Kommt Ihnen das als Pensionspferdehalter bekannt vor: „Für mein Pferd bitte abends noch eine Karotte und für meins einen Apfel; bei meinem bitte etwas Öl übers Kraftfutter gießen. Meine Stute hat EMS (kurz für Equine Metabolisches Syndrom, eine Stoffwechselerkrankung des Pferdes) und bekommt getreidefreies Müsli, meine bitte Mash.“ Pferdebesitzer haben oft ganz eigene Vorstellungen davon, was bei ihrem geliebten Vierbeiner im Trog landen soll. Und das eröffnet Pensionspferhaltern zwei Möglichkeiten: Entweder sie erfüllen die speziellen Kundenwünsche als kostenlosen Service „on top“ oder sie lassen sich den zusätzlichen Arbeitsaufwand bei der Fütterung von den Einstellern honorieren.
Füttern als Dienstleistung
Olaf Krause, Fütterungsexperte von Equovis in Münster, spricht sich für die zweite Möglichkeit aus. In seinem Vortrag beim Online-Seminar „Fachrunde der Pferdebetriebe“ vom Horse Competence Center Germany nennt er Pensionspferdehaltern zwar keine harten betriebswirtschaftlichen Zahlen, aber gute Argumente, um sich Extraleistungen bezahlen zu lassen, sofern sie ernährungsphysiologisch sinnvoll sind. „Einstaller erbringen eine Dienstleistung, wenn sie Pferde in ihre Obhut nehmen. Dazu zählen u. a. Sichtkontrolle der Tiere, Bereitstellung von Paddock und Box, ggf. Reitunterricht, Betreuung und eben die Fütterung“, splittet der Pferdehalter das Leistungsspektrum der Pensionspferdehalter auf. Leider sei ihre Leistung nicht wie bei Mästern an objektiven Fakten wie Tageszunahmen zu messen, sondern nur an weichen Faktoren wie dem Wohlbefinden und der Gesundheit des Pferdes zu beobachten.
Dass Pensionspferdehalter bei der Fütterung oftmals individuelle Zusatzleistungen erbringen, die über die vertraglich vereinbarte Boxenmiete hinausgehen, ist vielen Pferdebesitzern nicht bewusst, kennt Olaf Krause das Problem. Oft führen spezielle Anforderungen der Pferdebesitzer dazu, dass Pensionspferdehalter plötzlich mehr arbeiten und länger im Stall sind, als für die Boxenmiete kalkuliert war.
Das Fütterungskonzept vermarkten
Wie können Pensionspferdehalter auf die Wünsche ihrer Einsteller reagieren? Fütterungsexperte Krause vertritt den Ansatz, offen zu kommunizieren, was die Dienstleistung „Füttern“ in dem jeweiligen Stall für die jeweilige Boxenmiete beinhaltet. So erledigen sich viele „Extras“ von allein. „Machen Sie mit neuen Einstellern einen Stallrundgang. Zeigen und erklären Sie ihnen was, wann, wo und wie oft Sie füttern“, rät Olaf Krause und ergänzt: „Vermarkten Sie Ihr Fütterungskonzept aktiv.“ Dazu gehört darzustellen, was den eigenen Betrieb von anderen Marktteilnehmern unterscheidet, etwa über Qualitätsstandards zu reden, wenn Futter aus eigenem Anbau verfüttert wird oder besondere Leistungen zu kommunizieren, z. B. wenn das Grundfutter regelmäßig laboranalytisch untersucht wird.
Wie gehe ich mit Extrawünschen um?
Klare Ergebnisse einer Futteranalyse haben noch einen weiteren Vorteil. Auf dieser Basis lassen sich Rationsberechnungen erstellen. Was wiederum ein gutes Argument für Pensionspferdehalter ist, wenn es in der Diskussion mit dem Einsteller um „extra“ Kraftfutter geht. Das ist nämlich für Freizeitpferde so gut wie nie nötig. Zum Vergleich: Ein Warmblut (600 kg) mit leichter Arbeit hat einen tägliche Energiebedarf von etwa 78 MJ/Tag. Es ist mit einem hochwertigem Grundfutter auch ohne Kraftfutter gut vorsorgt.
„Leckerlies und Extras“ an gesunde Pferde zu füttern, weil ihr Besitzer es will, sollten Einstaller nicht nur wegen ihres erhöhten Arbeitsaufwandes unterlassen, sondern weil es auch tierernährungsphysiologisch unnötig ist.
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