Sitzung des WLV-Arbeitskreises Pferdehaltung

Krisenmanagement auf Pferdebetrieben

"Pferdebetriebe in der Krise" oder "Krise in Pferdebetrieben"? Bei der Sitzung des Arbeitskreises "Pferdehaltung" des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes ging es ums Krisenmanagement.

"Pferdebetriebe in der Krise" oder "Krise in Pferdebetrieben"? Beim Arbeitskreises "Pferdehaltung" des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes ging es ums Krisenmanagement. Aufgrund der bestehenden Corona-Situation fand die Sitzung als Videokonferenz statt und nicht in gewohnter Manier im Rahmen eines Betriebsbesuches. Dennoch stand das Betriebliche für den Vorsitzenden Christoph Meyer zu Hartum in seinem Referat oben auf der Agenda.

Erst Corona, dann Herpes

Für die Pferdehaltenden Betriebe war es kein einfaches Jahr. Im März 2020 begann die Coronakrise. Mitten in diesem weltweiten Geschehen brach regional das Equine Herpesvirus (EHV-1) aus. Im Juni 2020 gab es einen Herpesausbruch in Lippe. Im März 2021 kam es zum massiven Infektionsgeschehen beim spanischen Reitturnier CES Valencia. "Corona traf am härtesten die Schulbetriebe und den Reittourismus, bei Herpes waren es die Turnierställe", ordnete Meyer zu Hartum ein.

Pferdebetriebe in der Krise

Wie gut und robust Pferdebetriebe die Krise überstehen, hänge dabei nicht nur von klassischen Merkmalen wie Versicherungsschutz und Liquiditätsreserven ab, sondern sei eine Frage des Managements, unterstrich der Pensionspferdehalter und Züchter aus Herford und erklärte den "Balanceakt" der Pensionsstallbetreiber am Beispiel Corona. "Der Pferdebetrieb lebt vom Publikumsverkehr. Das tun Gastro und Veranstalter auch. Aber im Gegensatz zu der Veranstaltungsbranche oder Gastronomie ist es für die Pferdebetriebe in der Regel nicht möglich, die Tür längerfristig zu schließen."

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Einserseits möchten die Kunde lange am Stall und bei den Pferde sein, mit anderen Reitern reden und sich austauschen und gemeinsam reiten bzw. trainieren. Andererseits gibt es "Corona-Vorschriften", die Folgendes besagen: Es muss eine Notversorgung gewährleistet sein, Mindestabstand ist einzuhalten und soziale Kontakte sind auf ein Minimum zu reduzieren.

Fakten statt Fakes

Bei der Lösung dieses Zwiespalts zwischen Kundenwünschen und Vorschriften setzte Meyer zu Hartum in der Kommunikation an. Zum Beispiel betonte er, Vorschriften im Stall und im Betrieb klar und transparent zu kommunizieren. Die sozialen Medien verbreiten Meldungen sehr in Windeseile. Gerüchte, Missverständnisse und Halbwissen machen schnell die Runde. "Vieles, was gepostet wird, wird rasch als Tatsache empfunden. Wer selbst Informationen verbreitet kann diese auch ein wenig steuern. Wichtig ist dabei, sich auf Fakten zu beziehen."

Bei fachspezifischen Angelegenheiten wie z. B. Herpes sei das relativ einfach, räumte er ein. Bei Corona stoße man schnell an die Grenzen. Sein Tipp: Seriöse Quellen heranzuziehen ist genauso wichtig wie eine gewisse Einigkeit in der Nachbarschaft bzw. unter den Berufskollegen.

Aber auch die Sturkur sowohl nach Innen als auch nach Außen ist zur Überwindung der Krise elementar. "Ein klar organisierter Betrieb lässt sich nicht nur in Krisenzeiten besser lenken. Je größer die Krise, je strikter die Regeln", unterstrich Meyer zu Hartum.

Die innerbetriebliche Struktur umfasst:

  • Notfallpläne
  • Informationsstruktur sowohl zu den Mitarbeitern als auch zu den Kunden (z.B. über Stallgruppe, Schwarzes Brett, Facebook- und WhatsApp-Gruppe),
  • (Hygiene)Konzepte am besten in Anlehnung an von offizieller Seite veröffentlichte Regelungen erstellen. "Ein Hygienekonzept schützt auch vor Krisen", fügte Meyer zu Hartum hinzu.
  • Klare Regelungen aufstellen: Wer darf/wer macht wann was.
  • Disziplin von allen wird voraussgesetzt. "Es ist wichtig Kunden und Mitarbeiter für die Probleme zu sensibilisieren, das fängt beim Wasser sparen in Trockenzeiten an", betonte der Vorsitzende des Arbeitskreises.

Eben diese Struktur gelte es nach Außen zu transportieren.

Wenn Herpes ausbricht

Zum Umgang mit Herpes machte Meyer zu Hartum klare Ansagen.

  • Er sprach sich für ein Reiseverbot für Pferde aus. Davon ausgenommen sind dringende Fahrten z.B. zur Klinik, diese wiederum sind unbedingt mit dem Betriebleiter abzusprechen.
  • Auch im Stall "Reisen" untersagt: Jedes Pferd bleibt auf seiner Stallgasse/Putzplatz,
  • keine anderen Stallgassen "besuchen",
  • Pferd zu Pferd Kontakte unbedingt vermeiden,
  • Personen, die in anderen Ställen Kontakt zu Pferden hatten, müssen die Kleidung, Handschuhe etc. wechseln oder desinfizieren.
  • Sattel oder Zaumzeug nicht tauschen,
  • Schmiede, Tierärzte auf die Hygiene hinweisen.

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Meyer zu Hartum ermutigte seine Kollegen trotz der Lockerungen auf die Einhaltung von Hygienevorschriften sowohl in Bezug auf Corona als auch auf Herpes zu achten und ggf. bestehen. "Damit Pferde und Menschen gesund und munter bleiben und wir weiter Training anbieten können", sagte er zum Abschluss.

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