Der Huf ist das am stärksten durchblutete Organ im Körper des Pferdes. Aufgabe der Hufe ist es zu gewährleisten, dass die Vierbeiner vor Gefahren „über Stock und Stein“ fliehen können. „Das Pferd ist darauf angewiesen, komfortabel zu laufen. Dazu verfügen Hufe über eine enorme Anpassungsfähigkeit. Sie sind Spiegelbild der statischen Belastung des Pferdes“, brachte es Stephan Becker auf den Punkt. Der Hufbeschlaglehrschmied aus Verden referierte im Rahmen der Infoveranstaltung „Rund ums Pferd“ an der Fachhochschule Südwestfalen am Dienstag vergangener Woche zum Thema Hufbearbeitung.
„Wichtig ist es, individuell für jedes Pferd die richtige Methode zu wählen“, betonte Becker. Dazu sollte das Pferd vor, aber auch nach der Behandlung im Schritt und im Trab beobachtet werden. Aber auch eine Beurteilung im Stand kann sinnvoll sein, da die Pferde eventuell eine Schonhaltung einnehmen. „Pferde leiden still, wenn sie Schmerzen haben. Pferdehalter sollten in der Lage sein, dies trotzdem zu erkennen“, so der Referent. „Was außen am Huf zu sehen ist, ist Spiegelbild der inneren Strukturen.“ Jede Manipulation am Huf habe Einfluss auf Muskeln, Gefäße und Nerven. „Und obwohl der Huf irgendwann ,ausgewachsen‘ ist, kommt er nie an den Punkt, wirklich ,ausgeformt‘ zu sein“, betonte der Experte.
Wofür ist der Hufschutz?
Hufschutz, ob permanent beispielsweise in Form von Eisen, oder temporär in Form von Hufschuhen, kann verschiedene Gründe haben wie
- zu starke oder ungleiche Abnutzung des Hufes,
- orthopädische Korrekturen (Körper hat eine Schwachstelle, aber keine Erkrankung),
- therapeutische Indikation (bei Erkrankung),
- Anforderung der Reitdisziplin,
- Alter (zum Beispiel Pferde mit Arthrose),
Anstelle von Eisen werden als Materialien für den permanenten Hufschutz auch Aluminium, Messing oder Titan, Kunststoffe, Verbundmaterialien und auch Holz verwendet. „Zukünftig werden noch mehr Verbundmaterialien zum Einsatz kommen“, prognostizierte der Fachmann.
Neben Nageln lässt sich Hufschutz durch Schrauben sowie Kleben befestigen. „Letzteres erfolgt indirekt an der Hufwand bzw. direkt an der Hufsohle“, erläuterte Becker.
Auswahl des Hufschutzes
Als Kriterien für die Auswahl des passenden Hufschutzes nannte der Experte unter anderem
- die Bewegung des Pferdes (Gangweite, Bewegungshöhe, Untertreten, Fußung),
- Verarbeitungsmöglichkeiten,
- Auswirkung auf den Bewegungsablauf und den Hufmechanismus,
- Preis (Materialkosten, Arbeitszeit).
Als wichtig erachtet Becker den Austausch zwischen Tierarzt und Hufschmied. „So sollte beispielsweise therapeutischer Beschlag möglichst nur kurzfristig zum Einsatz kommen“, so der Experte.
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