Die Zuchtwerte 2021 sind da. Ziel der Zuchtwertschätzung (ZWS) ist es, erblich bedingte Leistungsunterschiede möglichst genau zu schätzen, um dadurch dem Züchter die Grundlage für seine Anpaarungsentscheidung zu liefern. Im Rahmen der FN-Zuchtwertschätzungen werden Informationen aus Sport und Zucht zusammengeführt mit dem Ziel, den Zuchtwert möglichst früh, genau und bestmöglich vorherzusagen.
Mit internationalen Daten
Zum dritten Mal wurde eine ZWS basierend auf nationalen und internationalen Turniersportdaten durchgeführt. Das Merkmal ist die jeweils höchste erreichte Klasse (HEK) in den Disziplinen Dressur und Springen. Dadurch wird nur eine Beobachtung je Pferd berücksichtigt, nämlich die höchst erreichte Platzierung bzw. der Start des jeweiligen Pferdes. Zu den 19,4 Mio. Ergebnissen aus den Turniersportprüfungen in Deutschland konnten noch mehr als 1 Mio. Ergebnisse von deutschen Pferden aus dem internationalen Turniersport hinzugefügt werden.
Die Zuchtwerte HEK werden nur veröffentlicht, wenn die geschätzten Zuchtwerte HEK Springen bzw. Dressur eine Sicherheit von mindestens 70 % haben, die Schätzung auf mindestens fünf Nachkommen mit Eigenleistungen basiert, der Zuchtwert Turniersport veröffentlicht ist und ein Nachkomme mindestens sieben Jahre alt ist.
Die TOP-Prozentklassen bei dieser ZWS sind eine Hilfe bei der Einordnung der einzelnen Hengste. Das beste Viertel hat einen Zuchtwert in der Dressur von 121 Punkten und besser. Die besten 10 % der Hengste haben einen Zuchtwert von mindestens 139 Punkten erreicht, die besten 5 % von mindestens 150 Punkten. Die Spitzengruppe – 1 % der Hengste – beginnt bei einem Zuchtwert von 173 Punkten (Übersicht 1). Die Grundgesamtheit besteht aus 1864 Hengsten mit veröffentlichten Zuchtwerten.
Bei der ZWS mit der höchsten erreichten Klasse im Springen sind 1942 Hengste veröffentlicht. Die TOP-1 % der Hengste haben einen Zuchtwert von 165 Punkten (Übersicht 2), die besten 5 % einen Zuchtwert von 144 Punkten und besser. Hengste mit einem Zuchtwert von 134 Punkten und besser gehören zu den besten 10 % der Hengste und mit einem Zuchtwert von 116 Punkten und besser zum besten Viertel.
ZWS Jungpferdeprüfungen
Für die ZWS Jungpferdeprüfungen fließen die Ergebnisse, die junge Pferde in Dressur- und/oder Springpferdeprüfungen erzielen, über die Wertnote in die ZWS ein. Hinzu kommen die Noten aus den Zuchtprüfungen (Zuchtstuten-, Hengstleistungs- sowie Veranlagungsprüfungen und aus den Sportprüfungen für Hengste).
Damit der jeweilige Zuchtwert Jungpferdeprüfungen eines Hengstes veröffentlicht wird, muss auch hier die Sicherheit des Zuchtwertes mindestens 70 % betragen und es müssen mindestens fünf Nachkommen eine Eigenleistung vorweisen.
Die TOP-25 % der Hengste haben einen Jungpferde-Zuchtwert in der Dressur von 109 Punkten und besser. Die TOP-10 % haben einen Zuchtwert von mindestens 126 Punkten, die TOP-5 % von mindestens 133 Punkten. Die besten 1 % der Hengste haben einen Zuchtwert von 146 Punkten und besser (Übersicht 3). Die Grundgesamtheit bilden 4159 Hengste mit veröffentlichten Zuchtwerten.
Im Springbereich der Jungpferdeprüfungen sind 3452 Hengste veröffentlicht. Die besten 1 % der Hengste haben einen Zuchtwert von mindestens 141 Punkten (Übersicht 4). Die besten 5 % müssen einen Zuchtwert von 132 Punkten und besser ausweisen. Hengste mit einem Zuchtwert von 126 Punkten und besser gehören zu den besten 10 %, mit 113 Punkten und besser zu den besten 25 % der Hengste.
ZWS Turniersport
Bei der ZWS Turniersport dienen als alleinige Informationsgrundlage die Starts bzw. die Rangierungen in deutschen Turniersportprüfungen. In diesem Jahr sind für die Schätzung mittlerweile Daten von mehr als 590.000 Pferden und Ergebnisse von mehr als 19,3 Mio. Turniersportprüfungen in Deutschland verarbeitet worden. Aus den Springprüfungen stammen mehr als 13,5 Mio. Leistungen, aus den Dressurprüfungen fast 5,9 Mio. Ergebnisse.
Alle Starts im Blick
Im Vergleich zur ZWS „Höchste erreichte Klasse“ (HEK) werden bei der ZWS Turniersport alle Starts der Pferde berücksichtigt; das bedeutet, dass alle Leistungen je Pferd angerechnet werden. Die Zuchtwerte Turniersport werden veröffentlicht, wenn sie eine Sicherheit von mindestens 70 % aufweisen, die Schätzung auf mindestens fünf Nachkommen mit Eigenleistungen basiert und die Hengste einen veröffentlichten Zuchtwert Jungpferdeprüfungen haben.
Hilfreich für Pferdezüchter ist auch hier die Rangierung der Hengste in die TOP-Prozentklassen. Ausgehend von einer Gesamtzahl von 1916 Hengsten hat das beste Viertel einen Turnier-Dressurzuchtwert von 109 Punkten und besser. Die besten 10 % der Hengste haben einen Zuchtwert von mindestens 124 Punkten erreicht, die besten 5 % von mindestens 133 Punkten. Die Spitzengruppe – 1 % aller Hengste – beginnt bei einem Zuchtwert von 148 Punkten (Übersicht 5).
Bei den 1954 Springhengsten mit einem veröffentlichten Zuchtwert beginnt die TOP-1-%-Klasse der Hengste ebenfalls ab einem Zuchtwert von 148 Punkten (Übersicht 6), die besten 5 % liegen bei einem Zuchtwert von 134 Punkten und besser. Hengste mit einem Zuchtwert von 128 Punkten und besser zählen zu den besten 10 % der Hengstpopulation, und Hengste mit einem Zuchtwert von 115 Punkten und besser bilden das obere Viertel.
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Wichtig für die richtige Interpretation der Zuchtwerte ist die Sicherheit der Schätzung. Die Sicherheit ist eine Maßzahl, die die vorliegende Informationsmenge und -qualität charakterisiert. Für Pferde mit wenig verfügbaren Informationen (wenn etwa nur von der Mutter oder dem Vater Informationen vorliegen) oder für Pferde, die nur Eigenleistungen haben, wird der Zuchtwert „vorsichtiger“ geschätzt als für Pferde mit umfangreichen Informationen. Die Spanne reicht von 99 % (sehr sicher) bis 70 % (unsicher geschätzt).
Um den passenden Hengst zur Stute zu finden, bieten die FN-Erfolgsdaten verschiedene und umfangreiche Filterfunktionen für die verschiedenen Zuchtwerte von Rittigkeit bis zum Schritt. Gleichzeitig liefern sie die Anzahl der Starts und Platzierungen der Hengste selbst und seiner Nachkommen in den vier Prüfungsarten Turniersport, Aufbau-, Zuchtstuten- und Hengstleistungsprüfungen. Hier können beispielsweise die Hengste auch nach mehreren Zuchtwerten selektiert werden. Neben den aktuellen FN-Erfolgsdaten aus Sport und Zucht werden eine Vielzahl weiterer, exklusiver Recherche- und Informationsfunktionen über Pferde, Reiter, Fahrer, Züchter, Turnierfachleute, Veranstaltungen, Vereine und Betriebe geboten.
www.fn-erfolgsdaten.de
Ziel: Genetische Überlegenheit eines Pferdes ermitteln
Zur Schätzung des Zuchtwertes (= genetische Veranlagung) eines Pferdes wird seine eigene Leistung ebenso wie die seiner Verwandten berechnet. Eine Leistung wird unter Betrachtung der Umwelt, in der sie erbracht wurde, gesehen. Der Begriff „Umwelt“ berücksichtigt beispielsweise für die Merkmale des Turniersports und der Aufbauprüfungen die Faktoren Alter und Geschlecht des Pferdes sowie die Leistungsklasse des Reiters. Das Schätzverfahren mit den internationalen Sportdaten berücksichtigt die Umweltfaktoren Geschlecht des Pferdes, Alter zum Zeitpunkt des letzten Starts und das Jahr, in dem erstmals der HEK-Wert erreicht wurde.
So wird auch in dem Modell mit den nationalen Turniersportdaten berücksichtigt, ob ein Pferd eine Prüfung gewonnen hat, weil es unter einem besonders guten Reiter ging, weil die anderen Pferde im Teilnehmerfeld besonders schwach waren oder weil das Pferd entsprechend hoch genetisch veranlagt ist. Durch die Berücksichtigung der Umwelteffekte ist das Schätzmodell in der Lage, die genetische Überlegenheit eines Pferdes diesen Einflussfaktoren differenziert zuzuordnen. Durch die Verknüpfung mehrerer Merkmale in der ZWS Jungpferdeprüfung können auch für Pferde ohne Eigenleistung in den anderen Merkmalen Zuchtwerte anhand der Verwandtenleistung geschätzt werden.
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