Eine Trockenheit im Vorsommer macht vor allem den Futterbaubetrieben mit Grünland im Allgemeinen und den Pferdehaltern im Besonderen zu schaffen. Wertvolle Futtergräser kommen bei langanhaltender Trockenheit speziell auf Sandböden schnell an ihre Wachstums- und Regenerationsgrenzen. Als verstärkender Stressfaktor kommt das Weideverhalten des Pferdes hinzu.
Gründland und Hitze
Grünland gilt gemeinhin als eine stark wasserbedürftige „Kultur“. Es verbraucht während der Vegetationszeit am Tag durchschnittlich 2,2 bis 3,1 mm Niederschlag/m². Im Mai und Juni findet – bei ausreichenden Niederschlägen– das intensivste Wachstum auf dem Grünland statt.
Der Wasserbedarf der Pflanzen wird in unseren Breiten in diesem Zeitraum in der Regel über Niederschläge und zum Teil noch über die Winterfeuchtigkeit gedeckt. Gerade während der Hauptwachstumsphase kommt es normalerweise zu mehr oder weniger deutlichen Futterüberschüssen– zumindest dort, wo keine Überweidung stattfindet.
Aufgrund der ausgeprägten Trockenheit kann das Wachstum gerade auf Pferdeweiden um 30 bis 50% reduziert sein. Vor allem auf sandigen oder flachgründigen Standorten können die Wasservorräte schon in wenigen Wochen nahezu verbraucht sein und es bei den Gräsern zu einem verstärkten Einrollen der Blätter oder sogar zu Welkeerscheinungen und zu Substanzverlust kommen.
Trockenstress geht an die Reserven
Verbleiben Pferde unter diesen Witterungsbedingungen auf der Weide und nehmen dort Futter auf, hat das Folgen für die Pferdeweide:
- Es werden vor allem die wertvollen Futtergräser nicht nur geschädigt, sondern im Extrem komplett zurückgedrängt.
- Der Tritt der Pferde trägt das Übrige dazu bei.
- Durch ihre Zahnanatomie sind Pferde in der Lage, Pflanzen bis unmittelbar über dem Boden zu verbeißen.
- Bei tiefem Verbiss wird bei den Futtergräsern auch der Teilbereich der Blätter abgefressen, wo ein Großteil der Nähr- bzw. Reservestoffe eingelagert wird, die für die Regeneration erforderlich sind.
- Je häufiger Gräser während der Vegetationszeit sehr tief verbissen werden, desto stärker sind diese gestresst, regenerieren langsamer und sind dadurch weniger konkurrenzfähig gegenüber meist weniger schmackhaften Pflanzenarten.
- Auf diese Weise kann sich die Vegetation von Pferdeweiden gerade unter trockenen Bedingungen innerhalb eines Jahres gravierend verändern.
Tipps für das Weidemanagement
Flächenbedarf anpassen: Je geringer das Wachstum auf der Weide ist, desto größer ist der Flächenbedarf, damit das Pferd seinen Energie- und Nährstoffbedarf auf der Weide decken kann. Gerade für Großpferde kann der Flächenanspruch unter trockenen Bedingungen dann zum limitierenden Faktor werden. Ist eine Pferdeweide schon relativ kurz abgefressen und die täglichen Zuwachsraten betragen unter trockenen Bedingungen estenfalls noch 30 kg Trockenmasse (TM) pro Hektar und Tag, benötigt ein Pferd, das täglich durchschnittlich 6kg TM Weidefutter frisst, 2000 m² Weidefläche. Bei einem realistischen Weiderest von 20% beträgt der tägliche Futterflächenbedarf dann schon 2400 m².
Heu oder Heulage auf der Weide zufüttern: Sind die Zuwachsraten trocken-heitsbedingt so gering, dass der Futterbedarf des Pferdes nicht mehr ausreichend gedeckt werden kann und die Grasnarbe immer noch stärker verbissen wird, führt kein Weg am Zufüttern von Heu oder Heulage auf der Weide vorbei.
Kein Weidegang: Zur Schonung der Grasnarbe und um negativen Pflanzenbestandsentwicklungen vorzubeugen, wäre es am besten, die Pferde ganz von der Weide zu nehmen. Denn selbst bei ausreichender Zufütterung fressen die Tiere das restliche schmackhafte Grün der Gräser.
Paddocks, Trails oder Ausläufe: Die Möglichkeit der Koppelweidehaltung besteht für viele Pferdehalter jedoch nicht. Dennoch besteht seitens der Halter bzw. Einstaller der Anspruch, dem Pferd möglichst ganztägig und ganzjährig Weidegang zu gewähren. Unter diesen Bedingungen kann die Anlage von Paddocks, Trails oder Ausläufen dazu beitragen, dass die Weiden günstigenfalls nur zeitweise als Bewegungs- und Futterflächen dienen.
Scheidet dies aus Kostengründen oder wegen fehlender Genehmigung aus und ist nur eine Standweide möglich, sind aus pflanzen- und aus futterbaulicher Sicht ungünstige Fehlentwicklungen vorprogrammiert. Entsprechend fragwürdig sehen aus futterbaulicher und ernährungsphysiologischer Sicht viele Pferdeweiden aus. Hat sich ein „Sackgassenbestand“ entwickelt, sind selbst gut gemeinte Nachsaaten meist nicht mehr zielführend.
Wechselweide vorhalten: Durch einen regelmäßigen Wechsel von Weideflächen und günstigenfalls durch einen Wechsel von Schnitt- und Weidenutzung lässt sich negativen Bestandsentwicklungen effektiv entgegenwirken, da den wertvollen Futtergräsern immer wieder ausreichend Zeit zur Regeneration verbleibt.
Nachmahd bzw. -mulchen: Durch die Nachmahd bzw. -mulchen werden zudem Unkräuter geschwächt und– bei rechtzeitiger Maßnahme– ein Aussamen verhindert.
Neuansaat mit Grünlandumbruch: In vielen Fällen ist nur eine Neuansaat mit Grünlandumbruch die einzig sinnvolle, wirksame und zielführende Möglichkeit, einen aus futterbaulicher Sicht ungünstigen Pflanzenbestand zu verändern. Neuansaaten setzen aber das Vorhandensein von Ausweichflächen voraus. Denn Neuansaaten, insbesondere nach einem Umbruch mit dem Pflug, stehen als Weide für mindestens ein halbes Jahr nicht zur Verfügung.
Fazit: "Schlechtes Weidemanagement hat Folgen"
Da gerade in der Hobby-Pferdehaltung aus verschiedenen Gründen keine Alternativ- oder Ausweichflächen zur Verfügung stehen, werden futterbaulich ungünstige und wenig produktive Grünland-Pflanzenbestände in Kauf genommen. Mangelnde Weidepflege, ein hoher Bodenverdichtungsgrad und häufig auch fehlende Düngung und Kalkung kommen als Verstärker für ungünstige Pflanzenbestandsentwicklungen hinzu.
Grün wird eine wiederholt durch Trockenheit, Tritt und Verbiss gestresste Pferdeweidenarbe immer– auch jetzt aktuell nach den Niederschlägen. Ob die an die immer wiederholten Stresseinflüsse von Witterung und Weidetier angepasste Pflanzengesellschaft auch dem ernährungsphysiologischen Anspruch des Pferdes entspricht, ist jedoch fraglich und erfordert im Zweifel eine Pflanzenbestandsbeurteilung.