Sauenhalter frustriert
Noch nie war die Unsicherheit so groß
Die Getreideernte lief 2022 gut. Doch die Stimmung der Landwirte hat das kaum erhellt. Zu groß ist die Perspektivlosigkeit, zu hoch sind die Kosten. So auch bei Sauenhalter Julius Aundrup aus Senden.
In Senden im Kreis Coesfeld baut Julius Aundrup auf 80 ha Raps, Getreide und Mais an, hält 800 Sauen, vermarktet seine Ferkel regional und betreibt eine Photovoltaikanlage. Auf den ersten Blick ein solides Betriebskonzept. Doch auf der Ernte-Pressekonferenz des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) zeigte sich der Gastgeber vergangene Woche frustriert.
Stromkosten verfünffacht
Sein eigenes Handeln habe kaum noch Einfluss auf den Betriebserfolg. Für die gleiche Menge Strom zahlt er statt 1600 € jetzt über 8000 €. 10 t Futtergetreide kosten ihn heute so viel wie früher 24 t.
Zukunftsangst kostet Kraft
Viel schwerer als die finanziellen Sorgen wiegt bei dem 34-Jährigen aber die Perspektivlosigkeit. Wie soll er den Betrieb für die Zukunft rüsten, wenn zentrale Fragen im Bau- und Immissionsschutzrecht ungeklärt sind und die Finanzierung des geforderten Tierwohls noch nicht steht?
Gesamtkonzept fehlt
Der Rahmen für Investitionen fehlt. So sieht es auch WLV-Präsident Hubertus Beringmeier. Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir habe mit der Wiedereinberufung der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission in den vergangenen Wochen positive Zeichen gesetzt. Es fehle aber ein schlüssiges Gesamtkonzept zum Umbau der Landwirtschaft.
Versorgungssicherheit zieht
Für besondere Aufmerksamkeit bei der anwesenden Regionalpresse sorgte das Stichwort Versorgungssicherheit. Mangelnde Getreidequalitäten aufgrund von Wassermangel seien aber kein Grund zur Sorge, versicherte Martin Bontrup, stellvertretender Vorsitzender des WLV im Kreis Coesfeld. „In Westfalen-Lippe ist genug Getreide da.“ Und was sich nicht zum Brot backen eigne, sei immer noch gutes Viehfutter.
Diesen Kreislaufgedanken betonte auch Regina Selhorst, Präsidentin des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes: „Die Trog-Teller-Diskussion ist viel zu vereinfacht. Ohne Tierhaltung geht es nicht.“
Obst frei verfügbar
Verbrauchern rät sie: Wer trotz schmalem Geldbeutel zum Beispiel frisches Obst genießen möchte, brauche Landwirte nur anzusprechen. Seien die Bäume mit gelben Bändern markiert, könne man sofort zugreifen. Denn sie signalisieren: Wir teilen unsere Ernte gern und tragen so zur Versorgungssicherheit bei.
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