Ein Fohlen aus der eigenen Stute ist der Traum vieler Pferdehalter. Im Rahmen der Online-Seminarreihe von „ReproTraining“, Verl, Kreis Gütersloh, gab Dr. Jutta Sielhorst, Fachtierärztin für Reproduktionsmedizin, Tipps zum Management der Zuchtstute.
Die Zuchtstute auswählen
Neben der Gesundheit der Stute ist das Alter ein wichtiges Kriterium. Es kann durchaus sein, dass Stuten, die älter als 20 Jahre sind, noch Fohlen bekommen, wenn sie zuvor sehr regelmäßig gefohlt haben. Im Allgemeinen nimmt die Fruchtbarkeit der Stute ab dem 14. Lebensjahr ab. Grundsätzlich unterscheidet man mehrere Reproduktionsstadien:
Stute mit Fohlen bei Fuß: nach unproblematischer Trächtigkeit und Abfohlung gute Fruchtbarkeitsprognose;
junge Maidenstute: drei bis vier Jahre alt, geschlechts- und zuchtreif, zuvor noch nicht belegt worden, gute Fruchtbarkeitsprognose;
güste Stuten: nahmen im vergangenen Jahr nicht auf, zählen zu Problemstuten, die ein intensives Management benötigen.
Ein weiteres Auswahlkriterium ist die bisherige Zuchtnutzung.
- Hatte die Stute schon viele Fohlen?
- Wie waren die Verläufe von Trächtigkeit und Geburt?
- Traten Aborte, Totgeburten oder Komplikationen auf? Deutet ein unterentwickeltes Fohlen auf eine Plazenta-Insuffizienz hin, sodass das Fohlen im Mutterleib nicht ausreichend versorgt werden konnte?
- Wie verliefen die vorherigen Belegungen?
- Wurde die Stute getupfert? Anmerkung: Mit der sogenannten Tupferprobe untersucht der Tierarzt in der Rosse die Keimbesiedlung der Gebärmutter.
Häufige Fragen zur Zucht
Sollten Züchter die Fohlenrosse nutzen?: Die Fohlenrosse tritt bei der Stute zwischen dem 7. bis 15. Tag nach der Geburt auf. Eine Nutzung der Fohlenrosse ist nur zu empfehlen, wenn es sich um eine späte Fohlenrosse handelt (Eisprung nach dem 10. Tag nach der Abfohlung). Sie setzt eine unkomplizierte Geburt ohne Nachgeburtsverhaltung, Flüssigkeit und Entzündungsanzeichen in der Gebärmutter voraus.
Was tun bei Zysten?: Zysten in der Gebärmutterschleimhaut müssen nicht immer zu Problemen führen. Sollte die Stute jedoch güst geblieben sein oder resorbiert haben und große Zysten (größer als 2 cm), vor allem an der Basis des Gebärmutterhorns, vorliegen, können sie zu Problemen führen und sollten endoskopisch entfernt werden.
Was ist zu beachten, wenn eine alte Sportstute zum ersten Mal besamt wird?: Sportstuten, die lange im Sport waren, bevor sie erst im fortgeschrittenen Alter das erste Mal belegt werden, entwickeln sich häufig zu Problemstuten. Häufiges Problem dieser sogenannten alten Maidenstuten ist ein enger Gebärmutterhals. Diese Stuten müssen intensiv betreut werden.
Auf die Zuchtsaison vorbereiten
Die Zuchtsaison beginnt im Frühjahr.
Zyklus und Rosse: Stuten sind saisonal polyöstrisch. Das heißt, im Winter – circa Januar bis Mitte März – tritt besonders bei Robustrassen eine Winterruhe ein. Positiven Einfluss auf den Zyklus haben Tageslicht, Temperatur, Ernährungszustand und Hengstkontakt. Zu Beginn der Saison bilden sich viele Follikel, die sich jedoch ohne Eisprung zurückbilden. Der Zyklus ist dann oft noch unregelmäßig. Die Stuten „rossen nicht durch“.
Erst wenn sich ein dominanter Follikel gebildet hat, kommt es zum Eisprung und in der Folge zum regelmäßigen Zyklus. Der Zyklus dauert 21 bis 22 Tage. Die Zeit der Paarungsbereitschaft (Rosse) erstreckt sich über fünf bis sieben Tage.
Anzeichen der Rosse: Die Stute zeigt die Rosse durch Stehen am Hengst, Heben des Schweifes und Blitzen und Schleimen. Stuten, die Probleme mit der Rosse haben, werden durch das Abprobieren am Hengst stimuliert (siehe Foto).
Zeitpunkt der Besamung
Es ist wichtig, den Zyklus zu dokumentieren. Die Belegung sollte zeitlich nah am Eisprung (gegen Ende der Rosse) liegen. Da die Länge der Rosse stark variiert, wird im Rahmen der Follikelkontrolle durch den Tierarzt der bevorstehende Eisprung diagnostiziert. Das Besamungsmanagement hängt von der Art des Samens ab.
- Bei Frischsperma liegt der ideale Zeitpunkt 36 Stunden vor bis 12 Stunden nach dem Eisprung.
- Bei Tiefgefriersperma ist die Samenqualität nach dem Auftauen reduziert, sodass das optimale Zeitfenster auf sechs bis zwölf Stunden vor bis sechs Stunden nach dem Eisprung begrenzt ist.
Nach der Besamung
Nach der Besamung empfiehlt sich eine weitere gynäkologische Untersuchung, um den Eisprung und gegebenenfalls Flüssigkeit in der Gebärmutter (Entzündungsreaktion nach der Belegung) festzustellen.
Diagnose der Trächtigkeit
Zwei Wochen nach dem Eisprung bzw. nach der Belegung sollte der Tierarzt die Trächtigkeitsuntersuchung (TU) durchführen, um zu klären, ob die Stute tragend ist oder nicht und wieder ein neuer Zyklus beginnt. Besonders bei Stuten, die in der Rosse zwei Follikel bilden, sollte in der mobilen Phase des Embryos am 14. oder 15. Tag die TU durchgeführt werden, um das Risiko einer Zwillingsträchtigkeit zu reduzieren. Die zweite TU findet nach 28 bis 30 Tagen statt.
Impfen der Zuchtstute
Wichtig ist, dass die tragende Zuchtstute keinen Stress hat. Im letzten Drittel der Trächtigkeit sollte sie gemäß ihres steigenden Bedarfs gefüttert werden und zudem gegen Tetanus, Influenza und Herpes geimpft sein. Eine gut geimpfte Mutterstute gibt den Impfschutz über das Kolostrum (Biestmilch) an das Fohlen ab.
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Fortbildung für Pferdezüchter und Zuchtrichter
Im Rahmen der hier genannten Online-Seminarreihe werden in Kooperation mit den deutschen Landgestüten Themen rund um die Gynäkologie des Pferdes für erfahrene Pferdezüchter und Neueinsteiger in die Pferdezucht vorgestellt und Hengste der Haupt- und Landgestüte Celle, Marbach, Schwaiganger und Warendorf online präsentiert. Die Live-Online Seminare sind bereits ausgebucht, aber es besteht bis zum 15. April 2021 die Möglichkeit in die optimierten Aufzeichnungen einzusteigen, die jeweils am Folgetag der Live-Seminare im Februar und März 2021 im Aufzeichnungsarchiv erscheinen.
Mehr unter: https://www.reprotraining.de/index.php/fortbildung/fortbildungen-fuer-pferdezuechter