Sowohl die „ad libitum“-Fütterung als auch lange Fresspausen machen Pferde auf Dauer krank. Die Herausforderung liegt in der Fütterungstechnik. Hier gibt es praktische Lösungen für die Gruppen- und die Einzeltierhaltung.
Pferde füttern mit System
Der Verdauungstrakt der Pferde ist von Natur aus darauf ausgelegt, energiearme Gräser mit einem sehr hohen Rohfaseranteil aufzunehmen. Bis zu 80 % des Tages sind Pferde mit der Futteraufnahme beschäftigt, wobei Fresspausen beispielsweise zum Ruhen in der Regel weniger als vier Stunden dauern. Für die Pferdehaltung stellt dies eine Zwickmühle dar. Wird Raufutter ad libitum zur Verfügung gestellt, werden die Pferde häufig zu dick, neigen zu Stoffwechselerkrankungen oder entwickeln Hufrehe.
Bei der rationierten Fütterung entstehen jedoch häufig zu lange Fresspausen, die wiederum Magengeschwüre und Koliken begünstigen können und bei den Pferden oftmals zu Frustrationsreaktionen wie Verhaltensauffälligkeiten oder Aggressivität führen. Lösungsansätze finden sich in der automatisierten Fütterung.
Zeitgesteuerte Raufen
Mit Zeitschaltuhren und mechanischen Schiebern ausgestattete Heuraufen ermöglichen die synchrone Futteraufnahme aller Pferde in bestimmten Zeitintervallen. Fresspausen können dadurch reduziert und über 24 Stunden verteilt werden. Fütterungseinrichtungen sollten in Zweier- oder Dreiergruppen mit Abständen von mindestens zehn Metern (Großpferde) aufgestellt werden. Dies ermöglicht die synchrone Futteraufnahme und bietet genügend Ausweichmöglichkeiten für rangniedere Tiere. Ranghohen Tieren wird die Blockierung mehrerer Fressplätze bzw. Eingänge erschwert. Bei Gruppen mit unterschiedlichem Futterbedarf können über Selektionstore erreichbare Separationsbereiche mit frei zugänglichem Raufutter z.B. für schwerfuttrige Pferde eingerichtet werden.
Bedarfsgerechte Fütterung per Abrufautomat
Eine individuelle, bedarfsgerechte Fütterung ist jedoch nur mit Abrufautomaten möglich, in denen Pferde mittels Futter-Transponder erkannt und ihre vorprogrammierten Rationen in bestimmten Zeitfenstern freigegeben werden. Die PC-Steuerung ermöglicht neben der Rationierung auch die Dokumentation und Kontrolle der abgerufenen Rationen. Zur Vermeidung von Auseinandersetzungen sind Stationen mit separatem Eingang und Ausgang in einen anderen Funktionsbereich optimal. Die Pferde müssen die Station nicht rückwärts verlassen. Eine Eingangssperre verhindert das Nachdrängeln von ranghöheren Artgenossen. Um synchrones Fressen zu ermöglichen, sollten stets ausreichend zusätzliche Raufutterplätze (z.B. Strohraufen) zur Verfügung stehen.
Fresstände für die Gruppenhaltung
Fressstände ermöglichen die gleichzeitige Futteraufnahme, bergen jedoch die Gefahr, dass ranghöhere Pferde von hinten nachrücken oder den Ausgang versperren. Für jedes Tier muss daher mindestens ein Fressplatz zur Verfügung stehen. Um die Verletzungsgefahr zu minimieren und dennoch Blickkontakt zu ermöglichen, sollten die Trennwände im unteren Wandbereich bis zum Boden geschlossen, oben jedoch mit Sichtschlitzen versehen sein. Ein über Durchfressgitter (Stababstand 30 bis 35 cm) erreichbarer Futtertisch schafft einen zusätzlichen Raumgewinn und erhöht die Arbeitswirtschaftlichkeit.
Heuraufe für mehrere Pferde
In der Gruppenhaltung können Heuraufen mit Rundballen bestückt und somit Futter für mehrere Pferde und Tage bereitgestellt werden. Da die Pferde während der Futteraufnahme ungeschützt sind, werden häufig kampfvermeidende Verhaltensweisen wie z.B. Vermeiden, Verdrängen und Drohen gezeigt. Bei limitierten Platzverhältnissen können rangniedrige Tiere häufig vom Fressplatz verdrängt werden und unterversorgt sein. Im schlechtesten Fall versorgen aufgrund der Individualdistanz der Tiere zwölf Durchlässe lediglich vier Pferde.
Durchfressgitter mit Netz
Mit sogenannten Slowfeeding-Systemen soll die Futteraufnahme mechanisch erschwert und die Fressdauer dadurch verlängert werden. Gitter oder Netze liegen auf dem Heu auf und ändern mit abnehmender Futtermenge ihre Position. Enge Maschen (3-4 cm) verlängern die Fresszeit deutlicher als größere Maschen, jedoch zeigen Pferde individuelle Fresstechniken und -geschwindigkeiten. Die Pferde sollten schrittweise an das System gewöhnt werden und zeitweise freien Zugang zu Raufutter oder Weidegang erhalten, um dennoch eine natürliche Fresshaltung zu ermöglichen. Zudem sollte auf Stress- und Frustrationsanzeichen der Pferde geachtet, sowie Tasthaare, Zahnfleisch und Zähne regelmäßig auf Verletzungen kontrolliert werden.
Tränke als Rundlauf anlegen
In der Gruppenhaltung sollten Fütterungs- und Tränkeeinrichtungen möglichst als Rundlauf angelegt werden und von ausreichend Fläche (mindestens 1,5 x die durchschnittliche Widerristhöhe) umgeben sein. Sackgassen, Engpässe (< 80 cm), und spitze Winkel stellen ein erhebliches Gefahrenpotential dar. Tränken mit Schwimmerventilen sind Rohr- oder Zungenventilen vorzuziehen. Ist die Wasserdurchlaufgeschwindigkeit zu gering (optimal ≥ 8 Liter), nehmen Pferde häufig zu wenig Wasser auf.
Automat für Kraftfutter
In der Einzelhaltung kann Kraftfutter auf mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag aufgeteilt und mittels PC-Steuerung automatisiert gefüttert werden. Die Vorratsbehälter können häufig mit mehreren Futtersorten für bis zu eine Woche befüllt werden. Eine zeitlich versetzte Kraftfuttergabe per Dosierwagen fördert aggressives Verhalten, da dies dem synchronen Fressen widerspricht. Besser sind stationär am Trog angebrachte Systeme, die eine gleichzeitige Fütterung ermöglichen.
Heuraufen oder Heuportionierer
Heuraufen oder Heuportionierer können in der Einzelhaltung für ein oder zwei Pferde genutzt werden. Für einen oder mehrere Tage befüllt, können die einzelnen Raufutter-Portionen z.B. mittels zeitgesteuertem Schieber zu festgelegten Zeiten zugänglich gemacht werden. Dies ermöglicht eine rationierte Fütterung ohne lange Fresspausen und reduziert den Arbeitsaufwand sowie Futterverluste.
Verschiedene Systeme ermöglichen auch die Befeuchtung des Raufutters. Die Futteraufnahme aus stationären Raufen mit Gitterstäben ist nicht empfehlenswert, da die Pferde über längere Zeiträume eine unnatürliche Kopf-Halshaltung einnehmen müssen. Raufen über Widerristhöhe gelten aus diesem Grund als tierschutzwidrig. Eine pferdegerechtere Futteraufnahme wird durch Heunetze ermöglicht, jedoch kann hier die Gefahr bestehen, dass beschlagene Pferde in den Netzen hängen bleiben.
Arbeitswirtschaftlichkeit und Strukturierung
- Der Untergrund um die Fütterungseinrichtungen sollte trittsicher, rutschfest und morastfrei, sowie maschinell gut erreichbar sein.
- Abrufautomaten ermöglichen eine Reduktion der Arbeitszeit für die Raufuttergabe auf 1,5 bis 5 Akh pro Pferd und Jahr.
- Eine Kraftfutter-Durchlaufstation mit Rücklaufsperre kann bis zu 20 Pferde versorgen. Sie ist im Durchschnitt 30 bis 60 Minuten pro Pferd und Tag belegt.
- Eine Raufutter-Abrufstation ist im Durchschnitt vier bis acht Stunden pro Pferd und Tag belegt und versorgt somit zirka zwei bis drei Pferde. Mit einer zeitgesteuerten Anlage kann die Arbeitszeit für die Raufuttergabe auf ca. 1 Akh pro Pferd und Jahr reduziert werden. In der Gruppenhaltung wird ein Selbsttränkebecken für zirka 15 Pferde, eine lange Trogtränke für zirka 20 Pferde angesetzt.
Fazit: Der wichtigste Einflussfaktor bei der Verwendung von Fütterungstechnik in der Gruppenhaltung ist der Betrieb hinsichtlich der verfügbaren Fläche, Konzeption und des Managements. Handlungsempfehlungen zu deren Verbesserung liefern z.B. standardisierte und objektive Analysen und Beratung mittels BestTUPferd. Neben einer passenden Gruppenzusammenstellung mit einem adäquaten Tier:Fressplatz-Verhältnis (mindestens 1:2), sollte z.B. ausreichend Grundfutter verabreicht und Zugang zu Stroh ad libitum ermöglicht werden.