"Unsere Gesamtbilanz ist positiv, aber Erfolg ist immer nur eine Momentaufnahme. Wichtig ist, flexibel zu bleiben.“ Diese Feststellung traf Ralf Johanshon, Vorsitzender des Westfälischen Pferdestammbuches, in seiner gewohnt ruhigen Art anlässlich der Delegiertenversammlung am Dienstagabend vergangener Woche in Münster-Handorf. In einer Corona-bedingt schwer einzuschätzenden wirtschaftlichen Ausnahmesituation habe der Verband von einer guten Nachfrage nach Pferden profitiert. Dieser Erfolg sei den Züchtern zuzuschreiben, gab der Vorsitzende seinen Dank an die 73 anwesenden Delegierten weiter. Nur wenige deutsche Zuchtverbände könnten ihre Mitgliederzahlen halten. Im Gegensatz dazu verbuchte das Westfälische Pferdestammbuch sogar ein leichtes Plus im vergangenen Jahr um gut 80 auf insgesamt rund 8200 Mitglieder.
„Online“ als Chance
Johanshon lobte aber auch das engagierte Handorfer Team. Durch den Wechsel auf Online-Auktionen konnte der Umsatz bei den Reitpferde-Auktionen nach Angaben des Vermarktungsleiters Thomas Münch sogar gesteigert werden; ebenso die Zahl der verkauften Pferde. Betrug der Jahresumsatz 2019 noch knapp 3,06 Mio. € bei 119 verkauften Pferden (Verkaufsquote: 71 %), wurde 2020 mit 142 verkauften Reitpferden (Verkaufsquote: 80 %) ein Gesamtumsatz von 3,73 Mio. € erreicht. Auch die Zahl der angebotenen und verkauften Fohlen bei Online- bzw. Live-Auktionen stieg von 325 (davon 259 verkauft) im vergangenen Jahr auf aktuell 391 Fohlen (311 verkauft).
„Sie sind gesund aufgestellt“
Als zukunftsorientiertes Pilot-Projekt bezeichnete der Vermarktungsleiter die bereits stattgefundene Embryonen-Auktion, bei der acht der zwölf angebotenen Embryonen für im Mittel gut 10.700 € versteigert worden waren. „Die Werbung für die Auktion haben wir aber nach einer Stunde bei Facebook rausgenommen, da wir Sorge hatten, dass uns Farbbeutel ans Gebäude geschmissen werden“, beschrieb Münch auch negative Reaktionen über die sozialen Medien bezüglich der Vermarktungsidee.
„Die Bilanz ist hervorragend. Sie sind sehr gesund aufgestellt“, attestierte auch der Wirtschaftsprüfer dem Verband angesichts gestiegener Umsatzerlöse von 4,9 Mio. € (2019) auf 5,7 Mio. € (2020) sowie einem fast verdoppelten Jahresüberschuss (2019: 79.000 €, 2020: 155.000 €). Und nach Einschätzung der Rechnungsprüfer könnte das Ergebnis 2021 das der Vorjahre sogar noch deutlich übertreffen. In dem Zusammenhang verkündete Carsten Rotermund, dass der Bau- und der Förderantrag für den Umbau und die Renovierung des Pferdezentrums gestellt worden seien und eventuell noch Ende des Jahres, spätestens aber im Frühjahr 2022 mit den Baumaßnahmen begonnen werde.
Über die erforderlichen Satzungsänderungen wurde „en bloc“ abgestimmt. Alle Delegierten sprachen sich dafür aus, sodass die Änderungen am 1. Januar 2022 in Kraft treten. Damit ist der Weg frei, dass vom Vorstand wie bereits angekündigt Thomas Münch und Katrin Tosberg als gleichwertige Zuchtleiter berufen werden können. Zudem wird es zukünftig drei Zuchtausschüsse geben: für Reitpferde, für Kaltblüter sowie Haflinger/Edelbluthaflinger, außerdem einen Zuchtausschuss für alle weiteren Rassen.
Wahlen zum Vorstand
Der stellvertretende Vorsitzende Dr. Klaus Strautmann aus Telgte und Egbert Bispinghoff aus Werne wurden von den Delegierten einstimmig für weitere vier Jahre wiedergewählt. Zudem gibt es ein neues Gesicht im siebenköpfigen Vorstand des Verbandes: Nachdem Dr. Lutz Ahlswede im vergangenen Jahr aus dem Vorstand ausgeschieden war, wurde bei den aktuellen Ergänzungswahlen der 56-jährige Münsteraner Andreas Busacker, Vater der erfolgreichen Vielseitigkeitsreiterin Greta Busacker, einstimmig gewählt.
Eine Sonderehrung erhielt Dr. Lutz Ahlswede. Der 2020 aus dem Vorstand ausgeschiedene Tierarzt und erfolgreiche Pferdezüchter wurde einstimmig zum Ehrenmitglied des Verbandes gewählt.
Züchter-Ehrungen
Traditionell werden bei der Delegiertenversammlung verdiente Züchter geehrt. Für das Jahr 2020 waren das in den verschiedenen Kategorien die folgenden Personen:
Hengstaufzüchterpreis: Karl-August Schulte-Varendorff, Ibbenbüren
Züchter des Jahres "Reitpferde": Berthold Triebus, Ennigerloh
Züchter des Jahres "Deutsches Reitpony": Josef Alkemeier, Recke
Züchter des Jahres "Kleinpferde": Reinhard Cramer, Herscheid.