Ein guter Geburtsverlauf ist nur der erste Schritt für ein erfolgreiche Fohlenaufzucht. Auch in den folgenden Lebensmonaten müssen die Jungtiere optimal versorgt sein. Weidegang spielt dabei eine wichtige Rolle.
Kurz gefasst:
- Milch und Gras bilden für Fohlen eine sehr gute Basis, um sie mit Energie, Eiweiß und Vitaminen zu versorgen.
- Mineralstoffe sind spätestens vom dritten Lebensmonat an über ein Mineralfutter zu ergänzen, um eine optimale Versorgung sicherzustellen.
- Ist kein Weidegang möglich, bedarf es einer besonderen Berücksichtigung der Eiweiß-, Mineralstoff- und Vitaminzufuhr.
Intensives Wachstum
In den ersten Lebenswochen durchlaufen Fohlen eine intensive Wachstumsphase. Im Durchschnitt erreichen Warmblutfohlen bereits im sechsten Lebensmonat knapp die Hälfte ihres späteren Endgewichtes.
Nach der wichtigen Phase der Kolostrumaufnahme nach der Geburt ist die Energie- und Nährstoffversorgung gesunder Fohlen in der Regel in den ersten sechs bis acht Lebenswochen vollständig durch die Stutenmilch abgedeckt – natürlich vorausgesetzt, die Stute bildet ausreichend Milch. Engpässe bei zu geringer Milchbildung lassen sich gegebenenfalls durch die Zufütterung eines kommerziellen Milchaustauschers überbrücken.
Das bietet die Weide
Spätestens vom dritten Lebensmonat an ist die Energie- und Proteinversorgung des Fohlens durch die Stutenmilch nicht mehr vollständig abgedeckt. Haben die Jungtiere zu dieser Zeit, in der Regel ab Mitte April, ganztägig Weidegang, nehmen gesunde Fohlen neben der Milch genügend Gras auf, um den Energie- und Eiweißbedarf ausreichend abzudecken.
Neben der Energie- und Proteinzufuhr reicht ab dem zweiten/dritten Lebensmonat oft auch die Mineralstoffzufuhr über die Stutenmilch nicht mehr aus, sodass es zu einer deutlichen Unterversorgung mit Mengen- (zum Beispiel Calcium, Phosphor) und Spurenelementen (Kupfer, Zink, Selen, Jod, Mangan) kommen kann. Eine mangelhafte Versorgung mit Calcium, Phosphor, Kupfer und Mangan hat unter anderem erhebliche Nachteile für die Skelettentwicklung. Fohlen auf der Weide benötigen daher ein Mineralfutter mit hohen Calcium-, Phosphor- und Kupfergehalten.
Empfehlungen: Tabelle "Mineralfutter" zum Download
Auf den Einsatz eines Mineralfutter kann verzichtet werden, wenn beispielsweise aufgrund eines knappen Grasbestandes auf der Weide ein Ergänzungsfutter für Fohlen (> 0,3 kg/100 kg Körpermasse pro Tag) gefüttert wird, da Ergänzungsfutter in der Regel ausreichend Mineralstoffe enthalten. Bei ganztägiger Weidehaltung ist die Vitaminversorgung der Fohlen durch die hohen Vitamingehalte im Gras ausreichend gedeckt, sodass eine diesbezügliche Ergänzung in der Regel nicht notwendig ist.
Empfehlungen: Tabelle "Ergänzer" zum Download
Bei Stall- und Paddockhaltung
Bei Stall- bzw. ausschließlicher Paddockhaltung sollte neben qualitativ einwandfreiem Wiesenheu eine Eiweißergänzung spätestens von der achten Lebenswoche an erfolgen. Die vielfach postulierte Meinung, dass Hafer proteinreich ist, trifft weder auf diese noch auf andere Getreidearten wie beispielsweise Gerste zu. Hafer und Gerste besitzen nur mittlere Proteingehalte. Zudem ist die Zusammensetzung der im Hafer bzw. Gerste enthaltenen Aminosäuren für wachsende Fohlen nicht optimal, da zum Beispiel Lysin – eine wichtige Aminosäure für den Aufbau der Muskulatur – nur gering in Hafer oder Gerste enthalten ist.
Problematisch ist zudem, dass in den vergangenen Jahren das Wiesenheu vielfach sehr eiweißarm war, sodass der hohe Proteinbedarf des Fohlens nicht ausreichend durch Milch, Hafer und Wiesenheu gedeckt wird. Alternativ zu einer Proteinergänzung, beispielsweise in Form von Sojaextraktionsschrot oder Erbsenflocken, bietet sich Luzerne, zum Beispiel in Form von Luzerneheu, bei der Fohlenaufzucht an. Neben einer guten Eiweißqualität beinhaltet Luzerne hohe Calcium- und Magnesiumgehalte – ist also ein ideales Futtermittel für Fohlen.
Vitaminzufuhr beachten
Ähnlich wie auf der Weide müssen auch Fohlen ohne Weidegang ausreichend mit Mineralstoffen versorgt sein. Besonderes Augenmerk verdient aber – sofern kein Weidegang erfolgt – die Vitaminzufuhr. Denn die Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A, D, E und K ist ab dem zweiten/dritten Lebensmonat bei ganztägiger Stallhaltung nicht ausreichend durch die Aufnahme von Milch und Heu gewährleistet.
Die Aufnahme wasserlöslicher B-Vitamine kann in den ersten Lebenswochen durch die Aufnahme von frisch abgesetztem Stutenkot vom Fohlen selbst sichergestellt werden. Mit zunehmendem Alter werden B-Vitamine und Vitamin K durch deren eigene Darmflora gebildet, sodass nur bei schweren Durchfällen oder bei einer Antibiotikatherapie eine Ergänzung nach dem Absetzen notwendig ist. Vitaminierte Mineralfutter eignen sich, um die genannten Lücken auszugleichen.
Tipp: Regelmäßig wiegen
Für die Beurteilung der adäquaten Energie- und Eiweißzufuhr während der Säugeperiode ist die regelmäßige Erfassung der Körpergewichtsentwicklung von Fohlen ein wichtiger Indikator. Leider wird das regelmäßige Wiegen der Fohlen, das heißt in zwei- bis vierwöchigen Abständen, bislang in der Praxis kaum umgesetzt. Dies verwundert insofern, da Wiegebalken relativ kostengünstig im Handel erhältlich sind.
Fakt ist, dass eine forcierte Gewichtsentwicklung aufgrund der Risiken, beispielsweise für die Entwicklung von Skeletterkrankungen, ebenso kritisch zu betrachten ist wie eine deutliche Unterentwickelung des Fohlens.
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