Der Umsatz mit Ökolebensmitteln in Deutschland wächst. Er hat 15 Mrd. € erreicht. Damit liegt der Anteil der Bioerzeugnisse am gesamten Lebensmittelmarkt bei rund 6,5 %. Vom steigenden Marktvolumen profitiert besonders der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Etwa 60 % des Gesamtumsatzes entfallen auf diesen Vermarktungsbereich. Aber auch der Naturkosthandel sowie die Fachgeschäfte (Metzgereien, Bäckereien) verzeichnen Umsatzzuwächse, die jedoch 2021 nicht das Niveau von 2020 erreichen, dem Corona-bedingten Boomjahr.
Umsätze bei Hofläden gewachsen
Branchenspezialisten zufolge stagniert bei den Bioläden, Bio-Supermärkten und Bio-Lieferdiensten der Umsatz. Einzig die Hofläden erzielen ein Plus von etwa 4% gegenüber dem Vergleichszeitraum 2020. Das ist deshalb bemerkenswert, weil gerade den Hofläden in der Vergangenheit immer wieder das langsame Aussterben vorausgesagt wurde. Die jüngsten Zahlen widerlegen diese These.
Kosten kaum gedeckt
Die Nachfrage nach den Erzeugnissen des Ökolandbaus dürfte auch künftig wachsen. Da auch die politischen Weichenstellungen und noch viel stärker der gesellschaftliche Diskurs die nachhaltige Lebensmittelproduktion befördern, ist von einer kontinuierlichen Marktentwicklung auszugehen.
Allerdings gewinnt das Thema der Preisgerechtigkeit gleichzeitig an Bedeutung. Schon jetzt gibt es Produktionsbereiche, in denen zeitweise die Erzeugerpreise kaum noch eine Kostendeckung ermöglichen. Ein Augenmerk muss also darauf liegen, sowohl bei den Marktpartnern als auch bei den Verbrauchern ein noch stärkeres Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Bio seinen Preis hat. Und dieser Preis muss für viele Bioerzeugnisse künftig deutlich über dem liegen, den wir augenblicklich kennen. Eine Erkenntnis bleibt aber bestehen: Die Einstiegsmöglichkeiten für neue Erzeuger sind weiter grundsätzlich gut.
Schwein: Hohe Preise
Die Bioschweinehalter in NRW freuen sich derzeit über stabile und sehr gute Preise mit steigender Tendenz. Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) wies für Oktober 2021 netto 3,93 €/kg Schlachtgewicht (SG) für pauschal abgerechnete Tiere aus, Schweine der Handelsklasse E wurden mit 4,01 €/kg SG angegeben. 25 kg schwere Bioferkel wurden in diesem Zeitraum mit etwa 150 € gehandelt. Auch hier gibt es eine weiter positive Preistendenz.
Seit mehreren Jahren steigt außerdem die Nachfrage des Handels nach Bioschweinefleisch. Jedoch muss berücksichtigt werden, dass der Markt für Bioschweinefleisch mit etwa 1% am Gesamtvolumen noch sehr klein ist. Langfristig kann auch durchaus die Frage gestellt werden, in welchem Ausmaß künftig Schweinefleisch in Deutschland konsumiert wird. Alle Experten rechnen mit einem deutlichen Rückgang. Die Biobranche wird diese Entwicklung eines Tages auch zu spüren bekommen.
Milch: Kosten über Preis
Die NRW-Biomilcherzeugung stagniert seit etwa zwei Jahren und beträgt in etwa 91.500 t jährlich, was einem Biomilchanteil von rund 2,7% entspricht. Dadurch, dass die Verarbeitungskapazitäten der in NRW Biomilch erfassenden Molkereien ausgeschöpft sind und nennenswerte Ausweitungen nicht in Sicht sind, entwickelt sich das Angebot nicht weiter. Dabei wären eigentlich die Zeichen auf Wachstum gestellt, denn es zeigt sich ein wachsender Bedarf.
Anlass zur Sorge bieten jedoch die ausgezahlten Erzeugerpreise: Zwar liegen diese seit mehreren Jahren sehr stabil bei netto etwa 48 bis 49 Cent/kg, jedoch werden gleichzeitig Produktionskosten von 60 bis 65 Cent/kg ermittelt. Daraus ergibt sich ein erheblicher Handlungsdruck.
Getreide: Preiserholung
Der Biogetreidemarkt ist im Grundsatz gut entwickelt und innerhalb der üblichen Schwankungen weitgehend kalkulierbar. Die Erzeugerpreise, die zwischenzeitlich sowohl im Konsum- als auch im Futtergetreidebereich unter Druck geraten waren, haben sich allgemein und auf breiter Front erholt. Insgesamt ist für dieses „Brot-und-Butter-Geschäft“ des ökologischen Ackerbaus wenig Überraschendes für die Zukunft zu erwarten.
Allerdings ist die von der augenblicklich hohen Teuerungsrate stark betroffene Transportlogistik noch zu erwähnen. Dort kann es punktuell zu Einschränkungen bei der Verfügbarkeit bzw. der Handelbarkeit von Getreide und damit auch bei der Wirtschaftlichkeit in der Vermarktung kommen.
Ein Nachfragesog wird bei Bioeiweißfuttermittel entstehen. Die zum 1. Januar 2022 in Kraft getretene neue EU-Öko-Verordnung schreibt eine 100-%-Biofütterung vor. Um die in den letzten Jahren deutlich gewachsenen Tierbestände in Ökobetrieben ausreichend zu versorgen, bedarf es einer deutlichen Steigerung bei Leguminosen. Dies wird, so die Prognose, auch zu steigenden Preisen führen.
Gemüse: Nachfrage steigt
Die Nachfrage nach Biogemüse war in den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 Jahres sehr hoch. Die AMI registrierte eine um rund 11% im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Einkaufsmenge in Deutschland. Es ist davon auszugehen, dass im bevölkerungsreichen NRW ein Großteil des Umsatzes stattfand. Obwohl es auch hier in der Vergangenheit einen erheblichen Corona-Effekt gab, weist vieles darauf hin, dass die Nachfrage auch weiter steigt.
Zusammenarbeit erforderlich
Das Frischesegment ist von jeher ein Gradmesser für den Biokonsum gewesen und auch jetzt verbinden die Verbraucher Obst und Gemüse in besonderer Weise mit dem Ökolandbau. Allerdings gilt auch hier: Sobald es Übermengen durch Produktionsausweitungen gibt (wie bei Biomöhren in den Niederlanden), drückt das auf den Erzeugerpreis. Für alle Bereiche gilt mehr denn je: Bioerzeuger in Europa, schließt euch zusammen.
Angebot der Landwirtschaftskammer: Kostenloser Betriebs-Check, ob Umstellung auf Öko möglich ist.
8. März 2022: Umstellertag auf Haus Düsse.
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