Es geht darum, Pferde frei von Infektionen zu halten und die Gefahr der Einschleppung neuer Erreger in den Stall zu verhindern. „Impfen und Entwurmen ist eine Daueraufgabe für jeden Pferdehalter“, sagte Dr. Karsten Zech. Bei einem Online-Seminar der Raiffeisen Münsterland eG stellte der Veterinärmediziner Pferdehaltern Impfstrategien vor.
Leitlinien für Tierärzte
Ob Tetanus, Equine Influenza (EIV), Equines Herpesvirus (EHV), West-Nil-Virus (WNV) oder Equine Virus Arteritis (Pferdestaupe, EVA) – bei der Frage, ob, wann und wie zu impfen ist, orientieren sich Tierärzte und Pferdehalter an den „Leitlinien zur Impfung von Pferden“ der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIko Vet) vom 1. Februar 2019.
Diese unterscheiden bei den Impfstoffen zwischen Core- und Non-Core-Komponenten. „Core“ heißt so viel wie Kern oder Kernstück.
Impfen als Pflicht
Core-Komponenten: Diese richten sich gegen Infektionen, gegen die jedes Pferd zu jeder Zeit geschützt sein muss, da diese lebensgefährliche Krankheiten verursachen. Hierzu zählen Tetanus, EIV sowie EHV 1 und 4. Bei der Tetanus-Impfung wies Zech ausdrücklich daraufhin, dass diese tierschutzrelevant ist und damit für jeden Pferdehalter ein Muss. Auch gegen Influenza sollte jedes Pferd geschützt sein. Für Turnierpferde ist die EIV-Impfung Pflicht.
Eine regelmäßige Impfung gegen Herpesviren soll eine Reaktivierung des Erregers verhindern– etwa in Stresssituationen – und Krankheitsverläufe mildern.
Hier finden Sie das Impfschema gegen Tetanus, Influenza und Herpes der StIko Vet 2019 zum Download.
Impfen als „Kür“
Non-Core-Komponenten: Aus dieser Gruppe nannte Zech das WNV und EVA. Auch Tollwut, Druse und die durch Zecken übertragene Borreliose gehören in diese Kategorie. Diese fünf Erkrankungen sind grundsätzlich nicht weniger wichtig. Jedoch ist die Ansteckungsgefahr geringer bzw. der Krankheitsverlauf ist nicht so heftig.
Daher ist eine Impfung nicht für alle Pferde gleichermaßen vorgeschrieben, sondern variiert von Pferd zu Pferd – je nachdem wie stark es den Erregern ausgesetzt ist.
- Tollwut: Die Impfung gegen Tollwut ist in Deutschland aufgrund der sehr geringen Infektionsgefahr kaum noch notwendig.
- Druse: Die Impfung gegen Druse ist nur bei Pferden empfehlenswert, die Kontakt zu Pferden aus betroffenen Beständen haben.
- West-Nil-Virus: Dieses Virus ist auf dem Vormarsch. Es wird durch Stechmücken übertragen. Es löst Entzündungen in Gehirn und Rückenmark aus. Ende September 2018 erkrankten zwei Pferde in Brandenburg und Sachsen-Anhalt; im Oktober 2020 ein Pferd in Niedersachsen. Die StIko geht davon aus, dass sich das WNV in Deutschland ausbreitet. Sie empfiehlt, Pferde in den bereits betroffenen Gebieten und Pferde, die in diese Gebiete verbracht werden, zu impfen. Die Infektion mit WNV ist anzeigepflichtig.
- EVA/Pferdestaupe: Die EVA betrifft jedoch weniger Freizeitreiter und Pensionspferdehalter, sondern in erster Linie Hengsthalter, Züchter und Betreiber von Deckstationen. Die „Pferdestaupe“ ist eine durch Sperma auf Stuten übertragbare Seuche, die zum Abort führen kann. Die Impfung schützt vor einer akuten Erkrankung und reduziert die Virusausscheidung. Hengste sind regelmäßig auf Antikörper gegen EVA zu untersuchen. Bei seropositiven (Antikörper im Blut vorhanden) Tieren ist ein Test auf das Virus im Sperma durchzuführen. Ist dieser negativ, darf der Hengst decken. „Allerdings können Hengste, die an EVA erkrankt waren, Dauerausscheider werden. Sie dürfen nicht mehr zum Decken eingesetzt werden“, betonte Zech. Die EVA ist meldepflichtig.
Nur gesunde Tiere impfen
Auch wenn es unbestritten ist, dass Impfungen dazu beitragen, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der einzelner Pferde und des Bestandes zu erhalten und zu fördern, gibt es Situationen, in denen Pferde nicht geimpft werden dürfen:
- Wenn die Tiere akut gestresst sind (z.B. Turniere, Umzug oder Transporte),
- wenn sie krank sind
- und von Endoparasiten/Würmern befallen sind.
„Eine Entwurmung verbessert die Immunantwort“, erklärte Zech. Der Veterinär schlägt vor, die Pferde zwei bis drei Wochen vor der Impfung zu entwurmen. Außerdem sollten Pferde, die in einem Stall neu eingestellt werden, geimpft und entwurmt sein. Sowohl das Impfen als auch die Parasitenbekämpfung sollten in enger Zusammenarbeit mit dem Bestandstierarzt stattfinden.