Die Gewinnvorhersage für das Wirtschaftsjahr 2021/2022 ist alles andere als rosig. Über alle Betriebsformen haben die Fachleute der Landwirtschaftskammer NRW einen durchschnittlichen Gewinn von 45.300€ vorausberechnet. Mit einer Nettorentabilität von 56% ist damit bei Weitem keine vollständige Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital möglich.
Durchschnittlich heißt aber auch, dass es Betriebsformen gibt, deren Ergebnisse noch darunter, aber ebenso darüber liegen. Viele Schweinehalter sind zum Beispiel weit davon entfernt, überhaupt Gewinne zu erzielen. Reine Ackerbaubetriebe werden dagegen wohl ein besseres Ergebnis erzielen als im Vorjahr.
Ergebnisplus im Ackerbau
Die Sparte Ackerbau liegt mit einem errechneten Unternehmensergebnis von etwa 77.000€ um 22,6% über dem Vorjahresgewinn. Nach den kalkulatorischen Ansätzen würden die eingesetzten Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital in vollem Umfang entlohnt. Die um ein Fünftel gestiegenen Ausgaben für den Materialaufwand in der Pflanzenproduktion verhindern ein besseres Ergebnis. Getreidebetriebe partizipieren vorwiegend von 14% mehr Getreideerlösen. Verbesserte Halmfrucht- und Rübenumsätze führen in Hackfruchtbetrieben eine jeweils rund 15%ige Gewinnbeeinflussung herbei. Das für Hackfrucht- und Getreidebetriebe prognostizierte Ergebnis liegt mit jeweils etwa 70.000€ dicht beieinander.
Ackerbaugemischtbetriebe erzielen mit einem Unternehmensergebnis von 92.300€ das höchste Einkommen. Sie setzen neben Kartoffeln, Rüben und Getreide verstärkt auf Feldgemüse, das mit einem Umsatzanteil von 45% an den Einnahmen aus der Pflanzenproduktion erheblich zur positiven Einkommensentwicklung beiträgt.
Gute Preise, mäßige Erträge
Halmfrüchte konnten im Erntejahr 2021 ihr Ertragspotenzial bei unterdurchschnittlicher Sonneneinstrahlung nicht ausschöpfen.
Für Getreide ohne Körnermais wurden zum Vorjahr eine Ertragsabnahme von 4,5% sowie ein Preisplus von 19,5% gewählt, was zu höheren Umsatzerlösen führt.
Beim Raps gehen ein um etwa 4% rückläufiger Ertrag und ein Preiszuschlag von 22% in die Berechnungen ein.
Der Kartoffelpreis erfordert eine Mischkalkulation aus Speise- und Industrieware. Im Mischpreis ist ein leichter Zuschlag von 1,2% zum Vorjahr berücksichtigt.
Für Zuckerrüben beinhaltet die Vorschätzung im Vergleich zum Vorjahr einen jeweiligen Zuschlag von 8% bei Preis und Menge.
Bei Silomais sind ein Plus von 5% beim Ertrag und ein Preiszuschlag von 2% die Kalkulationsgrundlage.
Körnermais fließt mit einer Ertragszunahme von fast 4% und einem um 29% verbesserten Preis in die Prognose ein.
Für Feldgemüse wurden eine Ertragszunahme von 8% sowie ein um 4% verbesserter Durchschnittspreis im Erntejahr 2021 unterstellt.
Das laufende Wirtschaftsjahr 2021/22 erfordert deutliche Mehrausgaben für den Spezialaufwand in der Bodenproduktion, der sich zusammengefasst mit –16,5% Gewinn im Ackerbau bemerkbar macht. Düngemittel fließen z. B. mit Mehrkosten von beachtlichen 80% in die Vorschätzung ein.
Futterbau: Die Milch machts
Rindviehhalter können auf eine mäßige Einkommensverbesserung hoffen. Im Futterbau errechnet sich ein Ergebnis von 56.800€ oder +10,5% zum Vorjahr. In der Gruppe der spezialisierten Milchviehhalter ist ein Ergebnis von 62.000€ erreichbar, das jedoch mit einer Nettorentabilität von 78% eine Vollkostendeckung verfehlt. Das Einkommen der Milcherzeuger liegt nach den Vorausberechnungen um beachtliche 19.600€ höher als in der Gruppe Sonstiger Futterbaubetriebe. Deren Rindermäster, Mutterkuhhalter und kleinere Milchviehbetriebe setzen verstärkt auf Rindviehverkäufe. Daraus erzielen sie angesichts erfreulicherer Preisnotierungen einzelbetrieblich etwa 33.500€ mehr Geld als im Jahr 2020/21. Hinzu kommt mehr Umsatz aus Milch, der sich mit 5% Einfluss gewinnerhöhend auswirkt. Deutlich zunehmende Ausgaben begrenzen den Gewinnzuwachs auf bescheidene 42.400€. Mit einer Nettorentabilität von 49% sind sonstige Futterbaubetriebe von einer vollständigen Faktorentlohnung weit entfernt.
Mehr Geld für Rindfleisch
Angesichts der im Erntejahr 2021 verbesserten Grundfutterversorgung ist einzelbetrieblich etwas mehr Milch (+1,5%) zu erwarten. Vor diesem Hintergrund macht sich dann auch der für das laufende Wirtschaftsjahr vorhergesagte Anstieg des Milchpreises auf 37 Cent/kg netto, inklusive aller Zuschläge, bemerkbar.
Bei der Anzahl der verkauften weiblichen Rinder werden ein moderates Plus von 0,5% und ein Preisaufschlag von 4,5% zum Vorjahr unterstellt. Bei deren Schlachterlös bildet ein Plus von etwa 12% die Grundlage der Berechnungen. Die Notierung für männliche und weibliche Kälber könnte mit einem Preisabschlag von 3% zum Vorjahr einhergehen, bei einer moderat höheren Angebotsmenge. Für Mastbullen scheint ein verbesserter Preis von 12% gerechtfertigt. Unter Berücksichtigung dieser Annahmen würden mehr Rindvieherlöse in der Gruppe Futterbau einen etwa 21%igen positiven Einfluss auf deren Einkommen nehmen. Besser eingeschätzte Verkaufspreise bedeuten zugleich höhere Ausgaben beim Rindviehzukauf (+7,5%). Beim Kraftfutter für Kühe und übrige Rinder sind gleichbleibende Zukaufmengen und eine Teuerung von etwa 20% eingepreist.
Eigenkapital fließt ab
Im Schnitt der Veredler, vorwiegend Schweinehalter, ergeben die Berechnungen einen Gewinn von etwas mehr als 1000€, also quasi eine schwarze Null. Der bereinigte Eigenkapitalverlust würde sich auf mehr als 40.000€ verschärfen. Mit rund 17.700€ könnten Schweinemäster nach den Annahmen das beste Ergebnis in der Betriebsform Veredlung erzielen. Im Schnitt der Sauenhalter wird ein Verlust von fast 20.000€ erwartet. Schweinehalter im (teil)geschlossenen System bilden mit einem Verlust von 30.000€ das Schlusslicht. Sie können im Gegensatz zu den Mästern nicht vom Einkauf preiswerter Ferkel partizipieren. Ergänzend belasten steigende Betriebsmittelkosten und desolate Preise.
Notierung unter Vorjahr
Im Herbst 2021 sanken die Marktnotierungen auf 19 €/Ferkel und 1,20 €/kg Schlachtgewicht. Unklar ist, wie sich die Exportmärkte und der inländische Fleischabsatz in der zweiten Jahreshälfte des aktuellen Wirtschaftsjahres 2021/22 entwickeln. Im Rahmen der Vorschätzung werden etwas erfreulichere Marktaussichten angenommen. In den zugrunde gelegten Betrieben könnte sich im Schnitt für 2021/22 ein Nettopreis inklusive aller Zuschläge von etwa 36€ je Ferkel oder –7% einstellen.
Bei der Mastschweinenotierung liegt ein prozentualer Abschlag von rund 2% zugrunde, was einem Erlös von rund 128 €/Schwein netto entspricht. Bei 95 kg Schlachtgewicht ergibt sich eine Notierung von rund 1,35 €/kg netto Schlachtgewicht.
Der Preisabschlag für Ferkel beschert Mastbetrieben geringere Ausgaben für den Ferkelzukauf, die analog zum Ferkelpreis mit –7% Berücksichtigung finden. Für Veredlungsbetriebe bringen die Minderausgaben für den Viehzukauf eine positive Gewinneinflussrate von etwa 27% mit sich. Im jeweiligen Verhältnis zum Umfang des Tierzukaufes fällt dieser positive Einfluss in der Sauenhaltung mit 22% geringer und in der Mast mit 32% höher aus. Der gestiegene Mischfutterpreis für Schweine erfordert einen Preisaufschlag von 20 % für den Zukauf von Schweinefutter.
Kein Ausgleichseffekt
In Verbund- und Gemischtbetrieben verhindern miserable Schweinepreise sowie explodierende Betriebsmittelausgaben einen Anstieg der Unternehmensergebnisse. Saldiert lässt sich aus deren Tierproduktion ein positiver Gewinneinfluss von fast 5% ableiten. Dagegen tragen Mehrerlöse aus dem Pflanzenbau zu deutlich mehr Umsatz bei. Allerdings steigen in Gemischtbetrieben die betrieblichen Aufwendungen stärker als die Erträge. Daher sinkt das Unternehmensergebnis zum Vorjahr um mehr als 8000€ auf etwa 32.000€.
Höhere Energiekosten nehmen einen noch moderaten Einfluss auf die Unternehmensergebnisse, da viele andere Aufwandspositionen wie Vieh und Futter deutlich stärker ins Gewicht fallen. Landesteile unterschiedlichDie Ergebnisse beider Landesteile liegen im Schnitt der Haupterwerber um etwa 30.000€ auseinander. Im Rheinland ergibt die Vorschätzung ein Unternehmensergebnis von 65.000€. Mehr Umsätze aus dem Pflanzenbau nehmen dort einen 21%igen positiven Gewinneinfluss. Beim Vieh dominieren Mehreinnahmen aus Rindern und Milch, die einen positiven Gewinneinfluss von 25% aus der Tierproduktion maßgeblich mitbestimmen.
Auch in Westfalen-Lippe nehmen die Ackerbauumsätze mit 16% einen positiven Einfluss auf das ermittelte Unternehmensergebnis von 35.000€. Allerdings wirken dort der günstigeren Umsatzentwicklung im Futterbau die gegenläufigen Zahlen aus der Schweinehaltung entgegen. Dennoch liegt eine 22%ige positive Gewinnbeeinflussung aus der Tierproduktion vor.
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