Equines Herpesvirus

EHV-1: Wenn schwere Verläufe auftreten

Vorbeugung schwerer EHV-1-Infektionen: Dr. Michael Weiler, Fachtierarzt aus Gelnhausen (Hessen) rät frühes Handeln, konsequent impfen und strenge Hygiene einhalten.

Der Ausbruch des Equinen Herpesvirus (EHV-1) im spanischen Valencia löste heftige Diskussionen aus. Eine fachliche Betrachtung zum Umgang mit dem Infektionsgeschehen sowie Hinweise zum Impfen gab Dr. Michael Weiler, Fachtierarzt aus Gelnhausen (Hessen), bei einem Online-Seminar des Pferdesportverbands Hessen.

Infektion früh erkennen und behandeln

Das Equine Herpesvirus 1 (EHV-1) hat eine Inkubationszeit von 48 Stunden.

  • In den ersten vier Tagen spielt sich das Krankheitsgeschehen in den oberen Atemwegen ab.
  • Erkrankte Pferde haben leichtes Fieber (38 °C) und zeigen eventuell vergrößerte Lymphknoten im Kopf-Hals-Bereich, Nasenausfluss, Ödeme.
  • In dieser Phase ist bereits Virusmaterial vorhanden.
  • Über Tupferproben aus den Nasenhöhlen lässt sich das EHV labortechnisch nachweisen und damit eine erste Maßnahme einleiten.

Agressive Variante befällt Hirn und Rückenmark

Pferd & Pferdesport

Pferd: aggressives Herpesvirus in Valencia ausgebrochen

von Deutsche Reiterliche Vereinigung

Mitten in der Corona-Krise verbreitet sich ein weiteres Virus: Beim spanischen Reitturnier CES Valencia ist das Equine Herpesvirus (EHV-1) ausgebrochen. Vorerst sind Turniere bis 28. März abgesagt.

Die dramatische Entwicklung in Valencia wurde allerdings vom Equinen Herpesvirus Myeloenzephalopathie (EHM) ausgelöst.

  • Dieses ist eine Variante des EHV-1.
  • Das EHM befällt Hirn und Rückenmark.
  • Bei schweren Verläufen von EHV-1 mit Beteiligung der EHM-Variante kommt es nach dem Abklingen der ersten Symptome am fünften Tag zur sogenannten Virämie: Virusmaterial gelangt in die Blutbahn. Die Pferde sind schwer krank. Sie haben hohes Fieber (41 °C und höher) und scheiden viel Virusmaterial aus.
  • Das Virus kann der Tierarzt in dieser Phase mit einer Blutprobe nachweisen.
  • Am Ende der Virämiephase bei schweren Verläufen (etwa 10. Tag) gelangen große Mengen Virusmaterial ins Rückenmark und in den Hirnstamm. Das löst Lähmungserscheinungen wie Schwanken, Festliegen, Verlust der Harnkontrolle, Ataxien und die Aborte aus.
  • Es kann sogar sein, dass das Rückenmark so stark geschädigt ist, dass das Pferd später dauerhaft an Ataxie leidet.
  • Das Risiko, an schweren Verläufen mit der EHM-Variante zu erkranken, ist hoch für Pferde, die eine latente, symptomlose EHV-1-Infektion hatten.

Sofort Maßnahmen einleiten: Quarantäne und Hygiene

Hat der Tierarzt EHV-1 festgestellt, sind sofort Maßnahmen einzuleiten.

  • Das erkrankte Tier muss in Quarantäne und zwar möglichst ohne Kontakt bzw. mit großem Abstand (empfohlen sind 50 m – EHV wird durch die Luft übertragen) zu anderen Pferden stehen.
  • Möglichst nur eine Person sollte das Pferd versorgen.
  • Generell sollte jeder, der mit dem erkrankten Pferd umgeht, Schutzkleidung tragen.
  • Zweimal täglich ist Fieber zu messen (Normaltemperatur 37 °C).

Das direkte Bekämpfen des Virus ist nicht möglich. Mit Entzündungshemmern (Cortison) kann das Pferd unterstützend behandelt werden. In der Phase des Festliegens kann das Pferd zur Entlastung in einer Hängevorrichtung hängen.

Gesunde Pferde impfen

In Quarantäne stehende Pferde sollten nicht geimpft werden. EHV-geimpfte Pferde, die gesund und fieberfrei sind, können nachgeimpft werden. Impfen baut eine Barriere gegen die Infektion mit EHV auf. Bei starkem Infektionsdruck kann das Pferd trotzdem erkranken, der Verlauf ist jedoch milder. Außerdem besteht in einem durchgeimpften Bestand kaum eine Mutationsgefahr. Es ist wichtig den gesamten Bestand zu immunisieren, da nicht geimpfte Pferde ein hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe haben.

Valencia und die Folgen

Herpes bei Pferden: Ruhe bewahren

von Rebecca Kopf

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