke auf 500.000 bis 750.000 €. Fördermittel seitens des Landes bzw. Bundes gebe es für das Projekt nicht. „Wir fallen nicht unter die Förderrichtlinie“, so Menke. Noch nicht abzuschätzen vermag er, welche Kosten für die jährliche Wartung des Zauns anfallen werden. „Auf jeden Fall wird er mehrfach jährlich freizuschneiden sein.“

Schutz für Leib und Leben

Der Zaun sein „kein Affront gegen die Natur oder die Menschen, die hier leben“, betonte der Generalbevollmächtigte. Dennoch bleibt das Bauwerk für Mensch und Tier nicht ohne Folgen. Während kleinere Tiere durch das 15 x 15 cm große Geflecht im unteren Zaunbereich gelangen können, wird der Zaun für größere Tiere wie Rehe oder Damwild zu einer unüberwindbaren Barriere. Auch für Spaziergänger und Radfahrer hat der Zaun Konsequenzen. So können Radfahrer nicht mehr auf direktem Weg von Maria Veen nach Dülmen gelangen. Und auch die Wanderroute wird sich ändern. „Das ist nicht schön und auch nicht gewollt“, betonte Menke. Letztlich gehe es aber bei dem Zaun um den Schutz von Leib und Leben, bat er um Verständnis. „Momentan sehen wir keine andere Lösung.“

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