Wolf und Weidetierhaltung

Online-Talkrunde zur „Rückkehr der Wölfe“

Rund 2000 Wölfe gibt es aktuell in Deutschland. Um die Rückkehr dieser Raubtiere nach Deutschland und die Folgen für Pferdehalter ging es bei einer Online-Talkrunde auf dem Youtube-Kanal der Zeitschrift „Reiter Revue“.

„Schweden ist 20-mal so groß wie Brandenburg, hat aber nur 400 Wölfe“, berichtete Bernhard Feßler, Leiter des Hauptstadtbüros der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Seiner Meinung nach sei es beim Thema Wölfe in Deutschland nicht mehr „fünf vor 12“, sondern „12“. „Mit jedem Wolf mehr steigt die Gefahr“, betonte der Redner. Dies sah Maria Neuwald, Referentin für Wölfe und Beweidung beim Naturschutzbund Deutschland (NABU), längst nicht so dramatisch. Der Wolfsbestand sei aus wildbiologischer Sicht noch nicht gesichert, vertrat sie die Ansicht und verwies darauf, dass es bundesweit noch viele freie Lebensräume für Wölfe gebe.

Grundsätzlich wird seitens des NABU auf den Herdenschutz gesetzt. Nach Einschätzung Neuwalds bestünde bei Großpferden aber ohnehin ein geringes Risiko. „Ich glaube nicht, dass man bei Großpferden Herdenschutz machen muss“, so die NABU-Vertreterin. Diese Meinung teilte Rudolph Herzog von Croy, Präsident des Westfälischen Pferdesportverbandes, Pferdehalter und Betreiber des Wildpferdegeheges in Dülmen, nicht. „Große Pferde springen besonders schnell über den Zaun“, erklärte von Croy und mahnte Pferdehalter, sich beim Thema Wolf nicht nur Sorgen um die Pferde zu machen. Bedacht werden sollten auch die Haftpflichtfolgen, wenn Pferde ausbrechen und auf die Straße laufen. „Das kann im Schadenfall Haus und Hof kosten“, betonte der Redner. Pferdehalter seien gut beraten, ihre Haftpflichtversicherung hinsichtlich der Deckungssummen zu überprüfen. „Die Haftung nimmt Ihnen keiner ab“, betonte von Croy.

„Bis jetzt haben die Wölfe bei uns noch jeden Zaun überwunden“, stellte Bernd Reuter, Abgeordneter der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag für den Niederrhein fest. Er spielte dabei auf die Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck an. Das Unfallrisiko durch ausgebrochene Pferde sei in der Politik angekommen, merkte der Bundestagsabgeordnete zudem an.

Und wie steht es um die Entnahme von Wölfen? „Diese Diskussion sei müßig und brächte den Weidetierhaltern nichts“, vertrat Maria Neuwald die Auffassung. Die Regierung in Berlin werde einen Managementplan „wohl nicht umsetzen“. Ganz anders sah dies Bernhard Feßler: „Letztlich ist es eine Frage der Kassen, wie viel Geld für den Herdenschutz zur Verfügung steht.“ Seiner Auffassung nach führt kein Weg an einem Bestandsmanagement bei den Wölfen vorbei.“ Dazu soll der Wolf ein „Doppelrechtler“ werden, also auch ins Jagdrecht aufgenommen werden. Bislang untersteht er allein dem Naturschutzrecht. „Dort muss er auch verbleiben, damit er rechtssicher entnommen werden kann.“ Bis jetzt sei eine Weide für den Wolf wie eine Cafeteria, so Feßler: „Der Wolf packt sich das, was er am einfachsten haben kann.“ Von Croy zog das Fazit: „Aktuell wird viel für den Wolf getan – und die Pferdehalter werden im Stich gelassen.“

Die Talkrunde zur „Rückkehr der Wölfe“ können Sie sich noch anschauen unter

https://www.youtube.com/c/reiterrevue

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