Valencia und die Folgen

Herpes bei Pferden: Ruhe bewahren

Der massive Ausbruch eines Herpesvirus beim internationalen Turnier im spanischen Valencia löst Diskussionen bei Pferdehaltern und Reitern in Westfalen-Lippe aus. Erfahren Sie, was jetzt wichtig ist.

Ein internationales Turnier sorgt für Schlagzeilen in den Medien und für Ängste bei Reitern und Pferdehaltern: Im spanischen Valencia bricht innerhalb weniger Tage das Equine Herpesvirus Typ 1 (EHV-1) aus. Fünf Pferde sterben (Stand: 9. März).

Pferd & Pferdesport

Pferd: aggressives Herpesvirus in Valencia ausgebrochen

von Deutsche Reiterliche Vereinigung

Mitten in der Corona-Krise verbreitet sich ein weiteres Virus: Beim spanischen Reitturnier CES Valencia ist das Equine Herpesvirus (EHV-1) ausgebrochen. Vorerst sind Turniere bis 28. März abgesagt.

Aus aktuellem Anlass organisierte der Pferdesportverband Westfalen vergangenen Freitag ein Online-Seminar. Referent war Dr. Heinrich-Georg Hassenbürger, Tierarzt und Vertrauensperson für Tierschutz der Kommission für Pferdeleistungsprüfungen in Westfalen. Er brachte das Wichtigste, was Pensionspferdehalter und Reiter über Valencia und die Folgen jetzt wissen sollten, auf den Punkt. In erster Linie ist es: Ruhe bewahren

Was ist in Valencia passiert?

Das Herpesvirus ist in der Pferdepopulation in Deutschland weit verbreitet. Etwa 80 % der Tiere tragen es in sich, ohne dass es zum Ausbruch einer Krankheit kommt.

Das Herpesvirus: Das Equine Herpesvirus (EHV) ist für Pferde hochansteckend. Es werden vier Typen des EHV unterschieden. Bekannt sind Typ 1 und Typ 4. Letzterer verursacht Aborte. Beim Ausbruch in Valencia handelt es sich um den Typ 1. Dieses Virus vermehrt sich über die Nervenbahnen und ruft unterschiedliche Erkrankungen hervor. Klassische Symptome sind hohes Fieber (39,5 bis 40  °C) Fressunlust, Apathien und Ataxien, eventuell tödlicher Verlauf. Die Inkubationszeit beträgt sechs bis zwölf Tage. EHV-1 verbreitet sich über Tröpfchen und direkt von Pferd zu Pferd, aber auch indirekt über Putzzeug, Eimer, Halfter, Zaumzeug oder von Mensch zu Pferd etwa durch Pfleger, Hufschmiede, Tierärzte und Sattler. Menschen können sich nicht infizieren. Mindestens 80 % der Pferde in Deutschland tragen das Virus lebenslang in sich, ohne dass klinische Symptome auftreten. Stress und ein geschwächtes Immunsystem können dazu führen, dass das Virus aktiviert wird und die Krankheit ausbricht. Eine Anzeige- und Meldepflicht besteht für EHV nicht. Diese Erkrankung tritt immer mal wieder auf, meist im Frühjahr.

Äußere Reize wie Stress oder ein schwaches Immunsystem bei jungen Pferden können das Virus „aufwecken“. Das ist im spanischen Valencia passiert. Bei dem internationalen mehrwöchigen Turnier waren Pferde aus ganz Europa am Start. Einige zeigten laut Mitteilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) relativ schnell nach der Ankunft hohes Fieber. Viele Reiter bemerkten den Ausbruch des Virus auf dem Turnier und reisten mit ihren Pferden ab. Sie werfen dem Weltreiterverband (FEI) vor, dass die Verantwortlichen vor Ort zu spät reagiert haben.

Die Bilanz von Valencia

In drei Tagen erkranken mehr als 80 Pferde an einer vermutlich mutierten Variante des Virus, 21 Tierärzte sind vor Ort, fünf Pferde sterben, drei davon in Valencia, zwei in Deutschland (Niedersachsen und Westfalen). „Das ist der Grund, warum wir über Herpes und Pferdeschutz in unseren Beständen sprechen“, betonte Dr. Hassenbürger.

Was ist zu tun?

In der aktuellen Situation gab er Freizeitreitern und Stallbetreibern Tipps für den Alltag:

  • Täglich Fieber messen. Die Normaltemperatur beträgt 37,8 °C. Hat das Pferd Fieber oder zeigt es Symptome, ist der Tierarzt zu verständigen, und das Pferd zu isolieren und in Quarantäne zu stellen.
  • Bricht im Stall Herpes aus: Ruhig bleiben und offen kommunizieren, dass es Herpes ist.
  • Hygiene einhalten, z.B. nicht das selbe Halfter, den selben Futtertrog, die selbe Trense usw. verwenden. Kleidung beim Betreten des Stalles möglichst wechseln.
  • Transporte und Austausch von Pferden zwischen Beständen sofern möglich vorerst vermeiden.
  • Möglichst im Freien trainieren.
  • Die Regeln sollten mindestens die nächsten vier Wochen gelten.

Impfen bei Herpes: ja oder nein?

Eine weitere Maßnahmen, um die Pferde vor EHV zu schützen, ist das Impfen. Dies ist im Pferdesport nicht vorgeschrieben. Pferdeexperte Hassenbürger geht allerdings davon aus, dass die Diskussion um das Impfen nun Fahrt aufnimmt. Wer sein Pferd aktuell gegen Herpes impfen lassen will, sollte laut Hassenbürger zunächst sechs bis zwölf Tagen warten. Ist das Pferd gesund, kann es geimpft werden – sofern oder sobald genügend Impfstoff da ist (Tierarzt fragen und ggf. auf die Warteliste setzen lassen). Für die Grundimmunisierung muss das Pferd nochmal nach vier bis acht Wochen und dann alle sechs Monate geimpft werden. Um einen guten Herdenschutz zu erzielen, empfiehlt Dr. Hassenbürger, mindestens zwei Drittel der Pferde im Bestand zu impfen.

Wie geht es weiter?

In Valcencia hat sich die Situation nach Informationen der FN beruhigt. Um die Verbreitung des Virus zu verhindern, wurden bis auf wenige Ausnahmen alle internationalen und nationalen Turniere bis 28.  März 2021 abgesagt.

Hier waren Tuierreiter aus Westfalen-Lippe am vergangenen Wochenende erfolgreich:

Pferd & Pferdesport

Reiter und Pferde aus Westfalen-Lippe im Turniersport

von Katja Schulze Topphoff

Wegen des Herpes-Ausbruchs in Valencia fallen die meisten Turniere aus. Wenige bereits laufende Turniere fanden unter strengen Hygienemaßnahmen statt. Reiter und Pferde aus Westfalen waren am Start.