Genossenschaftsverband - Verband der Regionen

Zukunftsmodell Agrargenossenschaft?

Gemeinsame Landbewirtschaftung könnte auch in Westdeutschland interessant sein, findet der Vorstandsvorsitzende des Genossenschaftsverbandes, Ralf W. Barkey.

Agrargenossenschaften als Mehrfamilienbetriebe gibt es bisher fast ausschließlich in den ostdeutschen Bundesländern. Dabei könnte die Idee, als Gemeinschaft selbstständiger Bauern und ihrer Familien Land zu bewirtschaften, auch in Westdeutschland Nachahmer finden.

Von Brüssel ausgebremst

Wie Ralf W. Barkey, Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes – Verband der Regionen bei einer Pressekonferenz am Montag erklärte, existiert in NRW mindestens eine Gruppe von Landwirten, die konkrete Pläne zur Gründung eines Mehrfamilienbetriebes in der Rechtsform der Genossenschaft hat. Gebremst wird dieser Ansatz aber momentan von der Diskussion um die Zukunft der Europäischen Agrarpolitik (GAP). Degression und Kappung von Direktzahlungen benachteiligen solche Betriebsmodelle unangemessen, konstatierte Barkey. Ähnliches gilt für die stärkere Begünstigung der ersten Hektare oder die Junglandwirteförderung. Deshalb wird erst einmal abgewartet, wie das neue Modell der GAP aussieht, bevor grundsätzliche Entscheidungen zur Gründung der Genossenschaft getroffen werden. Zurzeit gehören gut 550 Agrargenossenschaften dem Genossenschaftsverband an.

Alle im Bereich Landwirtschaft tätigen Mitgliedsunternehmen des Verbandes, davon 473 Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften, haben 2018 gemeinsam 19,7 Mrd. € Umsatz erwirtschaftet, etwa so viel wie im Jahr zuvor. Dabei setzen die Genossenschaften im Zeichen sinkender Erträge und schwindender Margen zunehmend auf Diversifikation und Nischenproduktion.

Wachstum nicht überall

Umsatzwachstum verzeichneten die Genossenschaften bei Düngemitteln (+6,8 %), Futtermitteln (+3,1 %) sowie Saatgut (+13,3 %). Rückläufig war der Bereich Brenn-und Treibstoffe (-12,1 %).

Die Milchverarbeiter mussten damit klarkommen, dass die Zahl der Milcherzeuger zuletzt auf weniger als 60.000 geschrumpft ist. Ihre Umsätze sanken preisbedingt auf 8,6 Mrd. € (Vorjahr: 9,5 Mrd. €).

Während die Obst- und Gemüsevermarkter von hohen Preisen profitierten, ging bei den Viehhandels-Genossenschaften der Umsatz zurück, weil einerseits die Zahl der vermarkteten Tiere um 6 % rückläufig war und andererseits die Preise sanken.